PTTRNS sind wie der Finger eines Delfins: Klitschig, sexy und fünf Millionen Jahre in der Zukunft. Mit diesem Vergleich beschrieb die amerikanische Schriftstellerin Tricia Lockwood, wie sie sich fühlte, nachdem sie Drogen genommen hatte – doch auch auf den Sound der Band trifft die Allegorie zu. Am 12.4. feierten sie die Veröffentlichung ihres neuen Albums »Body Pressure« im Klub Genau in Köln. Klitschig, weil einem jeder Versuch ein Genre für die Band zu definieren sofort aus den Griffeln gleitet, fünf Millionen Jahre in der Zukunft, weil sie mit ihrem knallbunten Musikgemisch etwas Neues schaffen; sexy war der gesamte Auftritt. Die Freude am Live-Spielen sprudelte den vier Jungs nur so aus ihren Fingern und Stimmbändern, das Gefühl für Rhythmus und Melodie schien direkt aus ihren Blutbahnen in die des Publikums zu fließen. Hendrik Frese mimte an seinen kleinen Perkussion-Instrumenten den Torero: Bei ihm läuft auf der Bühne das Extrovertierte der Musik von PTTRNS zusammen. Der Schnurrbart just so schön wie der Hüftschwung; er ist das Maskottchen dieses Sounds. Die anderen drei lassen ganz Stimme und Instrumente die Show übernehmen. Mit einem ungeheuren Feingefühl dafür, wann sie das Tempo drosseln und wann sie es anziehen müssen, gelingt es ihnen innerhalb eines Song die Stimmung zu wechseln, ohne den Song zu zerreißen – das ist mitreißend. Ob mit dem Schlagzeug, dem Keyboard oder der Bassgitarre: Ein Element befeuert das andere oder fordert von ihm Contenance. Ich habe die neuen Songs an diesem Abend das erste Mal gehört. Und habe mich gefragt, ob sie direkt aus den wirklich gut anliegenden Hemdsärmeln geschüttelt, oder ob sie in monatelanger Arbeit zusammengetüffelt wurden. Die Vielseitigkeit der Einflüsse von 80er-Disco-Funk über den »Sound of Cologne« bis hin zu modernem Synth-Pop sprächen für das Tüfteln. Wie diese Musik allerdings dargeboten wurde, spricht für das Schütteln. Dieser Live-Auftritt fordert einen Anglizismus. Einen ganz furchtbaren noch dazu: groovy. Ich wollte Freitags um halb neun noch nicht tanzen; überhaupt tanze ich nicht gerne – aber drei Minuten im ersten Song und mein Knie wackelte. Bald darauf auch der Rest. Irgendwann schrie jemand neben mir aus der Bewegung heraus: »Das ist die beste Live-Band in Köln!«. Er könnte PTTRNS nicht weniger gerecht werden. Auch weit hinter dem Rhein dürften sie bald wissen, wie sich ein Auftritt der Band anfühlt: Klitschig, sexy und fünf Millionen Jahre in der Zukunft.
Conny Frischauf sucht mit einer Fülle von Fragen die Leere
Porträt