DJ Rashad ist tot. Er starb am Samstagabend in seiner Wohnung in der Chicagoer Lower West Side; nach jetzigem Informationsstand erlag er den Folgen einer Rauschgiftüberdosis. Rashad hinterlässt einen 9-jährigen Sohn.
Uns in der Redaktion hat das sehr betroffen gemacht. Wir hatten allgemein den Eindruck: Dieser Todesfall geht vielen Menschen sehr nahe und R.I.Ps auf sozialen Netzwerken reichen nicht, um diese tragische Nachricht zu verarbeiten. Weil DJ Rashad mit seiner Musik beeinflusste und vor allem weil er als Mensch immer greifbar blieb.
Der 1979 als Rashad Hanif Harden in Hammond, Indianapolis geborene DJ und Producer galt als eine Ikone des Ghetto House und als Pionier des Footwork. Die Evolution von Ghetto House zu Juke zu Footwork bestimmte DJ Rashad maßgeblich mit. Beim Footwork bewegen die Tänzer ihre unteren Gliedmaßen in derart irrsinniger Geschwindigkeit, dass die Bewegungen hüftabwärts nicht mehr als solche auszumachen sind. Rashad hat das Tanzen zu 165 bpm salonfähig gemacht. Dabei folgte er stets einer einfachen Botschaft: »We Want You To Shake Your Ass!« Botschaft und Stil fanden besonders in den letzten Jahren über Chicagos Stadtgrenzen hinaus großen Anklang. Insbesondere in Europa, wo Plattenlabels wie Planet µ und Hyperdub sich der Verbreitung seiner Musik annahmen, stieß die Musik von DJ Rashad auf große Gegenliebe. Seine Releases – wie das im letzten Jahr veröffentlichte Album »Double Cup« – zeigen, mit wie viel Feingespür er das Spiel mit Hochgeschwindigkeitsbässen, synkopierten Rhythmen und eindeutigen Vocal-Schnipseln über das Harmonische hinauszutreiben wusste, ohne dabei selbst den Kopf zu verlieren.
In seinem Interview mit DJ Rashad im letzten Jahr erlebte unser Autor Philipp Kunze den Chicagoer Musiker als entspannten, offenherzigen und uneitlen Typen. Ein Eindruck, den viele Menschen teilen, die ein Interview mit Rashad führen durften oder ihn auch nur flüchtig auf einer Party trafen und den alle bestätigen, die Rashad etwas näher kennenlernen konnten. Zahlreiche Produzenten, Rapper und DJs zollen DJ Rashad und seinem Schaffen in diesen Tage Respekt. So auch der Kölner Produzent HADE, der uns exklusiv seinen Tribute-Track zur Verfügung stellt (siehe unten), der u.a. Samples aus der Audiodatei des Interviews, das wir mit ihm führten, verwendet. Die Musikwelt hat viel zu früh einen erfrischend kreativen Künstler und allerorts geschätzen Menschen verloren. Möge Rashad in Frieden ruhen und seine Musik weiter Unruhe stiften.
HADE – R A S H A D (hhv.demag exclusive)