Alte Sofas stehen in einer Ecke, auf der anderen Seite des Raums befindet sich die Bar, alles bei wenig Licht. Auf der kleinen Bühne stehen drei Mikros. Ein aufgeklappter Saxophonkoffer am Rand zeigt dort beschämt sein leeres Inneres. Das Zentralcafé K4 füllt sich langsam mit Menschen und aus den vier, fünf anderen Wartenden von vor zwanzig Minuten ist in dem Moment, an dem Matana Roberts auf die Bühne tritt, tatsächlich ein Publikum geworden, das den Raum füllt. Und während sich die amerikanische Musikerin auf einen kleinen Hocker setzt, richten sich die Blicke auf sie. Roberts streicht ihre langen Haare zurecht, die zwischen sie und den Hocker gekommen waren. Es gibt keine Unnahbarkeit, keine Distanz zwischen Publikum und der Dame auf der Bühne. Und genau das wird den ganzen Auftritt so einzigartig machen.
Eine Videoprojektion läuft auf einer Wand im Hintergrund, während Roberts das Saxophon ansetzt. Blasse monochrome Fotos und Sequenzen flackern immer wieder auf. Die kommende Stunde wird eine hypnotische Meditation, die Anfang und Ende ausblendet. Pausen gibt es vielleicht ein oder zwei. Am meisten prägt sich Roberts Interpretation des Folksongs »Bid Em In…« ein, bei dem sie das Publikum bittet mitzusingen. Auf diese Zeile kommt sie oft zurück. Da Roberts ohne Band spielt, füllen sich manche leiseren Passagen mit Geräuschen, bei denen nicht klar ist, ob sie von dem Video oder aus dem Raum selbst kommen. Auch ohne Rhythmussektion oder kreativen Partner schraubt Roberts so ihre Improvisationen. Was auf Platte phasenweise sehr fordernd ist, macht auf der Bühne Sinn, erschließt sich sofort. Der Trick ist nicht zu denken, sich einfach hinzugeben, den Worten von Roberts zu lauschen und den Schmerz aus ihrem Saxophonspiel zu fühlen. Das fasziniert ungemein. Mehrere haben sich auf den Boden gesetzt, das passt auch besser zu diesem Konzert. So, wie Matana Roberts kam, wie man plötzlich mitten drin war in ihrer Musik, genauso schnell verschwindet sie von der Bühne. Sie holt sich einen Bierbanktisch der neben der Bühne steht heran und verkauft dort ihr letztes Album. Offen und stets freundlich redet sie mit den Leuten. Im Hintergrund beginnt der Aufbau für Evangelista, denn als zweiter Teil des Doppelkonzertes wird Carla Bozulich ihren Sound zwischen Noise, Indie und Avantgarde präsentieren. Der schönste Part des Abends ist zu diesem Zeitpunkt aber vorbei.
Wie Salenta + Topu Klassik, Jazz und Improv rekontextualisierten
Interview