taken from Ride’s new EP »Remixed«, out now
Was los? Sonderliche Zeichen verdichten sich: Nachdem Aigner letzte Woche zwischenzeitlich WLAN-los war, schaltete sich mein Smartphone beharrlich von selbst in den Automodus, obwohl ich nicht mal einen Führerschein besitze. Jedenfalls wurde es damit als Musikwiedergabegerät unbrauchbar und ergo völlig nutzlos. Mir blieb nur: Walkman rau, des nachts in den Park, mein leierndes »Paris«-Tape von The Cure pumpen und dran denken, wie unglücklich sich mein Über-Fandom doch damals in der Frisur widerspiegelte. Womit wir beim Robert Smith-Remix von Rides »Vapour Trail« sind: Niemand braucht den, so wie ich damals keine Haarpflegeprodukte. Aber ich will den trotzdem auf Kassette haben. Einfach weil. KC
»Gesceap« by Tortoise
taken from Tortoise’s new album »The Catastrophist«, out January 22nd on Thrill Jockey
À propos dumme Jugendsünden: An dieser Stelle ein Shoutout an I., L. und R., die mich 2004 aufs Melt! mitschleppten. In Prä-Jutebeutel- und Mittelschichtsdatingblogzeiten war das noch ein irgendwie feines, intimes Ding mit funktionierenden Duschen und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Tortoise gesehen. Von weit weg, mit zusammengekniffenen Augen und nicht in der Lage, die Anzahl der Menschen auf der Bühne zu bestimmen. War geil für zwei Minuten, dann aber bin ich lieber (!?) Robocop Kraus gucken gegangen. Tja. Schon dumm. Elf Jahre später: Tortoise sind mal wieder wieder da und mein Herz fließt über vor so viel Rokokko-Post-Rock, der sich feingliedrig um sich selbst schlingt. Hach. Wäre ich damals bloß stehengeblieben, ich wäre wohl für immer stehengeblieben. KC
»Drive« by Mall Grab
taken from Mall Grab’s new EP »Elegy«, out October 13th on 1080p
Wir können uns so oft über die Oktoberfestnullis lustig machen, wie wir wollen: Im Grunde sind unsere Indie-Nerd-Instinkte doch ebenso basic. Ein Tape-gone-Vinyl-Label wie 1080p weiß die zu triggern. Jetzt mit noch mehr Regenwald-Field-Recordings aus dem letzten Fruity Loops-Samplepack, hallverhangenen Chords über Stepper-Beats und fein säuberlich aufgeschnürten Hi-Hats, die sich mit Synthie-Stabs ablösen. So berechenbar, so Outsider House, so 2013 und doch halt irgendwie: Geil, emotional und herzerweichend käsig. Voll das Anthem, voll unspielbar auf jedem ehrhaften House-Floor, voll Weißwurstersatz für einen attitüdenverpickelten Veganer wie mich. KC
»7« by SFIRE
taken from SFIRE’s new EP »6/7«, out now on Ultramajic
Von Weißwurstersatz für Veganer zur Törtchenschlacht mit SFIRE, deren erste Maxi mit ihrem toll ungeniert divenhaftem Italo-via-West-End-House die Teller hier nie verlassen hat und die sich jetzt mit Jimmy Edgars Ultramajic zusammengetan haben um ihre wie üblich schon seit Jahren vor Publikum getesteten, für voguewillige Dramakings gemachten, aber auch deine Eltern in ihrer Heaven17-Phase abholenden Nummern 6 und 7 endlich zu ›veröffentlichen‹. Die Tüttelchen im übrigen, weil die Auflage von 100 Stück natürlich eine Unverschämtheit ist. FA
»Today (Dadras Remix)« by Jefferson Airplane
Unter weniger Arschritzenschweiß leidet Dadras, der ein sehr verqueres Album mit einem Freebie krönt, das in seiner Cloudiness wunderbar an dieses Sega Bodega Schätzchen aus der letzten Woche anknüpft und mir Hoffnung macht, dass Clams irgendwann doch wieder die Enya-Playlist in seinen Youtube-Favoriten aufmacht. So lange wundern wir uns ob Jefferson Airplane heute eher bei Tri Angle gesignt wären oder als $$$An VIRPLVNZZZ für den A$AP Mob die Frank Oceans geben würden. FA »Stay With Me« by Napoleon Cherry
taken from Napoleon Cherry’s forthcoming compilation »Walk Alone«, out on Music For Memory soonish
Den Track der Woche hat der Kunze ja abgestaubt, gegen die Kombination Hype Williams + Britney kommt auch eine stellenweise wunderbar schief gecroonte Balearenballade des zumnehmend ungeduldig erwarteten Albums von Napoleon Cherry nicht an, obwohl hierzu bitte direkt massiv Kinder gezeugt werden sollen, die bereits mit DJ Harveys Frisur zur Welt kommen. FA
»Distance« by Hype Williams
Hype Williams haben immer gerne mit Pop gespielt. Jetzt ist es aber mit dem spielen vorbei und sie setzen sich direkt zu Britney Spears in die Badewanne. Nur sitzt die inzwischen nicht mehr hundemüde und sautraurig in einer Badewanne in Las Vegas, sondern mit den selben Gemütszustand in der Wanne einer x-beliebigen spärlich eingerichteten Wohnung. Rauschende Gefühle und lauwarmes Wasser also, ganz die Vibes eines deutschen Fernsehekrimis – nur eben in Hype Williams und deswegen in wirkungsgewaltig. PK
»Can You Dig It« by Reginald Omas Mamode IV
taken from his new 12inch »We Are The Universe«, out October 16th on Five Easy Pieces
Find it at hhv.de on 12inch
Damit hat Reginald Omas Mamodes Musik nichts zu tun; also mit gewaltiger Wirkung und gewaltig traurigem Baden. Hier wird völlig entspannt im Tropenregen getanzt. Ich bin hin- und hergerissen, entscheide mich dann aber doch für das Bad mit Hype Williams und Britney Spears, einfach weil ich mir das Szenario schlechter vorstellen kann. PK
»Let Me Down« by Madeira
Das Haarewaschen übernimmt dann bitte Madeira. Die wirkt mit ihrem Song nicht eine von der Sorte »DAS MUSS EINWIRKEN BIS AUF DIE KOPFHAUT!«, die einem via Kopfnuss das Shampoo ›einmassiert‹ und einem dabei bis zum Knorpelschaden das Ohrläppchen einknickt, als würde jemand ein Hanuta halbieren. Stattdessen wispert sie einem ins Ohr, »you got the space to let go« und dann treibt man da so völlig entspannt in der Badewanne rum, Hype Williams kriegen so high wie die sind eh nichts mit, Britney zündet sich genervt ne L&M an und Madeira lächelt sanft, während sie liebevoll auf ihre kleinen Racker im lauwarmen Wasser guckt. PK
»My Name Is Written On It« by Bea 1991
Dann verlässt Bea 1991 extra ihr Chatforum, um uns mit ultrasoften Handtüchern abzutrocknen. Mit Hype Williams geht das nicht mehr, sie sind so high, sie sind keine Körper mehr und Britney will auch noch drin bleiben, damit sie sich danach heimlich eine Glatze rasieren kann. Ich werde also alleine abgetrocknet, meine Haare sind dann süß zerzaust, was Madeira wonnig kommentiert und mir einmal durch die Haare strubbelt. Und dann stehe ich mit roten Backen in der Küche und trinke Kaba und Bea und Madeira schütteln mit in die Hüften gestemmten Armen lächelnd den Kopf: »Ach, unser kleiner Goldspatz«. PK