Star Slinger ist was passiert, wenn ein Crate Digger ebenso gerne auf Soundcloud abhängt

16.04.2012
Foto:Tilman Junge & Malte Seidel
Darren Williams aka Star Slinger war vor nicht allzu langer Zeit noch ein durchschnittlicher Mitt-20er, der in Manchester Tontechnik studierte. 2010 stellte er mit dem _Beat Tape Vol. 1_ sein erstes musikalisches Lebenszeichen online.

Darren Williams war vor kurzer Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt. Dies änderte sich schlagartig, als nicht ganz unrelevante Presseorgane wie The Guardian und Pitchfork den Engländer 2011 überraschend zum Newcomer des Jahres kürten. Sein neuartiger »Soulwave«-Sound sei dafür ausschlaggebend gewesen. Für Williams waren Kanye Wests »Through The Wire«, De La Souls »I Know« und Daft Punks »Around The World« die Schlüsselsongs, die ihn kurz nach der Jahrtausendwende zum Produzieren bringen sollten.

Erst Jahre später begann er dann unter dem Namen Star Slinger an seinem eigenwilligen Stil, bestehend aus modernen, sample-lastigen und doch elektronisch klingenden Hip Hop-Beats zu basteln. Er selbst bezeichnet seinen Sound als »Booty LSD«, was den Stil treffender beschreibt als die üblichen J Dilla-Vergleiche. Auf dem »Beat-Tape Vol.1«, das 2010 aus dem Nichts den Weg in die Blogosphäre fand, wühlte er sich noch eifrig durch die Plattenkisten seines Lieblingsplattenladens Beatin’ Rhythms. Die Entdeckung des Record Stores im Norden Manchesters, welcher sich auf Doo Wop und Northern Soul spezialisiert hat, kann als Wendepunkt in der Sound-Findungs-Phase des heute 26-jährigen angesehen werden. Ein ebenso wichtiger Faktor für den Start seiner Karriere ist die unbegrenzte Möglichkeit des Internets, die er geschickt zu nutzen weiß. Ein heiß-laufender Soundcloud-Account, Bandcamp-Seite, sowie regelmäßige Tweets reichten aus, um mittlerweile auch die größere Major-Industrie auf sich aufmerksam zu machen. Doch was kann diese einem im heutigen Zeitalter überhaupt noch bieten, wenn man schon über Kontakte zu Szenegrößen wie Diplo verfügt und der internationale Durchbruch kurz bevor steht?

»ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass Hip Hop-Fans so darauf abgehen, auf mich, diesen weißen, nerdy Jungen aus Notthingham.«

Star Slinger

Seine Leidenschaft für Dirty South-Produktionen aus den amerikanischen Südstaaten überrascht jedenfalls: »Ich bin ein riesiger Three 6 Mafia-Fan und ich liebe es, wenn sie Soul-Samples benutzen«. Somit ging ein lang gehegter Traum für ihn in Erfüllung, als die Bandmitglieder Juicy J und dessen Bruder Project Pat für die Überarbeitung seines bis dato größten Hits »Dumbin’« die Vocals beisteuerten. Und selbst Funkmaster Flex, die New Yorker Radio-Legende, spielte den Ohrwurm-Kandidaten in seiner landesweiten Hot97-Show. »Das war verrückt«, schildert Williams das Erlebnis, »ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass Hip Hop-Fans so darauf abgehen, auf mich, diesen weißen, nerdy Jungen aus Notthingham.«

Big, big world

Seitdem veröffentlichte er Remixe für so unterschiedliche Künstler wie Drake, Mount Kimbie, Rihanna, oder How To Dress Well, die alle samt seinen musikalisch-grenzüberschreitenden Horizont verdeutlichen. Dass er derzeit mit Chippy Nonstop, einer Sängerin, die zuletzt auf dem Album von Major Lazor in Erscheinung trat, zusammenarbeitet, erscheint da nur konsequent. Ebenso besteht reger musikalischer Austausch zu Lil B und Theophilus London, mit denen er sich eifrig Filesharing-Links hin- und herschickt. Bis diese Projekte aber fertig gestellt sind, residiert er noch ein Weilchen in Ljubljana, wo er letztes Jahr Freundin und Zweitwohnsitz fand. In der slowenischen Hauptstadt hat er mit »Jet Jam« gerade eine eigene Partyreihe ins Leben gerufen, bei der hemmungsloses Feiern, fernab von BPM-Zahlen oder Genrebezeichnungen im Mittelpunkt stehen soll. Besonders als DJ schafft es Star Slinger gekonnt den Spagat zwischen Dirty South Club Banger und Berghain-Publikum zu schlagen und zeigt dabei keinerlei Berührungsängste. Wenn es nach ihm ginge, dürften auch größer angelegte Produktionen folgen. »Ich interessiere mich auch sehr für Pop-Musik und würde da gerne meine Fühler ausstrecken, dann müsste es aber was richtig krankes sein«, bekennt er.

Als sein kindlicher Blick nach dem Interview, am Mittag seines ersten Berghain-Sets, rüber zum großen, fast durchsichtig wirkenden Universal-Gebäude in Berlin-Friedrichshain schweift, kommentiert er etwas ungläubig und fasziniert die gesamte Szenerie: »Ich habe ihr Gebäude in Wien gesehen, es ist riesig.« In diesem Moment bekommt man das Gefühl, dass diese befremdliche, riesige Musikindustrie für den etwas verschlafen-dreinblickenden kleinen Briten, noch eine unwirkliche Faszination ausübt. Auf das Intuitive und Innovative seiner Beats dürfte sich dieser Zustand hoffentlich weiterhin erfrischend auswirken.

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