Slugabed – Schieße, tanze, fahre Fahrrad!

25.05.2012
Foto:Ninja Tune
Slugabeds Sound ballert. Auch auf seinem kürzlich erschienen Debütalbum geht es wild her. Welche wirre Geschichte es erzählt und zu was Slugabed die Hörer anregen will erfährst Du hier.

Am liebsten redet Slugabed über Bier oder Religion. Wir finden einen Kompromiss und reden über Gin. »Gin ist nichts, das aus irgendwelchen tollen Früchten und Pflanzen destilliert wird und dann zu etwas Kultiviertem wird, von dem man sich benebelt fühlt. Ich glaube, meine Musik ist da sehr ähnlich«. Nein, benebelt wird man nicht von der Musik des Süd-Londoners. Die Zusammensetzung aus Hip Hop, Wonky/Glitch/Whatever und Space-Funk macht einen kirre, wuselig. Auf den Hörer prasseln Videospiel-Gepiepe, satte Bässe, funkige Gitarren und Laser-Sounds nieder. Und natürlich »Synths & Claps«, so kündigt schon Slugabeds Homepage dessen Sound an. 
»Synths & Claps« – die finden sich auch auf Slugabeds Debütalbum Album »Time Team« wieder. Sie sind das verbindende Element zu seinen früheren Veröffentlichungen; das neue Album beschreibt er ansonsten als »vielmehr vom Herzen als die EPs«. Außerdem sei das Album »einnehmender, weil es mehr eine Geschichte ist, als nur separate Tracks«. Was für eine Geschichte aber ist dieser instrumentale Irrwitz? Slugabed löst das nicht befriedigend auf: Von Kristallen erzählt er, auch irgendetwas von der Erdachse und einem Experiment. Ich glaube, es geht um etwas anderes, nämlich darum, dass knuffige Waldfiguren Laser durch Prismen schießen, um den Regenbogen zu zerstören. Dieser explodiert dann auch; zersplittert in seine leuchtenden Einzelteile, es funkt und sprüht. So hört sich also das Ergebnis davon an, wenn ein junger Produzent »interessiert an der Zukunft« ist und daran, zu sehen »wie Dinge sich ändern, wenn ich alt und so bin«.

Enthusiasmus und Unschuld
Aber Greg Feldwick aka Slugabed kann es auch eindeutiger, das hat der 23-jährige bereits bewiesen. Seine Remixe für Busta Rhymes, Pharoahe Monch oder Roots Manuva sind klar, gut strukturiert und es geht nur um eines: Die Menschen im Club zur Extase zu treiben. Das hat inzwischen in ganz Europa hervorragend geklappt. Ohnehin sind Live-Auftritte wohl der wichtigste Bestandteil in Slugabeds junger Karriere. Slugabed stammt ursprünglich aus Bath; ist inzwischen Resident-DJ für die »Donky Pitch«-Clubnacht in Brighton und lebt dort auch. »Die Szene hat eine spezielle Art von Enthusiasmus und Unschuld, was zu dem Spaß beigetragen hat, den ich bisher hatte«.

»In schreibe Musik zu der man Fahrrad fahren kann.«

Slugabed
Aber bitte: Slugabed produziert nicht ausschließlich Party-Musik. Beim Produzieren denke er nicht daran, wie ein Song im Club wirken könnte. Dass die Songs auf Partys trotzdem derart ziehen, könnte daran liegen, dass Feldwick selbst gerne mal zu Musik die Körperkontrolle verliert. »Ich tanze gerne durch das Studio, wenn ich arbeite; also will ich Musik schreiben, zu der ich mich danach fühle zu tanzen – andere fühlen später vielleicht dasselbe. Aber ich schreibe auch Musik, zu der man gut Fahrrad fahren kann«. Doch bedenket, liebe Fahrradfahrer: Slugabeds Musik wirkt wie einige Gläser Gin. Mit ihr im Ohr durch die Stadt zu wetzen; das würde ganz bestimmt dazu führen, dass sich Speichen ineinander verheddern, Fingernägel eingequetscht werden und sturzhelmtragende Mountainbikefahrer hysterisch kichernd auf dem Asphalt liegen würden.
Die Verantwortung trägt inzwischen Ninja Tune, Slugabeds neues Label. Davor hatte er bereits auf Ramp, Stuff und Planet µ Musik unters Volk gebracht; bei Ninja Tune scheint er jetzt angekommen zu sein: »Ninja Tune ist großartig, weil es die perfekte Plattform ist, um meine Musik zu veröffentlichen, ohne dass ich dabei Kompromisse in meiner Vision und meiner Kreativität machen muss«. Es wäre auch zu schade, wenn Slugabeds Vision nicht mehr ungefiltert zu hören wäre. Denn die ist so verschroben, so eigen und treibend. Und klar wie Gin. Man muss dazu auf Regenbögen schießen; oder unter eigener Verantwortung auch in die Pedale steigen.