Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Zugezogen Maskulin, Seven Davis Jr., Legowelt et al.

Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Gwen Stefani!
»Let Somebody Love You« by Seven Davis Jr
taken from his new 12inch »Wild Hearts«, out February 9th on Ninja Tune
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Ich sage »ja« zur Message und »äh, okay, shit, was jetzt, was soll ich mit mir anstellen?« zum Groove. Der klingt nämlich nicht nach dem freundschaftlichen Rat, sich der Liebe zu öffnen, sondern wie ein wilder Ganzkörperzungenschmatzer, ausgeführt von der rauen Zunge eines Tigers. Das tut ein bisschen weh, aber iihihii, das kitzelt auch ganz angenehm. Irgendwann bin ich von dem flotten Tempo des Grooves dann auch derart turnt up, dass ich den verkackten Tiger aber sowas von zurück knutsche, dass der sich fortan nur noch an romantische Beziehungen mit Delfinen traut. PK
»I’m Gonna Leave You (Clap! Clap! Remix)« by Melanie di Biasio
taken from the album »No Deal Remixed«, out February 20 on PIAS
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Apropos Seven Davis Junior: Der ist auch einer der ausgewählten Remixer, die das im letzten Jahr erschienene Album »No Deal«, der von Gilles Peterson (Achtung: Wortspiel!) »hochgejazzten« Sängerin, neubearbeiten durften. Ein anderer ist Clap! Clap! Superinteressant den Producer auf »I’m Gonna Leave You« mal mit Ausgangsmaterial zu hören, das nicht den Tonaufnahmen einer verschollen geglaubten Ureinwohnersippe Papua-Neuguineas entstammt. Ganz auf die Wildnis wollte er dann doch nicht verzichten. SH
»Plattenbau O.S.T« by Zugezogen Maskulin
taken from their new album »Alles Brennt«, out February 13th on Buback
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Ich sage »ja« zum Text (zum meisten davon) und »tz, oh, nö jetzt, oder?« zur Musik. Zugezogen Maskulin klingen wie Ahzumjot und sülzen so Mitreiß-Parolen wie »komm’ mit uns, verschwende deine Zeit« in aller bester Casper-Manier in’s Mic. Das habe ich bei Casper ertragen, weil’s neu war; jetzt da einige Jahre vergangen sind, klingt das für mich allerdings alles nur noch nach »Tagen Wie Diesen«, oder »Ein Hoch Auf Uns«. Songs, die zusammenschweißen. Würgs. Aber hier ist es die Jugend, die hoffnungslose noch dazu, die zusammengeschweißt werden soll und Zugezogen Maskulin gehören sowas von zu den Guten, da kann man die Jungs auch einfach mal mit einem verständnisvollen Nicken durchwinken: Charts ey, gönnt euch, irgendwo muss die Kohle ja herkommen. Beim Refrain schalte ich aber trotzdem ab, sonst muss der bereits schwer verängstigte Tiger sterben. PK
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»Acid Reflux« by Rone
taken from his new album »Creatures«, out February 5th on Infiné
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»Acid Reflux« ist das schönste, was mir bisher im Februar untergekommen ist. Ein verseuchter Monat. Voller Kälte, Karneval und irgendetwas anderem beschissenen, das nicht mit »k« geschrieben wird, denn die Alliteration hat der Februar nicht verdient. Vom Titel des Songs kann man sich schon die Flucht treiben lassen, keine Frage. Wer dann aber Play drückt, der wird zum weichgespülten Tiger, schwerelos im Ozean, liebkost von einem Delfin. Toshinori Kondo (bereits Saxophonist für DJ Krush, Bill Laswell u.a. gewesen) bläst mir direkt in den süßesten Punkt meiner Seele, ich sage »ja« zum Februar und wäre sogar bereit einmal den Refrain von »Ein Hoch Auf Uns« mitzusingen. Okay, aber nur wenn ich danach auch kotzen darf. PK
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»Phase5« by Legowelt
taken from the EP»Cosmic Space«, out soon on Unknown To The Unknown
Unkown To The Unknown hat diese Woche einen neuen Release von Legowelt angekündigt, und auch wenn der nimmermüde Niederländer nicht gerade den Ruf eines Faultiers genießt, sind Nachrichten ohne Seltenheitswert, wie eben diese, immer auch ein Grund zur Freude. Wieso? Hört selbst. SH
»White Iverson« by Post Malone
Ich hatte viele Träume in meinem Leben. Von den geplatzten, tut einer am meisten weh: ein weißer Iverson würde ich nie sein. Habe einfach immer zu viel von dem gemacht, von dem Zugezogen Maskulin weiter oben berichten; auch das Trikot der 76ers sah einfach daneben aus, wenn ich’s ohne Shirt darunter trug und allzuoft ist mir der Ball beim Crossover zwischen den Beinen stecken geblieben oder vom Knie abgesprungen und in Tigerkacke gelandet. Post Malone hebt meine zerbrochenen Träume vom Boden auf und schmückt sich damit. Und genauso klingt »White Iverson« auch: traurig, wunderschön und lächerlich. PK