Mount Kimbie – Die Bas(s)tardisierung des Electronica-Sounds

04.06.2010
Foto:Hotflush Recordings
Nach zwei aufregenden EPs im letzten Jahr folgt nun das Debütalbum des Londoner Duos Mount Kimbie

»Als wir Mount Kimbie gründeten wollten wir nicht Dubstep oder Techno machen. Wir wollten einen experimentellen Hybrid schaffen.« Dominic Maker und Kai Campos‘ Vorstellung von ihrer Musik war seit jeher sehr präzise. Ein musikalischer Bas(s)tard sollte es sein. Was bei zwischenmenschlichen Beziehungen den Gegenpol zum Wunschkind darstellt ist auf Blogs als das nächste große Ding willkommen. Das musikalische Basislager HipHop verließen die beiden Londoner, als sie auf elektronische Musik aufmerksam wurden. Kai Campos hatte als erster Ambitionen, selbst Musik zu machen und gewann wenig später auch seinen Kollegen Dominic Maker dafür. Obwohl sie sich als Gruppe sehen, arbeiten sie getrennt an ihrer Musik, da sie die Freiheit und Intimsphäre dabei schätzen. Mittlerweile haben die Jungs auf Scubas Hotflush Records zwei EPs und eine Sammlung von Remixen veröffentlicht.

Nur zwei EPs Anlauf
Schon zwischen den ersten beiden EPs des Duos ist eine signifikante Veränderung zu beobachten. Auf dem Debüt spielen Bass und an Ambient erinnernden Sounds die Hauptrollen. Die Klänge hallen stark und vermitteln das Gefühl als würden sie über eine unendlich lange Röhre zum Hörer transportiert. Die Stimmung auf ihrem zweiten Release ist viel lebendiger. Die Grundlage dieser Kompositionen bilden Klicks, Fingerschnippen und Händeklatschen im Zusammenspiel mit monumental rollenden oder stampfenden Bässen. Darauf paaren sich dann wilde Bleep-Arrangements mit zerfledderten, organischen Klangteppichen. Auf beiden Veröffentlichungen wurde auch mit Vocals gearbeitet, welche teilweise derart verstümmelt wurden, dass sie mehr als Sample eines weiteren Instruments, statt als Stimme wahrgenommen werden. Zusammen mit Außenaufnahmen wie den Rollgeräuschen eines Skateboards bringen diese ein erdiges Gefühl in die Musik. Campos begründet die Verwendung solcher Geräusche damit, dass er weder an Breaks noch an Melodien alter Platten interessiert, sondern vielmehr auf der Suche nach Soundschnipseln mit denen er spielen und experimentieren kann, ist.

Der Sommer könnte schön werden
Anfang Juli werden die beiden Briten dem Berghain in Berlin einen Besuch abstatten. James Blake, der bei den bisherigen Auftritten als drittes Mitglied dabei war, will sich jetzt auf seine Solokarriere konzentrieren. Nun gilt es mit den verbleibenden vier Händen ein neues Live Set auf die Beine zu stellen. Wenn Mount Kimbie sich dann zusammensetzen um für die Shows zu proben, werden aus unausgereiften Ideen manchmal komplexe Kompositionen. Auf diese Art und Weise ist auch Material für das nun erscheinende Album entstanden. Die Musik auf dem Album soll sich wie HipHop anfühlen und trotzdem nicht tanzbar sein. Außerdem ist viel Gesang zu erwarten und auf einigen Songs werden sogar Geschichten erzählt. Wenn man hört, wie viel Spaß sie dabei hatten statt dem Computer auch mal andere Hardware zu verwenden und damit wirklich im selben Raum zu arbeiten, kann man hinsichtlich der Ergebnisse nur optimistisch und gespannt sein.