Nichts ist für die Ewigkeit. Beziehungen, Gebäude, das Leben an sich – alles hat ein eigenes Verfallsdatum und wird früher oder später erlöschen oder zu Staub zerfallen. Die Endlichkeit und der Verfall beschäftigt Kultur und Gesellschaft gleichermaßen und sorgt nicht selten dafür, dass man sich diesem Bewusstsein versucht zu entziehen. Das Verfall allerdings auch bedeutet, dass etwas Neues entstehen kann, zeigt der Kölner Künstler Panamoe seit geraumer Zeit in diversen Ausstellungen, in denen er sich überwiegend der Gestaltung von alten, verrosteten und somit vom Zahn der Zeit bedrohten Sprühdosen widmet.
Ursprünglich aus dem klassischen Graffiti kommend, entstand der Name Panamoe aus einem eher pragmatischen Ansatz: »In erster Linie ist Panamoe ein Pseudonym. Das dient ja in der Regel, um einen Teil bzw. eine komplette bürgerliche Identität zu verbergen – und so ist das wohl auch bei Panamoe. Ob das vom Graffiti herrührt oder von den Superhelden – keine Ahnung. Panamoe ist eben Panamoe, damit Klark Kent Superman bleiben kann.« Die comicartigen Charakter und Styles, die auf den verrosteten Bäuchen der Dosen oder anderem Untergrund prangen, sind allesamt verschieden und abwechslungsreich, und doch erkennt man durchgängig die klare Handschrift ihres Erzeugers. Dass diese Kunst ihren Weg nun von der Straße in die Galerien geschafft hat, ist für Panamoe ein durchaus absehbarer Prozess: »Wenn ich ehrlich bin, kann ich gar nicht anders als ständig zu zeichnen, zu malen oder zumindest zu kritzeln. Irgendwie versuche ich eben glücklich zu sein. Und da mich Malen glücklich macht, tue ich es eben andauernd und würde auch ein Idiot sein, es irgendwann mal zu lassen. Dabei ist der Anlass und das Medium eigentlich egal«.
Die starke Fokussierung auf die Gestaltung verrosteter Sprühdosen, entwickelte sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einer äußerst funktionalen Methode, die viel Spielraum für Kreativität und Entwicklung bietet und somit den optimalen Untergrund für Arbeiten mit Lackmarkern bereitstellt: »Beim Erproben von Lackmarkern auf diesem Untergrund hat sich ergeben, das durch knallige Farben, opake Farbschichten und dem damit verbundenen hohen Kontrast ein unwiderstehlicher Gesamteindruck entsteht«, erzählt Panamoe im Gespräch und betont dabei auch den ästhetischen Charakter der Idee. »Auf mich wirkt Zerfall generell sehr ästhetisch. Und sinnbildlich dafür ist Rost – der das Metall, Sinnbild für etwas stabiles Unkaputtbares, einfach zerfrisst. Zudem fasziniert mich der ideelle Mehrwert jeder einzelnen Sprühdose, da sie vor ihrem Verfall von nicht mehr identifizierbaren Personen bereits zur – teils illegalen – Gestaltung genutzt wurde.« Freude am Malen
Die Reaktionen auf seine Arbeiten beschreibt Panamoe als äußerst abwechslungsreich. »Von †ºsü߆¹, †ºschön†¹ und †ºlustig†¹ über †ºgenial†¹, †ºmal was ganz Neues†¹, †ºtiefsinnig†¹ †ºkritisch†¹ bis †ºfaszinierend†¹, †ºüberwältigend†¹ und †ºmach mir ein Baby†¹ war schon viel dabei«, lacht Panamoe. Dabei steht vor allem der Spaß und die Freude für den jungen Kölner im Vordergrund des Geschehens. »Ich freu mich, wenn die Leute gute Laune bekommen und lachen, wenn sie meine Werke ansehen.« Eine besondere Inspiration gäbe es dabei nicht.
Und so wird man wohl auch in Zukunft noch einiges von diesem jungen Mann und seinen bunten »Knallbüchsen« hören, dessen Werke man bisher übrigens nicht nur im Kölner Raum, sondern auch im nahezu gesamten Bundesgebiet bestaunen konnte. Mit dem Malen wird Panamoe so schnell nicht aufhören, sofern er überhaupt irgendwann ein mal ans Aufhören denken sollte. Für die nahe Zukunft sollte aber auch die ein oder andere Veränderung in seinem Leben und Schaffen gegeben sein. »Damit ich in Bewegung bleibe«, sagt er und zückt seinen Lackmalstift.