Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Drake, Andrés, Matrixxman et al.

Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Bläck Fööss!
»Medisances« by Beatriz Ferreyra
taken from the album »GRM works«, out April 13 on Recollection GRM
»Mit Hilfe der Askese soll es manchen Buddhisten gelingen, eine ganze Landschaft aus einer Saubohne herauszulesen.« Diesen Satz kann man an ziemlich prominenter Stelle bei Roland Barthes finden. Der französische Philosoph hat ihn zu einer Zeit verfasst als die Komponistin Beatriz Ferreyra am GRM, dem von Pierre Schaeffer gegründeten Institut für elektroakustische Musik in Paris, das Stück »Medisances« verfasste. Dabei werden Orchesterinstrumente, der eigene Atem und zufällig entstandene Störgeräusch zu einer »ganzen Landschaft« zusammengesetzt. Wir schreiben das Jahr 1968 und es war eine innovative Zeit in den Künsten. SH
»Know Yourself« by Drake
taken from his new album »If You’re Reading This It’s Too Late«
Drake hat die Beyoncé gemacht: hat sich in der Küche betrunken an Jay Z rangeschmissen, und ist mit dem dann auch da aufgewacht, in der Küche. Oh warte, nein, die Nachricht muss anders lauten: Drake hat die Beyoncé gemacht und ein Überraschungsalbum veröffentlicht. »If You’re Reading This It’s Too Late« macht für mich den Ausklang schier gar unmöglich, da ich hierauf eh jeden Track besser finde, als das, was sonst diese Woche erschienen ist. »Know Yourself« steht hier also nur stellvertretend für das ganze Ding wie eine Banane im Sexualkundeunterricht. PK
»Venetian Mask (The Hieroglyphic Being Experience)« by Matrixxman
taken from his new LP »StuxNet«, out March 16 on Ghostly Interntaional
A Propos: Wer lang hat, lässt lang hängen. Sagt man doch so, im Volksmund, unter Sportkletterern, über Matrixxman Zu dessen selbstbewussten Produktionen fühle ich mich immer wieder hingezogen, wie der Lemming zum Wasser. Wenn dann auch noch Hieroglyphic Being seine Finger mit im Spiel hat, flitze ich gleich doppelt so schnell. Nennt mich ausrechenbar, aber so ist es nun mal. SH
»Come Find Me« by Emile Haynie feat. Lykke Li & Romy
taken from Emile Haynie debut album »We Fall«, due out February 23rd on Interscope Records
Lykke sing, Romy von The xx spielt Gitarre und da weißte bereits, dass Du dich nicht all zu weit von der Kleenex-Box aufhalten solltest. »Come Find Me« ist ein lupenreiner Pop-Song und demnächst sicher auch zu hören, wenn eines von Heidis Mädchen Rotz und Wasser weint, weil sie ihr die Haare abschneiden. Ja, die Lücke zwischen der Blogosphäre und Pro7, niemand überbrückt sie so galant wie der Ausklang. PK
Listen over at Vevo

»Climax« by Steve Murphy
taken from his new 12inch »The Climax EP«, out February 27 on Unknown To The Unknown
find it at hhv.de on 12inch
Folgende Annahmen würde ich beim Hören von »Climax« ohne Prüfung der Tatsachen sofort glauben: Steve Murphy ist ein Producer aus Chicago, der seit Ende der 1980er Jahre in Europa als DJ sein Glück versucht. Das Stück »Climax« ist 1989 auf Trax Records erschienen. Ein paar Jahre später hatte er noch eine 12" auf Strictly Rhythm. Dann wurde es ruhig um ihn. Ist natürlich ganz ganz anders! SH
»Can’t Shake It« by Andrés
taken from his new 12inch »Believin’«, due out March on La Vida
Drei Jahre nach »New For U« veröffentlicht der Detroiter House-Veteran Andrés eine neue Scheibe. Von »Can’t Shake It« reicht ein zwei minütiges Snippet, um Pro7, Karneval und andere Monstrositäten des täglichen Lebens zu vergessen. Ich lege mich in die Bassline als wäre die ein Küchenboden und ich Beyoncé auf Himbeergeist. PK
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»Not A Word« by Fort Romeau feat. New Jackson
taken from his new album »Insides«, due out March 30th on Ghostly International
find it at hhv.de on LP
Ich muss zurückrudern. Ein Song lässt mich so richtig meinen neuerlichen Liebesbrief an Drake unterbrechen: »Not A Word« ist Fort Romeaus bisher reifster und musikalischster Song und steigert sich immer weiter von Space-Disco-Gemütlichkeit zu einer Space-Disco-Jubelarie. Ich versuche also einen Liebesbrief im Weltraum zu schreiben, aber der Stift fliegt immer weg und am Ende sieht das Gekrakel ganz furchtbar aus; wahrscheinlich so wie eine Kühlschrank-Nachricht von Beyoncé an Jay Z, in der sie verlauten lässt, dass sie sich vom Himbeergeist übergeben musste, deshalb heute in ihrem eigenen Zimmer nächtigt und sich dafür entschuldigt Jiggas Warhol im Suff in Mitleidenschaft gezogen zu haben. PK
»Just Escape (Jacques Greene’s Plissken Remix)« by Escape
taken from his new 12inch »Just Escape EP«, out February 16 on AUS Music
Zum Abschluss noch ein paar versöhnliche Töne serviert in einem Cocktail, der Momente von Caribou, einem sonnigen Tag auf dem Bloc Weekend, also ganz viel Endorphine enthält, gerührt mit dem sicheren Händchen von Jacques Greene. So lässt sich wonnig ins Wochenende schunkeln. SH