xxyyxx – Live am 15.5. im Festsaal Kreuzberg in Berlin

22.05.2013
Foto:Patrick Cavaleiro
Der 17-jährige xxyyxx war der Headliner eines mit »entschleunigtes Bassgewitter« angekündigten Abends am vergangenen Mittwoch im Festsaal Kreuzberg. Kleine Hipster-Mädchen und andere Interessierte folgten ihm. Und wir natürlich auch.

Im Fokus der Öffentlichkeit stehende Musikproduzenten sind heutzutage so jung wie selten zuvor: Da wäre Happa aus Leeds, der im Alter von 15 Jahren lupenreinen Berghain-Techno produziert, den er erst in drei Jahren dort überhaupt legal genießen darf. Oder der Londoner King Krule, der dieses Jahr zwar 19 Jahre alt wird, aber schon vor drei Jahren als Zoo Kid seine ersten Kompositionen releaste. Wenn man sich also noch nie mit dem Hype-Phänomen xxyyxx auseinandergesetzt hat, sondern ausschließlich mit seiner Musik, wird man sich schon gewundert haben, auf was für einem Kindergeburtstag man vergangenen Mittwoch im Berliner Festsaal Kreuzberg gelandet war: viele kleine Hipster-Mädels und -Jungs in der Lebensfindungsphase zwischen Pickeln, Schminke, Kreolen und Tumblr. Andererseits kann man es dem Publikum kaum verdenken, wo doch der Hauptprotagonist des Abends selbst nicht einmal volljährig ist. Kurz vor der Sperrstunde stimmte xxyyxx sein einstündiges »entschleunigtes Bassgewitter« an – wie die Veranstalter den Abend titulierten. Entschleunigt war zu Beginn erstmal gar nix. Statt »Lovestep« gab es direkt meterdick in die Fresse. In bester Rave-Manier haute der Junge aus Orlando den Kids die Beats um die Ohren, die psychedelischen Visuals flirrten im Hintergrund etwaige Epilepsie-Kandidaten in die nächste Krise und die schwitzende Meute hob die Arme, bevor später die Kurve durchaus auch mal Richtung Chillout zeigte. Wie mag so etwas wohl auf einen 17-jährigen wirken? Wie verarbeitet Marcel Everett seinen steilen Aufstieg? Er zieht es vor, schwer erkennbar zu bleiben und macht das Licht um sich herum aus, schaut niemanden an und lässt seine dicke Goldkette für sich sprechen, die als einzige von der Bühne glänzt. Die Inszenierung des coolen DJs läuft perfekt. Bis plötzlich die Visuals ausfallen und nur noch das Beamer-Menü auf der Leinwand zu sehen ist. Der Schulausflug prustet laut los und zeigt mit dem Finger auf die Bühne bis xxyyxx selbst merkt, dass etwas nicht stimmt, sich umdreht, hörbar laut loslacht und die Zähne zeigt, die von purer Freude zeugen. Konzentriert auf den Controller glotzen oder ein paar Hooks mitrappen, baut auch Druck ab. Doch wie befreiend es sein kann, wenn doch nicht alles läuft, wie man es sich vorstellt und draufloslachen darf, hat man in diesem kurzen Moment festgestellt: Der kleine schadenfrohe Junge in dem coolen Musiker stand plötzlich auch auf der Bühne. Wenn auch nur kurz.