Tuxedo – …und der beste Pitbull-Song aller Zeiten

02.03.2015
Foto:Piper Ferguson / © Stones Throw
Erst wollte Stones Throw-Labelboss Peanut Butter Wolf sich das gemeinsame Album von Mayer Hawthorne und Jake One gar nicht anhören. Zum Glück hat er es doch getan. Wir haben nachgefragt: wie kam es überhaupt zu dieser Platte?

Was als reger Tausch von Mixtapes begann, kulminiert nun in der wohl retrosperktivsten Disco Platte seit »Random Access Memory«. »Tuxedo« markiert die Rückkehr Mayer Hawthornes zu jenem Label das ihm einst die Möglichkeit gab, gehört zu werden. Zeit, die Geschehnisse einzuordnen. Jake One, seines Zeichen Produzent bei Rhymesayers ist nicht mehr länger nur Go-To-Guy für die drückenden Kopfnickmomente. Wie sehr Keyboard Synthesizer im Jahr 2015 noch nach 1975 klingen können, beweist er auf überraschende Art und Weise. Doch von vorne…

Ihr kennt euch seit etwa 10 Jahren. Wann seid ihr auf die Idee gekommen, das Album zu machen?
Jake One: Ich weiß nicht genau, wann wir den ersten Song gemacht haben. Ich würde sagen 2007. Das ist 8 Jahre her. Ich hatte ein paar fertige Beats, die aber nicht mehr genügend Hip-Hop waren.

Das war die Zeit um »White Van Music«.
Mayer Hawthorne: Ja, das war sogar bevor ich meine erste Mayer Hawthorne-Platte veröffentlicht habe.
Jake One: Ich habe ihm den Beat geschickt, der dann der erste Song des Albums werden würde. Ein paar Stunden später schickte er mir den fertigen Song zurück. Das hatte ich nicht ansatzweise erwartet.
Mayer Hawthorne: Er wollte nicht mal, dass ich einen Song mache. Ich hab es einfach gemacht. Und schickte ihn ihm am gleichen Tag zurück. Ich war einfach so davon beeindruckt. Ich dachte: »Verdammt, das ist gut«. Ich habe dann sofort den Song geschrieben.

Jake, dein üblicher Sound ist ja ganz anders.
Mayer Hawthorne: (lacht) Das habe ich auch gesagt.
Jake One: Ich wollte eigentlich nur lernen, die Klaviertasten zu benutzen. G-Funk war schon immer mein Ding. Und alte Boogie und Synthie Platten. Eigentlich habe ich nur rumgespielt, bis ich gemerkt habe: »Wow, ich kann doch ein wenig was«. Ich wollte dann wissen, was Mayer davon hielt. Am Ende hab ich ihm dann noch einen Beat geschickt und er antwortete mit noch einem Song. Dann haben wir entschieden, uns zu treffen und ein Album zu machen.
Mayer Hawthorne: Ja, wir wollten das Album nicht nur über’s Internet aufnehmen.

»Pitbull hat mir heute eine Mail geschrieben. Ich dachte

Heilige Scheiße.«:
Um ein paar Namen zu nennen, welche Künstler haben das Album geprägt?
Jake One: Einige. Vor allem aber Nate Dogg, Leroy Burgess, Battlecat, Chic.
Mayer Hawthorne: Zapp, viel Roger Troutman…

Als das Album dann vor der Fertigstellung stand, habt ihr es John Morales zum Mixen überlassen.
Jake One: Ja, als wir es fertig hatten, wollten wir jemanden finden, der es fett klingen lassen kann. Aber nicht Katy Perry – fett. Das wollten wir nicht.
Mayer Hawthorne: Wir wollten nicht, dass es klingt wie Katy Perry. Aber wir wollten, dass es mit Katy Perry konkurrieren kann. Wenn du es neben Katy Perry laufen lässt, sollte es genau so gut klingen, genau so gewaltig.

Interessanter Punkt. Eure erste Single »Do It« tauchte als erstes auf »Global Warming« von Pitbull auf. Wie kam es dazu?
Jake One: (lacht) Ja, offziell.
Mayer Hawthorne: Das war so random…
Jake One: Wir hatten drei Songs als EP auf SoundCloud veröffentlicht. Der Gedanke war, erstmal zu schauen, was die Leute davon halten würden. Das Feedback war ziemlich gut. Eines Tages erwähnte Mayer dann: »Alter, Pitbull hat mir heute eine Mail geschrieben. Er liebt ›Do It‹. (lacht) »Er will uns unter Vertrag nehmen.« Ich dachte: »Heilige Scheiße, ich hätte nicht mal gedacht, dass er das jemals hören würde«. Das war echt komisch.
Mayer Hawthorne: Das war für uns beide ein krasser Schock.
Jake One: Es hat sich so surreal angefühlt. Und dann haben sie uns den fertigen Song geschickt.
Mayer Hawthorne: Schließlich hat er sich von uns den Song lizenzieren lassen, um ihn auf sein Album zu packen.

Das war ein Re-Release.
Jake One: Ja, eine Repackage Version. Ehrlich gesagt habe ich mich geehrt gefühlt. Ich habe ihn mein Leben lang gesamplet und jetzt will er mich samplen? Das ist verrückt. Das konnte ich mir nicht vorstellen.
Mayer Hawthorne: Wir wussten, dass der Song eine ganz neues Publikum erreichen würde, das uns nie zuvor gehört hat. Das war ziemlich cool. Er hat so viele Fans in Südamerika, in Miami und so… einfach Leute, die unsere Musik nicht hören. Wenn er den Track ein ganzes Stück verändert hätte, dann hätten wir das nicht zugelassen. Aber er hat es genau so gemacht, wie wir es gemacht hatten. Er hat den Vibe behalten. Also dachten wir: »Okay, das wird der beste Pitbull-Song aller Zeiten«.

Nachdem die EP erschienen ist, habe ich nochmal in »Where Does This Door Go« reingehört. Der Song taucht im Intro wieder auf.
Mayer Hawthorne: Ja, als kleiner Teaser. Du bist einer der wenigen Menschen, die das wissen. Ich glaube ich kenne nur eine andere Person, die mir das bisher bestätigt hat.

»Peanut Butter Wolff wollte sich das Album erst gar nicht anhören. Ihm war es zu aufpoliert«

Mayer Hawthorne
Das Album klingt so anders als das, was sonst so im Radio läuft. Es wird wahrscheinlich nicht so viel Aufmerksamkeit im Radio bekommen…
Mayer Hawthorne: Das wussten wir von Anfang an.
Jake One: Wenn du auf dem Independent Level bist, dann weißt du das. Ins Radio zu gelangen kostet einfach einen Haufen Geld. Es geht nicht einmal um die Klasse eines Songs. Es geht viel mehr darum, ob du ein Major Label hinter dir hast, das das Geld hat, einen Track von dir on air gehen zu lassen. Ich glaube manchmal denken Leute darüber zu viel nach. Ich meine, das ist etwas, worüber wir uns Gedanken machen sollten. Aber wir tun es nicht. (lacht) Aber ich kann die Sicht der Fans verstehen.
Mayer Hawthorne: Jake hat Songs, die er produziert hat, die im Radio laufen. Ich habe auch Songs, die das Radio erreichen. Also hatten wir keinen Druck, irgendetwas zu erreichen, als wir´uns trafen. Wir wollten tun, was uns Spaß macht. Es gab keine Erwartungshaltung.

Deswegen habt ihr euch Stones Throw dafür ausgesucht.
Jake One: Ja, sie haben einfach verstanden, was wir vorhatten.

Was erzeugt diesen unverkennbaren Stones Throw-Sound?
Mayer Hawthorne: Peanut Butter Wolff.
Jake One: Peanut Butter Wolff hat diesen eklektischen Geschmack.
Mayer Hawthorne: Ich hab keine Ahnung wie, aber Wolff hat dieses magische Gehör. Er hört Dinge, die die meisten Leute nicht hören. Anfangs hat er sogar nicht viel Interesse für die Songs gezeigt.
Jake One: (lacht) Peanut Butter Wolff waren die Songs zu poppig. Er mochte unsere älteren Sachen lieber, weil die unfertiger klingen.
Mayer Hawthorne: Wir mussten ihn sogar überzeugen, sich das Album wirklich anzuhören. Ihm war es zu aufpoliert.