Peanut Butter Wolf – »Am Ende des Tages ist alles nur Musik«

09.11.2011
Foto:Daniel Shaked/danielshaked.com
Vor genau 15 Jahren hat Peanut Butter Wolf Stones Throw gegründet, zu einer Zeit als Hip Hop so kalkuliert und vorhersehbar war wie nie zuvor. Anderthalb Dekaden später ist das Label zu einer Qualitätsmarke avanciert. Ein Gespräch.

Stones Throw existiert seit 15 Jahren. Verantwortlich für Erscheinungen einiger der vielfältigsten und einflussreichste Künstler im Hip Hop und der Musikgeschichte der neueren Zeit. My World Premier von Charizma & Peanut Butter Wolf war die erste Veröffentlichung die 1996 erschien – hier begann alles. Left-field Hip Hop hat einen seiner Ursprünge bei Stones Throw und ist immer noch so stark wie je zuvor. Der Sound ist eine Marke. In den letzten Jahren hat das Label Künstler verschiedenster Musikrichtungen unter Vertrag genommen, und erweiterte dadurch die musikalische Bandbreite mit jedem Release. Madlib, Oh No, J Dilla, Mayer Hawthorne, Dâm Funk, Guilty Simpson und Aloe Blacc sind ein paar der Namen des weitreichenden Katalogs, die ihre ersten Erscheinungen und kommerziellen Erfolge auf Stones Throw hatten. Das Label ist nicht nur die Heimat des progressiven Hip Hop und allem was dazu gehört. Es ist ein Kraftwerk das unentdeckte Künstler ins Rampenlicht rückt und es versteht regelmäßig mit seinen Veröffentlichungen und kreativem Output zu begeistern. Valentin Menedetter traf Chris Manak aka Peanut Butter Wolf, den Gründer des Labels, zum Gespräch.

Wieso hast du Stones Throw gegründet?
Peanut Butter Wolf: Als ich ein Kind war, wollte ich immer ein Plattenlabel machen. Als junger Teenager waren viele der Platten, die ich kaufte auf Independent Labels. Das war für mich glamourös: Labels wie Sunny View oder später Cold Chillin‘. Das war auch der Anfang von HipHop-Labels, Major Labels kannten die Musik nicht – der einzige HipHop-Künstler auf einem Major war Kurtis Blow zu dieser Zeit und das war auf Mercury. Sie haben einen guten Job mit Kurtis gemacht, abgesehen davon war jeder bei einem Indie. Als ich klein war, hatte ich es immer im Hinterkopf, ich wuchs in San Francisco in der Bay Area auf und kannte dort viele talentierte Leute. Ich wollte es einfach machen…

Audio: Charizma & Peanut Butter Wolf’s My World Premier

Wie alt warst du damals?
Peanut Butter Wolf: Mit Stones Throw begann alles 1996, da war ich 26 Jahre alt.

Wie geht man in der heutigen Zeit als Plattenlabel mit den digitalen Möglichkeiten wie Online Distribution und Downloads um?
Peanut Butter Wolf: Wir sind ganz gut bei iTunes aufgestellt und wir haben auch unsere eigene Website www.stonesthrow.com, wo wir digital als auch Vinyl und CDs verkaufen. Natürlich auch in anderen Geschäften, aber unsere Website ist in den Jahren stärker geworden.

Wie geht’s mit dem Vinyl?
Peanut Butter Wolf: Uns geht’s gut beim Vinylverkauf. Das sind die wirklich guten Nachrichten: Vinyl geht besser als je zuvor. Das ist ziemlich cool.

»Nun, ich erinnere mich, das DJ Shadow einen Track hatte, der hieß Why Hip Hop sucks in 96. Ich fühlte mich irgendwie angegriffen und dachte mir, †ºHip Hop ist immer noch dope da draußen!†¹«

Peanut Butter Wolf
In den letzten Jahren hast du Künstler wie Mayer Hawthorne und James Pants entdeckt– die beiden kann man nicht wirklich zum Hip Hop zählen…
Peanut Butter Wolf: Nun, ich erinnere mich, das DJ Shadow einen Track hatte, der hieß Why Hip Hop sucks in 96. Ich fühlte mich irgendwie angegriffen und dachte mir, »Hip Hop ist immer noch dope da draußen!«. Ich mag Hip Hop und ich mag auch viele Dinge, die nicht Hip Hop sind. Als ich Stones Throw Mitte der Neunziger gründete war ich sehr an Rock und Electronic Music interessiert, aber seitdem habe ich mich geöffnet. Davor, in den Achtzigern mochte ich alles Mögliche an Musik – also ist es ein wenig ironisch das Hip Hop ein Teil von allem sein sollte. Du weißt ja, das Hip Hop aus einer Szene kam, die genug hatte von Disco und zeigen wollte, das es da etwas anderes gab. Aber Mitte der Neunziger hatte Hip Hop diesen Tunnelblick. Es wurde von überall gesampelt und klang doch irgendwie immer gleich. Stones Throw steht für Hip Hop, und es steht für Musik die ich mag.

Machst du die gesamte A&R-Arbeit und triffst die Entscheidungen selbst oder gibt es noch andere?
Peanut Butter Wolf: Ich mache Management für die künstlerische Seite, so begann alles. Es war nur ich und ich hatte die Kontrolle, ich glaube ich wollte sie nie aufgeben. Stones Throw hat zehn oder zwölf Angestellte, aber es ist eine Diktatur (lacht). Bei vielen Dingen, die ich herausbringen möchte, muss ich auch an die Angestellten und die den Künstler denken. Wenn ich einen Künstler unter Vertrag nehme und den Mitarbeitern gefällt das nicht, dann wird der Künstler nicht gut gehen und alle sind böse. Es ist also keine gute Idee, das zu machen. Es gibt zehn verschiedene Meinungen im Label und man kann es nicht allen Recht machen. Du kannst nur daran glauben, was du magst und hoffen, dass andere Leute es mögen.

Audio: Yesterday’s New Quintet’s Solar Wave

Durch deine Reisen bist du mit sehr unterschiedlichem Publikum in Kontakt. Wie nimmst du die Musik und den Musikgeschmack in Europa wahr?
Peanut Butter Wolf: Wenn du dir die alten Jazzmusiker aus den Sechzigern und Siebzigern ansiehst; die Musik, die sie machten, war nicht so erfolgreich in Amerika. Sie mussten nach Europa und Japan gehen, um Anerkennung zu finden und das brachten sie nach Amerika zurück. Sogar Leute wie Quincy Jones, der brasilianische Musik kennenlernte. Das begann für mich als ich 1992 nach Europa kam, mit Charizma. Regelmäßiger wurde es dann nach 1997. Damals sah ich Stones Throw in verschiedene Richtungen gehen.

Ich denke an Flying Lotus, das Beat Movement – Leute wie Dâm Funk und Dimlite die auf Now Again sind. Hast du hier versucht ein bestimmtes Publikum zu erreichen?
Peanut Butter Wolf: Dimlite ist Egon’s Ding, da müsstest du ihn fragen. Aber Dâm Funk, ich weiß nicht. Ich mochte seine Musik immer schon. Ich arbeitete mit Baron Zen, der ein Kindheitsfreund von mir war. Er hatte diese Rockplatten in den Achtzigern gemacht und sie kamen nie heraus – also machte ich das, versehen mit ein paar Remixes und Dâm Funk machte einen davon. Ich hatte das Gefühl, dass er richtig viel Zeit darauf verwendete und das Resultat war toll. Daher kam das, das war bevor ich irgendjemanden kannte, der Beat Musik machte. Ich sehe zwar Dâm Funk nicht in dieser Kategorie, aber du weißt ja, am Ende des Tages ist alles nur Musik.