Vielseitigkeit ist nicht alles. Polygonia, die in München aufgewachsene DJ, Producerin, Tutorin, Musikerin und Designerin tanzt zwar auf vielen Hochzeiten, verfolgt aber im Kern eine durchweg stringente künstlerische Vision, bei der sie keine Kompromisse eingeht.
In ihrem Sound finden sich Elemente aus Techno, Psychedelic – und die Spuren von Naturverbundenheit kommen ohne esoterische Überfrachtung. Das Organische triumphiert in Lindsey Wangs Werk über das Künstliche, Beständigkeit schlägt Moden.
Ihr Sound wurde in den letzten Jahren zunehmend populärer und lässt sich als Gegenposition zu grellen Moden des Spaßdiktats wie Trance und Gabber lesen. Polygonias Sets exerzieren den Rave nicht nur auf dem Dancefloor durch, sondern auch im Kopf. Hören kann man das auch auf der im letzten Jahr auf dem Deep-Techno- und Bass-Label Midgar veröffentlichte EP »Da Nao Tian Gong« oder Wangs Kollaboration mit Rrose, »Dermatology«. Darauf zu hören: Techno, der dahin geht, wo das Gehirn sitzt: Unter die Haut geht.
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Als DJ spielt Polygonia im Berghain oder ihrem Lieblingsclub, dem Münchner Blitz, auf dem von ihr mitgegründeten Label QEONE macht sie mit Kangding Ray und anderen die klanglichen Dimensionen von Holz clubmusikalisch erfahrbar. Trotzdem täte es ihr Unrecht, sie nur auf den erfolgreichsten Teil ihrer künstlerischen Aktivitäten zu reduzieren. Immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten rekombiniert sie Versatzstücke von Genres wie Jazz, Klassik oder Dubstep, um Neues entstehen zu lassen, das zu ihr passt. Denn das ist wirklich alles: sich selbst zu entsprechen.