Mit den Worten »Passt auf euch auf, passt auf die Welt auf, esst nicht so viel Döner und Snickers« hatte der Rapper und Produzent Lord Folter Ende 2021 die Diagnose eines Hirntumors und die anschließende Operation auf Instagram öffentlich gemacht. In einem vor wenigen Tagen ebenfalls auf Instagram veröffentlichten Post gab seine Familie nun bekannt, dass Lord Folter Mitte Februar an den Folgen seiner Krankheit verstorben ist. Mit seinem Tod erleidet der deutsche Hip-Hop einen tragischen Verlust, was auch die zahlreichen Beileids- und Trauerbekundungen aus der Szene unter dem Instagram-Bild belegen.
Der Lieblingsrapper deiner Lieblingsrapper
Seit seinem Debüt »Brach« 2015 und dem Nachfolger »Rouge« 2017 gilt der Düsseldorfer Rapper und Produzent als Geheimtipp und Lieblingsrapper deiner Lieblingsrapper. Als Teil des Nyati-Kollektivs und auf seinem eigenen Label Babygroove hat Lord Folter in seiner viel zu kurzen Schaffensphase insgesamt zwei EPs und sechs Alben veröffentlicht. Das wohl bekannteste Werk ist das 2020 veröffentlichte Album »1992day«, auf dem der Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie mit Underground-Instanzen wie Dienst&Schulter, Torky Tork, Audio88 oder DISSY zusammenarbeitete.
Lord Folter traute sich etwas, das im deutschen Rap vor ihm nur eine Handvoll Künstler versuchten: Er rappte abstrakte Lyrik, oft fragmentarisch.
Im Spannungsfeld zwischen Lofi-Sounds, Boom-Bap und Indie-Pop machte der »Protagonist des Schmerzes« Rap für Kopfmenschen und Introvertierte. Auch wenn er gelegentlich selbst zum Instrument oder Produktionswerkzeug griff (u.a. erschien das Instrumentalalbum »Djdil« auf dem HHV Label), verstand sich Lord Folter in erster Linie als Texter. Lordi wagte etwas, was im deutschen Rap vor ihm nur eine Handvoll Künstler versuchten: Er rappte abstrakte Lyrik, oft fragmentarisch. »Drangsale Bandagen für Handzahme/ Keine Antwort auf die Fangfrage, Liebe und Randale« rappt er auf »Kopf aus Glas«, einem seiner populärsten Songs. Sensibilität und symbolistisches Pathos vermischten sich in seinen Tracks oft zu rapuntypischen Sprachbildern, die eher existenzialistische Szenarien entwarfen.
Plädoyer für mehr Emotion im Rap
Lord Folters Musik war emotionsgeladen und handelte von Brüchen: gescheiterte Liebesbeziehungen oder der Kampf gegen depressive Episoden. In einem Interview sagte er einmal: »Ich möchte, dass im Rap mehr Emotionen angesprochen werden«. Gerade gegen Ende seines Lebens widmete sich Lord Folter auch deshalb immer stärker melodischen Strukturen mit Indie-Einflüssen und entfernte sich zunehmend vom Lo-Fi-Bumm-Bumm-Tschakk seiner Anfänge. Zuletzt erschien die EP »Wir Werden Sehen«.
Lord Folter, der mit bürgerlichem Namen Julian Wachendorf hieß, hinterlässt zwei Kinder. Er wurde 31 Jahre alt. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie und seinen Freunden. Rest in Peace.