Big Ballermikes‘ »Der letzte Gast im Nachtlokal« auf Youtube anhören
Ach Audrey, ich bin dir dankbar, dass du in einem einzigen Song deine Menschwerdung innerhalb des Dreiecks Mutter/Vater/Stadt aufklärst, das hat mir viel kleinteilige TMZ-Recherche erspart. Schuldgefühle gegenüber deiner Mutter sind ganz normal, wir alle, die auch mal wieder anrufen sollten, fühlen dich. Dass Mama Drake aber über Neuigkeiten ihres Sohnes exklusiv über Google Alerts erfährt, das sollte dir zu denken geben. Anyway, denn schließlich meldest du dich ja doch und bedankst dich bei all deinen Fehlern rührselig bei deiner Mom für die genossene richtige Erziehung um im nächsten Moment darauf hinzuweisen, dass diese sich ebenfalls mal wieder bei deinem Pimp-Vater melden soll, der – gelinde gesagt – nicht immer für dich da war. (Aber ein Ladies Man isser!) Da werde mal einer schlau aus deinen Gedankengängen, aber diese innere Dialektik bei gleichzeitig öffentlich gelebtem Seelenstriptease ist schließlich das, was wir an dir so schätzen. Vielleicht solltest du dennoch einen letzten Rat deiner Mutter beherzigen und dich mit ihrer Fitnesslehrerin treffen. Die ist wahrscheinlich nicht nur ein Engel, sondern liefert wohl Potential für weitere Songs dieser Güteklasse.Drakes »You & The Six« auf Spotify anhören
Seine Instrumentale funktionieren regelmäßig auch schon isoliert von der Rapeinlage, aber wenn Just Blaze sich schon dazu entschließt, einen Beat auf Soundcloud hochzuladen, der explizit als Einladung zum Drüberrappen gemeint ist, sollte man schon genauer hinhören. »Moleskin Conclusion« hält nämlich seine ganze Schaffensbreite parat: Die wechselnden Drumkits, begleitende Rockriffs und ein butterweiches, ein majestätisches Soulsample. Überhaupt, dieses Soulsample! Mögen sich über Havoc (für Styles P) hin zu diversen Gestalten hierzulande an diesem Persuadersgerüst schon versucht haben, Just Blaze destilliert hier auf »Moleskin Conclusion« eine instrumentale Souloper für die Metaebene, oder eben für Jay Electronica, wenn der endlich mal aus dem Quark kommt.Just Blazes‘ » Moleskin Conclusion« auf Soundcloud anhören
Levon Vincents‘ »Launch Ramp to tha sky« auf Youtube anhören
Deadboy und der R&B: je demonstrativer diese Affäre sich an die Öffentlichkeit wagt, desto besser für uns. »It Did Not Feel Right« verwandelt Tamias Slow-Jam Tell Me Who in eine beatlose Chipmunk-Soul-Ballade, aus der eine weit tiefere Verzweiflung spricht als aus dem Malen-Nach-Zahlen-Herzschmerz des Originals. Oder wie man das im Internetsprech formuliert: so many feels.Deadboys »It Did Not Feel Right« auf Spotify anhören
Seven Davis Jr.’s »Let somebody love you« auf Soundcloud anhören
Vielleicht habe ich BJ The Chicago Kids Erdbeergelüste nächsten Monat wieder vergessen, diesen Monat klingt der zum im letzten Jahr erschienenen Mixtape nachgeschobene Videoclip zu »Strawberry Bubblegum« wie eine Offenbarung gegen den über alle Kanäle zelebrierten D’Angelo Hype. Wahrscheinlich gehöre ich aber auch nur zu den wenigen, die diesem sein Comeback und Rückbesinnung auf Altbewährtes (oder besser: Inszeniertes) nicht so richtig abkaufen, sich dafür gewünscht hätten, dass dessen Rückkehr nach zu viel Jojo und noch mehr Coco klanglich wie textlich ähnlich so viel infantil Subversives hervorbringt – jetzt kehren wir zurück zum Thema – wie bei BJ The Chicago Kid. Der zollt im Video zu »Strawberry Bubblegum« dem Machwerk des 90er Videovirtuosen Hype Williams und dessen Schulhofklassiker »Belly« Tribut, bewegt sich aber soundästhetisch näher an der Hype-Williams-Formation Blunt/Copeland. Oder wann habt ihr das letzte Mal ein derart poetisches Acapella-Arrangement eines jungen Menschen gehört, der das Instagramprofil seiner Angeschmachteten betrachtet und dann assoziativ die vielen Fans mit »if you can handle what’s in my pants« in Einklang bringt? Eben.BJ The Chicago Kids »Strawberry Bubblegum« auf Vimeo ansehen
Auch was älter, dafür jetzt mit passender Videoauskopplung zum Mixtape, die Zweite, Project Pat und »Flexington«. Der Unterschied könnte kaum größer sein. Hier gelayerte Vocals ohne Instrumentalbegleitung, dort übertriebenes Hi-Hat-Geballer Marke ADHS, das offenbar weder mit Ritalin noch mit Purple Sirup zu neutralisieren ist. Mag Project Pat flowtechnisch gelinde gesagt äußerst begrenzt sein, muss man ihm lassen, dass er bei der Beatauswahl doch immer wieder die süßlichsten Soulsamples auf der Habenseite stapelt. Erst die Blaupause für »International Player’s Anthem« dann »Drank and that strong« jetzt »Flexington«. Pariert mit einer Hookline, die dadaistisch mit Migos oder Riff Raff in einer Liga spielt (»I’m flexin‘ too hard on the street they call me Flexington, Flexington«), hat Pat bei uns immer einen Platz sicher.Project Pats »Flexington« auf Youtube anhören