Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Flying Louts, Kendrick Lamar, Junglepussy u.a.

05.09.2014
Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, ya bish!
»Hoodie Weather« by Marco Polo feat. Prodigy
taken from Marco Polo’s new album »Your Old Droog«, out soon
Vielleicht der Sommerhit des Jahres! Marco Polo und Prodigy berappen über einen leiernden Blues-Riff das Kapuzenpulli-Wetter und finden das auch noch toll. Marco Polo geht direkt noch einen Schritt weiter und denkt sich: Gut, wenn ich schon über beschissenes Wetter rappe, kann ich direkt auch über beschissene Popos rappen und darüber, dass meine Gegnaz, sich ihren bestimmt nicht abwischen.
»Mature« by Old Apperatus
Wir bleiben in der Kapuze versunken. Old Apperatus sind ein mysteriöses Kollektiv aus London, »Mature« ein Song, der es auf kein Album geschafft hat. Der Ausklang, bekannt als siffiges Auffangbecken für Songs, die es auf kein Album geschafft haben und Songs, in denen es um Post-Doo-Doo-Hygenie geht, nimmt »Mature« gerne auf. Ja, mehr noch: findet den richtig schön!
»Want Your Feeling« by Jesssie Ware
taken from her new album »Tough Love«, due out October 6th on Island Records
Wir begeben uns musikalisch in die Ich-puder-meinen-Popo-Ecke, verlassen die Mäckes-Toiletten und tauschen den Hoodie gegen einen Bademantel ein. Auch »Want Your Feeling« ist wieder ein Jessie Ware-Song, der nicht ein bisschen kratzt und schleift, sondern sich wie ein riesiges, seidiges Tuch um einen legt. Es wachsen mir Flügel, das Bäuchlein quillt etwas auf, der Penis schrumpft ein wenig und ich steige als frischgebadete Putte in die Wolken, in denen es nach Weichspüler riecht.
»Never Catch Me« by Flying Lotus feat. Kendrick Lamar
taken from Flying Lotus new album »You’re Dead«, due out October 6th on Warp
find it at hhv.de as 4 LP Box Set, on Double LP and CD
Flying Lotus und Kendrick Lamar auf einem Track. Ich kenn keinen, der einen der beiden »eher so njäää« findet. Für all die Fans da draußen muss die Zusammenkunft von FlyLo und K.Dot sich so anfühlen, wie es sich für Kanye West anfühlen müsste, wenn er es schaffen würde, die Olson-Zwillinge bei sich zu Hause im Bett zu haben: eine Zusammenkunft, die keine Wünsche offen lässt. Lässt sie übrigens tatsächlich nicht! FlyLo jazzt sich im Galopp in Richtung Putten und Weichspüler-Wolken, aber K.Dot schlitzt wie ein Wilder in der Luft rum. Es regnet Putten, Kapuzenpulli-Wetter schon wieder!
»Skyfall« by Travi$ Scott feat. Young Thug
Wenn es Engel regnet und der Himmel auf die Erde fällt, dann gibt es derzeit keinen besseren Themensong als Travi$ Scott’ »Skyfall«. Der kommt jetzt zusätzlich noch in chopped and screwed, wodurch die Zeilen »I don’t wanna buuuuy nooo mooo’, it won’t get me high oh noo’« gleich doppelt so müde, so süchtig, so gefangen in einer Spirale klingen. Ach, und ohne Witz: Wer die Größe von »Days Before Rodeo« noch nicht erkannt hat, der wischt sich auch den Hintern nicht richtig ab
»Nah« by Junglepussy
taken from her debut album »Satisfaction Guaranteed«, [out now](https://soundcloud.com/vice/junglepussys-want-some-mo-ft-hotel-mel-prod-by-mell-masters-shy-guy?in=vice/sets/junglepussys-satisfaction-guaranteed)
Ja, Hygiene bleibt das vorherrschende Thema dieses Ausklangs. Bei Junglepussy ist alles clean, Mäckes ein No-Go, sie kauft gesund ein! Aber in »Nah« gibt es auch die gegenüberliegende Seite. Junglepussy ist jedenfalls eine schwer zu kategorisierende Öko- meets Feministinnen- Ratchet-Rapperin, so dass man nicht weiß, ob sie Oralverkehr oder Gartenarbeit meint, wenn sie rappt »need a nigga that goes down till he feels the dirt«. Sie selbst bezeichnet sich als »spicey ass jamaican bitch, you can get your chicken jerked« und an so einer Stelle bedanke ich mich dann einfach herzlich für die zweifelhafte Auskunft, weiß nicht, was ich sagen soll, sitze jedenfalls bald hochzufrieden auf einer Bank und denke an Hühnchen, Gartenarbeit und das Ganze halt.
»Nueme« by Lee Gamble
taken from his new album »Koch«, due out October 16th on PAN
Völlig eingeschüchtert von Junglepussys Weiblichkeit hat sich der neue Song von Lee Gamble hinter Mama zurückgezogen. »Nueme« ist der schüchternste House-Song der Woche; der Kleine traut sich kaum, den Rockzipfel loszulassen und lugt nur vereinzelt hinter seiner Deckung hervor.
»All In A Day« by Berner feat. YG, Vital & Young Thug
taken from Berner new EP »20 Lights«, coming soon
Bei diesem Song darf man die erste Strophe einfach mal überspringen. Was dann bleibt ist ein Hyphy-Beat, eine YG-Strophe und eine Strophe von Young Thug, die ich mit guten Gewissen als Kunst bezeichne, vor allem, wenn man sich den unheimlichen Schlanken dazu im Video anguckt. »I did it all in day« werde auch ich am Ende des Tages skandieren, weil ich ohnehin nicht viel mehr gebacken kriegen werde, als Young Thugs Baby-Adlibs und ewige Pausen im Loop zu hören.