Um seine Stimme zu finden, ging Gaiko in die Clubs – und wandte sich dann nach innen

03.03.2025
Foto:© Lydie Nesvadba (Dekmantel)
Der Brüsseler Produzent Gaiko verbindet elektronische Beats mit tiefer Melancholie und einer Vielzahl von Einflüssen. Soeben hat er sein fesselndes Debütalbum veröffentlicht. Dieses fasziniert mit euphorischen und introspektiven Momenten. Wohin wird ihn sein nächster kreativer Schritt führen?

Gaiko schafft sich seinen eigenen Raum. Sein selbstbetiteltes Debütalbum auf Nous’klaer Audio zeigt einen breit gefächerten Ansatz und bietet euphorische Momente und schnelle Beats neben melancholischen und introspektiven Klängen.

Gaiko, der mit bürgerlichem Namen Kaito Defoort heißt, wuchs in einer musikalischen Familie auf, die hauptsächlich von klassischen Musikern und Jazzmusikern umgeben war. Er begann mit dem Klavierspiel und erzählt: »Ich besuchte eine Musikakademie, brach sie aber ab, um mich auf den Sport zu konzentrieren.« Nachdem er sich als Jugendlicher von der konventionellen musikalischen Ausbildung abgewandt hatte, wurde seine Leidenschaft durch die Dance-Music und die Clubkultur neu entfacht. »Durch die elektronische Musik wurde mein Interesse an der Musikproduktion wieder geweckt, und ich beschloss, mir selbst das Klavierspielen beizubringen.«

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Gaiko
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Mit einem starken Fokus auf die Praxis und seinen eigenen, unverwechselbaren Ideen hat er sein persönliches Klavierspiel mit seiner Entwicklung als Produzent elektronischer Musik kombiniert, um seinen vielseitigen Sound zu kreieren, der das Publikum nicht nur in seinem Heimatland Belgien in seinen Bann zieht. Dieser Sound hilft ihm nun, über die Grenzen hinaus zu gehen und seine Anziehungskraft zu steigern. Wenn Gaiko seinen Musikgeschmack beschreibt, springt er hin und her und verweist auf die Musik, die ihn geprägt hat, von »IDM und Jazz des Labels ECM bis hin zu Flamenco, alternativem Pop und Ambient«. Sein breitgefächerter Geschmack macht durchaus Sinn, wenn man sich seine Platte anhört, auf der alle Einflüsse durch die Linse einer berauschenden und verkopften Electronica gefiltert werden und ein immer wieder faszinierendes Ganzes ergeben.

»Das gleichnamige Album hatte viele euphorische Momente, aber jetzt möchte ich etwas Melancholischeres machen. Etwas Dunkles und Unsicheres.

Gaiko

Einen eigenen Weg in der Musik zu gehen, ist für Gaiko wichtig. Mit großer Begeisterung spricht er von Musikern, die durch ihre Arbeit einen unverwechselbaren Sound entwickelt haben: »Ich habe mich schon immer von Künstlern angezogen gefühlt, die eine einzigartige Sprache schaffen, die für den Hörer sofort erkennbar ist. Man weiß sofort, ob es sich um eine Platte von DjRum, Oklou, Björk oder Marina Herlop handelt«. Das Eintauchen in die Welt der elektronischen und Tanzmusik hat den Gaiko geschaffen, den wir auf seiner Platte hören. Ursprünglich vom DJing und dem immersiven Potenzial der Clubmusik angezogen, begann er mit der Zeit, die reduzierten After-Hour-Sounds von Künstlern wie Burial zu erforschen. Er spricht davon, etwas schaffen zu wollen, das er als »introspektive Clubmusik« bezeichnet.

In der Stimmung für Ungewissheit

Obwohl Gaiko vom Club und dem transzendenten Potential der Dance-Musik beeinflusst ist, schafft er Tracks, die in eine ganz andere Welt passen. Manchmal funky und treibend, ist er detailliert, faszinierend und ideal zum Hören über Kopfhörer.

Im Moment arbeitet er an seiner Multimedia-Show, aber er denkt auch an die Zukunft, an sein nächstes Material und wohin ihn sein umfassender und vielseitiger Ansatz in der elektronischen Musik führen könnte. »Das selbstbetitelte Album hatte viele euphorische Momente, aber im Moment möchte ich etwas Melancholischeres machen. Etwas Dunkles und Ungewisses.«

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Obgleich es klar ist, dass er das introspektive Potenzial seiner Musik auch in Zukunft nutzen möchte, ist es ebenso offenkundig, dass er neugierig ist und sehen möchte, wohin ihn seine Experimente führen. Auf die Frage, was die Zukunft für Gaiko bringen könnte, antwortet er: »Wir müssen abwarten und sehen.«