Wenn eine der momentan angesagtesten Hipster-Schmieden in eine der momentan angesagtesten Hipster-Städte einzieht, könnte man eigentlich hohe Erwartungen hegen. So geschehen Anfang März, als das kalifornische Brainfeeder-Camp mit Samiyam und Teebs zwei seiner hochkarätigen Acts in den Berliner Club Gretchen schickte. Aber wer rechnet denn da mit überweigend touristischem Publikum und einem halb-leeren Laden? Samiyam entschuldigte sich dazu noch vorsätzlich: »I didn’t get no sleep for the last 40 hours«. Seine Schlaflosigkeit wusste er aber zu unterdrücken, durch eine Monatsladung Red Bull und indem er sein komplettes DJ-Set hindurch, die Musik im Stile eines Hampelmanns pantomimisch nachahmte. Er bewegte sich dabei wesentlich mehr als das etwas verwirrte Publikum, das sich schwer tat, den richtigen Groove zu finden. Seine tot-komprimierten Tracks, in denen warme Synths mit obskuren Samples verschwimmen und von verschobenen Drums getragen werden, machten es der Crowd aber auch nicht ganz leicht. Ihm schien der Abend dennoch zu gefallen, jeden seiner HipHop-Remixe rappte er textsicher mit.
Teebs beglückte mit Maximal House und Flächen, die in fremde Sphären driften, durch die stampfenden Grooves aber gerade noch am Boden haften bleiben. Und fand damit weitaus mehr Zustimmung beim Publikum, das sich traumtänzelnd auf den Beinen hielt. Die gelungenen Visuals taten ihr Übriges, sodass der durchaus geniale musikalische Funken letztlich doch noch bei allen Beteiligten übersprang. Die prominenten Gäste wie Marteria und Kid Simius, die den letzten Abend vor Tour-Beginn feierten, blieben weitgehend unerkannt und passten ihren Alkoholpegel dem Lautstärkepegel an. Dass die Stimmung familiär blieb, lag auch am richtig guten Resident-DJ Delfonic, der zu Beginn und als Ausklang des Abends den undankbaren Part übernahm, das unterbesetzte Gretchen bei Laune zu halten. Von enttäuschten Erwartungen kann nachträglich keine Rede sein, aber entweder hat Brainfeeder hierzulande einfach nicht diesen übertriebenen Hype oder dieses Hipster-Geplapper wird völlig überbewertet.