Auf Facebook hatte im Zuge unseres Jahresausklangs ein gemeinsamer Freund angeregt wir mögen doch für Ssio den Platz 0,9 kreieren. Hätten wir mal tun sollen. Nuttööö. FA
»Christmas Will Break Your Heart« by LCD SoundsystemDie letzten fünf Stunden meines Heiligabends verbrachte ich mit verklebter Nase auf dem windigen Zentralen Omnibusbahnhof Münchens, wo mir eine ältere Türkin mit Thermounterwäsche (fragt nicht) drei getrocknete Feigen überreichte (keine Metapher) und mit mir übers Reisen sprach (mäßig interessant). Als der Bus mit endlich eintraf, riss mich der Mangel an stabilem WiFi umso mehr in eine existenzielle Krise. In einem Akt halbgelebten Widerstands schlief ich in acht Stunden circa fünf Mal ein, sabberte dabei zwei Mal meine Jacke voll und wischte das Schlamassel nur ein Mal erfolgreich weg. Als die Sonne aufgegangen und Berlin wieder in die Nähe gerückt war, konnte ich immerhin diesen Song hören und zuhause nach einer Runde aufgewärmten Curry mit Nudeln (geil) in einen speichelfreien Schlaf gleiten. Und ihr so? KC
»Systems (Skeng Riddim)« by The Bug feat. The SpaceapeIn Pop-Kultur aufgewachsen zu sein und weiter in ihr zu leben, bedeutet leider auch, sie sterben zu sehen. Der Tod von The Spaceape – der Stimme von unter anderem Kode9 und, ganz ergreifend, Burial – wog 2015 etwas schwerer als andere Abschiede des letzten Jahres (sorry, Lemmy). Schön, dass The Bug zumindest diese fetten Digi-Riddims ausgepackt hat – Stephan Gordon lebt nun so weiter, wie es sich für jemanden gehört, der einst die Line »immune from dying« droppte: Im Archiv, als mit unglaublicher Präsenz ausgestattetes Gespenst. Wer tot ist, wird niemals sterben. KC
»Horns Of War« by PeamanIch bin nun wirklich nicht sonderlich Dancehall-affin, aber dieser Sax-Dudel-Dub des (so behaupten Menschen, die unironisch Bredren und Gwan in ihren alltäglichen Sprachgebrauch aufgenommen haben) Überriddims War, macht mich schon all irie, auch wenn ich bei diesem Tempo schnell zum gruseligen Schunkelonkel werde und das innere Bierzelt in mir umarme. Und das will nun wirklich keiner sehen. FA
»Rushing Into Water« by Tolouse Low TraxSo, zurück in die Komfortzone. Die definiert Tolouse Low Trax erfahrungsgemäß etwas anders als – ja, irgendwiiiiiie – alle anderen, aber genau deswegen ist sein hypnotischen Spokenword-Kram und afrikanischen Hypno-House simultan vereinnahmendes »Rushing Into Water« auch so großartig. Kann das mal jemand auch in einer 10h-Variante uploaden? FA
»Holographic Matrix« by Xosartaken from Xosar’s new album »Holographic Matrix«, out now via Bandcamp
Kurz vor Jahresende knallte Xosar ein neues Name-Your-Price-Album raus, das ihre letzte LP auf Opal verblassen ließ. »Holographic Matrix« legt den Basic Channel direkt in die dreckigsten Ecken des Unbewussten. Genau dorthin also, wo sich Sex und Gewalt gegenseitig das Blut von den Lippen lecken. Fucks Freud to death, die Couch schnalzt erhaben mit dem Fußstück. KC
»Mini Folia« by SeixlackGeil, Festplattencrash-Acid aus Brasilien. Hart aber herzlich. FA
»Mothlite (Remix)« by Frank Rosalytaken from Frank Rosaly’s new album »Neolithic Extraction – The Malo Remixes«, out January 29th on Utech
Beenden wir den ersten Ausklang des neuen Jahrs auf der Schönheit der ewigen Wiederkehr. Der tektonischen Verschiebung der Grundelemente, die einen Maireigen um sich selbst tänzeln. Frank Rosaly ist einer dieser komischen Free Jazz-Drummer, vor denen dich deine Miles Davis-dufte-findenden Lesegruppenkumpels immer gewarnt haben und der Remix von »Mothlite« der perfekte Ash Ra-Jam, den sie im Kiffoverkill leider wieder vergaßen. Wir hören also auf, wie wir nicht angefangen haben: Ohne Inhalt und Message, dafür aber im kosmischen Einklang. Nuttööö. KC
»Street Politician« by NovelistMeine beiden Kollegen hatten ihre Texte mal wieder rechtzeitig fertig. Ich nicht. In den zwei Tagen, die seitdem vergangen sind, ist kosmischer Einklang mal wieder fast unmöglich geworden. Ins Internet zu gehen, ist, gelinde gesagt, in den letzten Tagen, wie ein Tierarztbesuch meinerseits: Für die Katz. Wegen Silvester in Köln. Mehr sage ich nicht, denn wenn schon der kosmische Einklang kaputt ist, so möchten wir hier wenigstens ohne Message bleiben. Öh, Novelist hat hier eine, glaube ich. Den einzigen Inhalt, dem ich die nächsten Tage Gehör schenken werde, ist der meines Magens. Vom Rest habe ich genug gehört. PK
Listen »FDP« by Yung Hurn
taken from his new album »Krocha Tape«, out now [on Bandcamp](https://yunghurn.bandcamp.com/album/krocha-tape)
Wer Inhalt meidet, der ist bei Yung Hurn bestens aufgehoben. Hier gibt es grenzdebile Freestyles aus Mundwinkeln vom Schlage Cornils im Fernbus. Letztes Jahr hätte man zu sowas noch sagen dürfen: Shit is lit. Das ist jetzt wieder vorbei. Eh egal, nuttöööö. PK
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