»Es ist beinahe eine Art 90er Trance, aber wirklich gut gemacht und nicht im geringsten abgedroschen«. So beschreibt Hudson Mohawke das Album seines Kumpels Rustie. Trance ist wohl für viele ein schwarzes Schaf, wenn es um elektronische Musik geht. Aber gerade in der ständig mutierenden Musikszene im United Kingdom ist für solche Dogmatisierungen kein Platz. Rustie hat schon am Anfang seine Karriere als Produzent verschiedene Stile kombiniert. Rustie selbst bezeichnete seine damalige Musik als »von Drexciya inspirierten Hip Hop«. Mit seinem »Aquacrunk« vermischte er die Klangwelt der drexciyanischen Unterwassermenschen mit der Ästhetik des Südstaaten-HipHop. Der Begriff, der als schlechter Witz für einen Pressetext beginnt, wird von da an zum Markenzeichen des mittlerweile 28-jährigen gebürtigen Glasgowers. Da in seiner Heimatstadt um 3 Uhr morgens die Clubs die Lichter einschalten, finden in der Stadt Afterparties statt auf denen der gepflegte Abschuss und die Musik im Mittelpunkt stehen. Dort lernen die ziemlich schüchternen Typen Hudson Mohawke und Rustie Leute wie Jackmaster und Konsorten kennen, die heute gemeinsam Numbers führen. Auf dessen Vorläufern Wireblock und Stuffrecords werden Russell Whyte’s erste Platten veröffentlicht. Auf seinen Tracks sind unbändige Energie und Spannung allgegenwärtig. Manche Fans gehen sogar soweit, das Hörerlebnis von Zig Zag mit einem Drogenrausch zu vergleichen. Ihre Kohle in Rustie-Platten zu investieren, ist auf jeden Fall die bessere Wertanlage. Auf seiner Debüt-EP Jagz the Smack sticht der Track Clipper hervor. An die verwaschenen Claps schmiegt sich ein wild umherschlingernder Synthesizer und obendrauf werden noch Bleep-Sounds und blubbernde Töne geklascht. Was in der Beschreibung nach überladenen Chaos klingt, wird beim Zuhören zu lupenreinem »Aquacrunk«.
8Bit-Sounds und Progrockästhetik*Rustie selbst bezeichnete seine Musik als »von Drexciya inspirierten Hip Hop«.
Auch wenn es sich bei seiner Schaffenszeit um durch und durch elektronisches Material handelt, sagen die BPM-Zahlen und das Gefühl klar Hip Hop. Hip Hop ist auch in aktuellen DJ Sets des Schotten immer präsent. Sein Sound hingegen verändert sich signifikant, nachdem Rustie auf Warp gesignt wird und nach London umzieht. Der neue Wohnort hat nach eigenen Angaben kaum einen Einfluss da sich der Musiker meist auf Tour, im Studio oder im Internet rumtreibt. Mit der Sunburst EP, seiner ersten Veröffentlichung auf Warp Records, begibt sich der Schotte dann voll und ganz in eine epochale Welt, die durch 8Bit-Sounds und Progrockästhetik bestimmt ist. Er bekennt sich auch dazu, dass bei Beast Nite das Sega-Videospiel Golden Axe eine direkte Inspirationsquelle war. Ansonsten sieht er besonders die instrumentale Musik als unbewussten Ausdruck der Seele, bei der der Künstler eher zum Werkzeug seiner Emotionen wird. Auf seinem ersten Warp-Release erscheint sein Sound farbenfroher. Viele Tracks strotzen nur so vor Melodien, wo ältere Tracks eher aus reduzierten Melodien bestanden und besonders durch die rhythmischen Elemente geprägt waren. Durch den melodischen Charakter haben die Lieder teilweise Aggressivität, aber auf keinen Fall Energie eingebüßt. Das neue Album Glass Swords wurde vollständig in Ableton produziert. Dabei ist ihm wichtig durch allerlei technische Manipulationen einen möglichst analogen Sound zu kreieren. Die vorab veröffentlichten Tracks des Albums strotzen nur so vor Melodien und mächtigen Drums. All Nite kann man sich perfekt als musikalische Ergänzung der mächtigen Leuchtreklame bei Johnny Depp’s nächtlicher Fahrt in Fear And Loathing in Las Vegas über den Strip von Las Vegas vorstellen. Im Fall von Ultra Thizz veranstaltet Rustie ein akustisches Feuerwerk indem er ein sich windendes Funkmonster in ein quakendes Vocalsample einhüllt und es mit Drums und Synthesizeren beschießt. So hört sich also gut gemachter Trance an.
Hören: Rustie’s Ultra Thizz aus dem Album Glass Swords