Über spiegelnde Plateaus, resonante Inseln geht es mitten durch Arkadien und direkt ins St(u)dio: Lawrence’ zehn Lieblingsplatten aus dem Ambient-Genre geben sich nicht minder reiselustig wie der Hamburger Peter Kersten selbst. Auch sein neues Album »A Life In The Day« wurde zu großen Teilen unterwegs aufgenommen, zwischen Japan und Deutschland, bevor es im heimischen hanseatischen Studio zum Abschluss gebracht wurde. Das stressige Leben im Transit ist den zwölf neuen Tracks des Mitbegründers von Dial Records jedoch nicht anzumerken. Stattdessen ruhen die skizzenhaften Tagebucheinträge in sich, wie sich das für Ambient gehört. Dass Lawrence der dieses Jahr als Teil des Impro-Trios Sky Walking – neben Peter Kersten sind Christian Naujoks und Richard von der Schulenburg von der Partie – neue Ufer erkundete, ein Faible für die stillen, intrinsischen Töne hat, steht nicht erst seit gestern fest. Schon seine ersten Releases, ob nun unter seinem Hauptpseudonym oder als Sten warteten mit wattigen Chords und dichter Atmosphäre auf. Hier und dort wurden die Einflüsse ganz direkt zitiert, wie etwa auf dem Track »Lost Friday« von »The Absence Of Blight« aus dem Jahr 2003: Unverkennbar das Sample, das sich Kersten von Erik Satie geliehen hat, der mit seiner Möbelmusik Anfang des letzten Jahrhunderts den Grundstein für die Musik legte, die häufig leise und unaufdringlich aus Kerstens Küche dringt.
1 – »Ambient 2 (The Plateaux Of Mirror)« by Harold Budd & Brian Eno, Editions EG 1980Lawrence: Der schönste Ort, Musik zu hören, ist meine Küche, wo ein alter Schallplattenspieler ausschließlich ruhige, beatlose Musik abspielt. »The Plateaux Of Mirror« begleitet mich dort schon sehr lange, ein Ambient-Klassiker. 2 – »Islas Resonantes« by Éliane Radigue
bei YouTube anhören (kein Release)
Lawrence: Die grossartige Komponistin Éliane Radigue ist eine Pionierin der elektronischen Musik. Avantgarde ist für mich ein sehr inspirierendes Feld, bei Radigues Experimenten mit Mikrofonen und Tapeschleifen stoßen wissenschaftliches Konzept auf atemberaubende Schönheit. 3 – »Selbstportrait Vol. 3 “Reise durch Arkadien”« by Hans-Joachim Roedelius, Sky Records 1980/Bureau B 2013
Find it at hhv.de: LP
Lawrence: Hans-Joachim Roedelius ist einer der interessantesten und umtriebigsten Ambient-Musiker. Seit Ewigkeiten aktiv, hat er erst kürzlich auf dem japanischen Label Mule Musiq ein neues Album herausgebracht. Hier erscheint auch mein aktueller Longplayer »A Day In The Life«. 4 – »The Isle« by World Standard & Wechsel Garland, P-Vine 2003/Staubgold 2004
Lawrence: Wechsel Garland a.k.a. Jörg Follert ist eine große Inspiration. »The Isle«, mit dem japanischen Künstler World Standard, ist ein Meisterwerk des ambienten fragmentarischen Songs, meine Inselplatte Nummer Eins. 5 – »Ort« by Ellen Fullman / Konrad Sprenger, Choose 2004
Find it at hhv.de: LP
Lawrence: Mit ihrem Long String Instrument verzaubert Ellen Fullman seit Jahrzehnten die Obertonsüchtigen. Auf diesem Album, zusammen mit Choose-Labelboss Konrad Sprenger, gelingt ein unerhörter Spagat zwischen E-Musik und Folk. 6 – »End Times« by Queens, Dial 2013
Lawrence: Scott Mou a.k.a. Queens arbeitet bei dem Schallplattenladen Other Music in New York City, einer endlosen Quelle obskurer Musik. Sein Album »End Times«, aufgenommen mit unter anderem. Josh Dibb von Animal Collective, ist wirklich endzeitlich, suizidal, bewegend. 7 – »Stdio« by SND, Mille Plateaux 2000
Lawrence: Dieses unfassbar feine Album wurde in punkto neuzeitlichem Sounddesign nie übertroffen. Ist man sonst eher auf der Suche nach verwegenen analogen Klängen, glänzen SND hier mit digitaler Perfektion. 8 – »Celestial Soul Portrait« by Iasos, Numero Group 2013
Find it at hhv.de: 2LP
Lawrence: Numero ist ein fantastisches Reissue-Label. Für mich als Nicht-Sammler ein Quell für Neuentdeckungen. Auf diese Compilation des griechischen New-Age-Musikers bin ich durch das großartige Cover gestoßen. 9 – »Voa« by Oval, EVOA 2013
Find it at hhv.de: LP
Lawrence: Was Markus Popp a.k.a. Oval mit diversen südamerikanischen SängerInnen gelingt, ist weit entfernt von allem bisher Gehörten. Verstörende Schönheit, einzigartig und wundervoll. 10 – »Sky Walking« by Sky Walking, Sky Walking 2014
Find it at hhv.de: LP
Lawrence: Eigenlob stinkt. Mir doch egal. Bereits 2010 gegründet, blieb unsere Band Sky Walking bisher im Verborgenen. Jetzt endlich haben Christian Naujoks, Richard von der Schulenburg und ich es geschafft unsere wahnwitzigen Experimente zu veröffentlichen. Die Platte reiht sich perfekt in meine kleine Küchenschallplatten-Top-Ten ein.