taken from Gigi Masin’s recently re-released LP »Wind«, out now on The Bear On The Moon
You know what time it is: Heartbreak-Herbst. Gigi Masins »Call Me« bringt alles mit, um dich verschwommen auf regennasse Straßen blinzeln zu lassen und in deiner Blätterfallfarbenwechseldepression beschwingt zu fühlen. Eigentlich eine Mittachtzigerperle irgendwo zwischen Italo Disco/Pop und Ambient (echt jetzt!), mittlerweile aber wieder als Repress erhältlich. Obwohl, streicht das – überall schon wieder ausverkauft. Noch mehr Grund zur inneren Trauerweidenkörperhaltung. Was dem Genuss hier nur zuspielt. Müssen halt nur ignoriert werden: Die Andy Dwyer-Gedenklyrics Spread the word, not wings. Fliegen aber ist okay. KC
»Leaving The City« by Joanna Newsom
taken from Joanna Newsom’s new LP »Divers«, out October 23rd on Drag City
find it at hhv.de on 2LP and Tape
Ist eigentlich meine Schuld oder die der Popkultur, dass mir auf Anhieb nur zwei Musikerinnen einfallen, die Harfensounds und Pop-Strukturen zugleich bedient haben? Also, ohne peinlich zu werden? Nach Alice Coltrane kommt da eben nur Joanna Newsom, die mit ihrem Portlandia-Cameo eigentlich schon alles über sich gesagt und damit viel entschuldigt hat. Ich bin dabei: Wenn zu Masin das Aqua Alta die Pupillen bedroht, dann darf zu »Leaving The City« eine eben solche Mischung aus Weltschmerz und Euphorie drin sein. Oh, muss ich nach den heiligen Gesetzen der Musikjournaille an dieser Stelle eigentlich noch einen Kate Bush-Vergleich droppen? KC »Kingsize (Kelly Lee Owens Rework)« by Jenny Hval
Ich meine, sicherlich musste sich selbst die von Kunze (raus aus dem Urlaub, rein in die Matratzengruft – gute Besserung!) und mir höchstverehrte Jenny Hval die dümmlichsten Katie-Analogien anhören. Weil Vagina und so. Kratzte sie indes bestimmt nicht, schließlich hat sie mit »Apocalypse, girl« dem Ganzen viel Kleines entgegengesetzt. Klingt homöopathisch, ist aber allumfassend geil. Ähnlich wie Kelly Lee Owns-Rework des Openers »Kingsize«, der ein bleepiges Stück Techno aus der Noise-umkränzten Lyrik-Rezitation macht. Killer, auf allen erdenklichen Ebenen. KC
»Thinking Of Jaeta« by Solpara
taken from Booma Collective’s new compilation »The Furnace Series Vol. 2«, out October now on Booma
find it at hhv.de on 12inch
Ähnlich Spaß, weil genauso weit vom eigenen Tellerrand entfern, macht der zweite Teil der »Furnace Series« des über den Erdball zerstreuten Booma Collectives. Eines der Highlights ist das plinkernde Dub Techno-Derivat Solparas von dessen Debüt-EP ich nach wie vor nicht genug bekomme. Ein wunderschön pumpenden Bass, eiszapfene Modular-Sounds und diese Kickdrum, die ein wenig Wärme im tiefsten Heartbreak-Herbst spendet. Ein tröstlicher Track, durch und durch. KC
»B23 Steelhouse« by Lee Gamble
taken from Lee Gamble’s new White Label EP »B23 Steelhouse / Motor System (Extension)«, out soon on PAN
À propos Techno. Letztens, im Hoodiemusikjournalismus: Levon Vincent jammert auf Facebook rum, die Headlines schreiben sich von allein. Nur titelt heutzutage leider niemand mehr die blanke Wahrheit sondern nimmt die Chose so ernst wie Vincent sich selbst. Tja. Dann doch lieber Gamble, der die von Vincent vermissten Jazz- und afro-kubanischen Elementen ebenfalls übergeht, dafür in seinem Eigen-Edit aber Maulschellen-Claps und Schwurbel-Chords in den Raum wirft. Kommt als White Label und will auch nicht mehr als unprätentiös den Floor abzuworken wie DJ Roomba Warum also jammern, Vincent? KC
»Outlines« by Andrea
out now on Ilian Tape
find it at hhv.de on 12inch
Zumal Techno vielleicht aktuell wenig Ausfallschritte stellt, dafür aber mächtig steppen kann. Case in point ist wieder mal ein Ilian Tape-Release das dritte von Andrea wohlgemerkt. Erinnert in seiner Verbindung von luftigen Breaks und Emo-Trance-Chords an die letzte Skee Mask auf, naja, eben: Ilian Tape, macht aber zumindest marginal etwas anders, bolzt also auch mal Vier auf den Flur und weint sich trotzdem ein. Ich sag doch: Heartbreak-Herbst. Selbst und vor allem im harten Breakbeat-Techno. KC
»I’m Wishin’« by Junktion
taken from Junktion’s new EP »Hot’n’Bothered«, out now on Razor-n-Tape
Vielleicht bin ich aber auch nur so fühlig, weil ich mich (und eventuell euch) gerade komplett alleine unterhalte. Nicht nur ist Kunze krank, auch Hinz kratzt sich vorm Bücherschrank die Kopfhaut weg darüber, was er nun in den Urlaub mitnimmt und Aigner hustelt härter als Detroit im Gesamten – keine Zeit für Kinkerlitzchen. Vielleicht brauche ich Tom Hanks-mäßig so einen Wilson-Volleyball, der mich durch diese harten Zeiten bringt. Wer, wenn nicht Junktion könnte das sein? Gut, Motor City Drum Ensemble käme ebenfalls in Frage, aber mal ehrlich: So langsam hat der Geburtsniederländer dem Wahlniederländer eine Nasenspitze voraus, zumindest was Outputfrequenz anbelangt. Von seiner »Hot ’n‘ Bothered«-12" einen Favoriten auszuwählen ist ein herkulischer Task, weshalb ich auf YouTube vertraue: Da gibt’s nur den einen Track, deswegen muss der jetzt allleine die Sonnenstrahlen wieder langziehen. KC
»Knock Knock« by MED BLU MADLIB
taken from MED BLU MADLIB’s new album »Bad Neighbor«, out October 30th on Bang Ya Head
find it at hhv.de on 2LP and CD
Und weil zum grande finale noch der Quoten-Rap-Track kommen muss und ich mit Ausnahme von MF Doom und JuJu Rogers keine lebenenden Rapper kenne, hier also das brandheiße Feature mit everyone’s favourite Silbenverschnuschler auf der neuen Kollab-LP von MED und BLU über Madlib-Beats. Letzterer legt in Sachen Sampling-Game noch eine fette Ladung Wah-Wah-Funk drauf, was das polyphone Stimmengewirr auch nicht weiter stört, sondern nur dichter zusammenrücken lässt. Bei denen ist halt immer: Hot-Box-Herbst. KC