Strong Arm Steady – Die U2 des Rap

11.02.2010
Foto:Mathew Scott Stones Throw
Einst waren Strong Arm Steady die Leitgarde von Xzibit. Dann war der Superstar weg und die Jungs von der Westküste haben sich augenscheinlich emanzipiert. Nun stehen sie gleich mit zwei Alben in den Startlöchern…

Ein bisschen erinnert die Geschichte von Strong Arm Steady an die Saga der 1990er-Jahre-Undergroundkönige Outsidaz. Features mit Gott und der Welt, namhafte Unterstützer bzw. Bandmitglieder, dann verlassen die Zugpferde die Gang und am Ende löst sich die ganze Band auf. Mit einem Unterschied: Mitchy Slick, Phil the Agony und Krondon sind offensichtlich weitaus zäher als Pacewon und Co. So steckten sie den Weggang des Werkstadtkönigs Xzibit weg und arbeiteten allein am lang angekündigten Debüt Arms & Hammers weiter. Das kam immer noch nicht raus und so debütieren Strong Arm Steady mit ihrem ausschließlich von Madlib produzierten Album Stoney Jackson nun auf Stones Throw. Man kann es auch schlechter treffen.

Wieso sind auf »Stoney Jackson« so auffallend vielen Featuregäste?
Phil da Agony: Für uns waren die Gäste Teil des Albumkonzepts. Sie sind Gastmusiker, die alle ein Instrument spielen. Unsere Aufnahmesessions waren von daher so etwas wie Jazz-Sessions. Alles war offen und alles war möglich. Jeder Track ist aus einem Vibe entstanden, jedes Konzept zu dem Track kam aus dem Beat. Uns war egal, ob Fashawn, Planet Asia oder Guilty Simpson dabei war. Die Musik hat uns vorgegeben wie es klingen soll und jeder hat sich eingebracht. Du musst wissen, dass wir gerade erst Arms & Hammers fertig aufgenommen hatten. An dieser LP haben wir dreieinhalb Jahre gesessen und waren dementsprechend entspannt, als wir fertig waren und an Stoney Jackson gingen. Es war fast wie Urlaub.

»Strong Arm Steady ist eine Band im klassischen Sinne, so wie U2, Metallica oder Led Zeppelin. Bei diesen Bands kommen und gehen die Mitglieder, aber die Marke bleibt bestehen. Bei uns ist das genauso.«

Phil da Agony
Aus heutiger Sicht, war der Xzibit-Split vielleicht nicht einmal das Schlechteste für euch, weil ihr so aus seinem Schatten in den Vordergrund getreten seid. Wie seht ihr das?
Krondon: Ich denke, dass die Wege des Herren unergründlich sind. Wir sind nicht immer damit einverstanden, aber vielleicht war diese Zeit eine Probe, auf die er uns gestellt hat und wir haben bewiesen, dass wir unsere Leidenschaft und den Glauben nicht verlieren. Natürlich waren wir nicht glücklich als Xzibit die Gruppe verlassen hat. Er war damals schon erfolgreich, hatte Hits, ist nach Europa gegangen und hat dort Hallen ausverkauft. Er war längst etabliert und wir hofften, dass wir gemeinsam etwas Neues etablieren würden. Jetzt müssen wir das eben alleine durchziehen.
Phil da Agony: Strong Arm Steady ist eine Band im klassischen Sinne, so wie U2, Metallica oder Led Zeppelin. Bei diesen Bands kommen und gehen die Mitglieder. Natürlich gibt es einige Konstanten, aber wie bei The Roots wechselt zwar die Belegschaft um ?uestlove und Black Thought, aber die Marke bleibt eben doch bestehen. Bei uns ist das genauso.

Angeblich habt ihr 200 Beats von Madlib bekommen…
Phil da Agony: Es waren tatsächlich sogar über 300. Für uns war es großartig. Welcher Rapper bekommt so viele Beats von einem einzigen Produzenten? Wir haben vor einem Jahr angefangen an dem Projekt zu arbeiten und ich entdecke heute noch Beats, auf die ich Bock habe, zu rappen. Als wir die Platte gemacht haben, kamen wir jeden Tag ins Studio, haben erst mal zwei Stunden lang Madlibs Beats angehört und gekifft. Wir haben uns wie Kinder in einem Süßwarenladen gefühlt. Nur konnten wir machen, was wir wollten.

Habt ihr auch mitbekommen, dass Slum Village auf ihrer EP den gleichen Beat benutzt haben wie ihr. Der Song heißt sogar ähnlich: Money Right.
Krondon: Ja, keine Ahnung was da passiert ist. Wir hatten den Beat jedenfalls zuerst. DJ Babu hat unsere Platte perfekt gemischt. Das wurde bisher nicht so oft erwähnt, aber wir sind ihm sehr dankbar. Außerdem müssen wir unbedingt J.Rocc erwähnen. Bei diesem Album spielte er eine zentrale Rolle, weil er sich um alles gekümmert hat und im Hintergrund die Fäden zog. Viele Leute denken, Madlib sei menschenscheu und zurückgezogen. Aber das ist es gar nicht. Er ist ein super Junge, nur ist er einfach die ganze Zeit über beschäftigt. Ich nenne ihn deshalb den Underground-Dr. Dre. Er und J.Rocc haben mit uns das Album komplett fertig gemacht, ohne dass wir einen Deal bei Stones Throw oder sonst wo hatten. Wir haben erst die Platte fertig gemacht und sind dann mit dem fertigen Produkt zu Peanut Butter Wolf.

»Wir haben tatsächlich das härteste und straighteste Album gemacht, dass Madlib jemals produziert hat. Ich glaube ich nicht, dass Stones Throw jemals so ein gutes Album veröffentlicht hat.«

Krondon
Mit Roc C hat Stones Throw vor Jahren einen Straßenrapper rausgebracht, der nicht ganz so viel Erfolg hatte. Bei Guilty Simpson war das wiederum anders. Hattet ihr jemals Bedenken, eure LP über Stones Throw zu releasen, weil ihr ja auch eher für härteren Rap steht…
Krondon: Nicht wirklich. Das liegt aber sehr an der LP. Auch wenn wir früher für härteren Rap standen, sind auch wir älter geworden. Ein Track wie Best Of Times oder Get Started wäre früher vermutlich nicht entstanden. Natürlich gibt es auch Tunes wie Two Pistols, doch diese LP hat längst nicht die Härte und Bitterkeit, die man auf »Arms & Hammers« vorfinden wird. Das hier ist eher »Straßensoul« und den Unterschied zu unseren Vorgängeralben kannst du schon am Artwork ablesen. Anfangs waren wie da noch bei einem klassischen Coverfoto, aber wir wollten etwas, dass zu den anderen Madlib-Platten passt und haben wochenlang gesucht, ehe wir diesen Künstler aus L.A. fanden. Er heißt Louis Harrison und macht einzigartige Bilder. Zurück zu deiner Frage, ich verstehe, worauf du hinaus willst. Wir haben tatsächlich das härteste und straighteste Album gemacht, dass Madlib jemals produziert hat. Und ohne Roc C nahe treten zu wollen, glaube ich nicht, dass Stones Throw jemals so ein gutes Album veröffentlicht hat.

DJ Khalil euer Haus- und Hofproduzent hat gerade einen ganz ordentlichen Hype generiert. Wie seht ihr das?
Krondon: Ich bin froh, dass du das fragst. Wir freuen uns unglaublich über seinen Erfolg. Du musst wissen, dass unser Studio seit eineinhalb Jahren direkt neben seinem liegt. Ich bin mit Khalil seit 1996 unterwegs. Er hat mich von Anfang an unterstützt. Ich habe mit Self Scientific gearbeitet und Khalil hat meine zweite und dritte Single veröffentlicht. Meine erste LP, die nie richtig rauskam, hat Khalil komplett produziert. Er hat mich immer unterstützt. Bei seiner Firma I Made It Inc. arbeiten verschiedene Produzenten und Texter – einer davon bin ich. Er ist definitiv einer der härtesten Arbeiter im Showbiz. Für mich ist er letztes Jahr zum besten Produzenten Amerikas geworden. Seine neue Gruppe heißt The New Royals und wird das neue Coldplay.