In mehr als zehn Jahren hat sich die neuseeländische Formation Bamboos den Ruf als eine der besten zeitgenössischen Deep-Funk-Bands mühsam aber verdientermaßen erspielt. Der Bandleader der Bamboos, Lance »Lanu« Ferguson, hat daran einen nicht unwesentlichen Anteil, denn Lanu ist seit 2001 eine fleißige Honigbiene gewesen: elf Alben und über vierzig Singles für Labels wie Tru Thoughts, Ubiquity, Freestyle, Kaydee, Soul Source, Equatorial, Local People und Bamboo Shack gehen auf sein Konto. Eine derartige Emsigkeit kann nicht unentdeckt bleiben und so outen sich etwa Keb Darge oder Kenny Dope als Fans von Lanu. Hineingeboren in eine musikalische Familie – sein Großvater Bill Wolfgramm nahm 1956 die erste neuseeländische Langspielplatte auf – war ihm die Liebe zu den Tönen quasi in die Wiege gelegt. Schon im Jahre 2001 – eine geschichtliche Paralelle zu seinem Großvater – nahm er mit den Bamboos die erste australische Deep-Funk-7inch auf. Nach Australien geriet er so: »Eine Sommerliebe hatte mich nach Melbourne verschlagen, doch da diese Romanze von kurzer Dauer war und ich Verwandte in Melbourne hatte, nahm ich an einem Vorspielen an einer Jazz-Schule teil und wurde angenommen. Plötzlich war ich Vollzeit Musikstudent, hing abends mit DJ-Freunden ab und sammelte fleißig Schallplatten«. Diverse Alben, Touren, und DJ-Gigs später teilt sich die scheinbar endlose kreative Energie von Lance Ferguson in drei Hauptzweige auf: Er ist Bandleader der Bamboos, er veröffentlicht elektronische Musik als Lanu und er leiht sein Können als Songwriter, Gitarrist und Produzent von Künstlern wie Kylie Auldist oder Cookin‘ On 3 Burners. »Ich habe sehr hart gearbeitet, um von meiner Musik leben zu können«, sagt Lanu. »Mein Label Tru Thoughts hat einen großen Teil hierzu beigetragen, denn sie sind eines der wenigen wirklichen Indielabels, die einen bleibenden Eindruck in einem von Majors dominierten Musikgeschäft machen«.
Mein neues Zuhause»Meine Musik hat sich im Laufe der Zeit stark verändert, weil ich nur so kreativ sein kann. Würde mein Label mir sagen, ich solle denselben Sound wieder und wieder reproduzieren, wäre ich schon lange ausgebrannt.«
Lanu
In diesen Tagen erscheint nun das zweite Soloalbum von Lanu. Vorweg, engstirnige Schubladen-Denker, die das nächste Deep-Funk-Meisterwerk erwarten, werden enttäuscht sein. Musikalisch Aufgeschlossene hingegen sollten sich an dem innovativen Streben von Lanu erfreuen können. So war schon bei This Is My Home vor drei Jahren klar, dass die Reise in ferne musikalische Weiten gehen würde. Damals waren es die digitalen Rhythmen West-Londons und Detroits. »Meine Musik hat sich im Laufe der Zeit stark verändert, weil ich nur so kreativ sein kann. Würde mein Label mir sagen, ich solle denselben Sound wieder und wieder reproduzieren, wäre ich schon lange ausgebrannt.« Auf Her 12 Faces geht die Reise in eine Welt, wo Indie, Dream Pop, Lounge und Folk aufeinandertreffen. Obendrauf findet sich hier noch die faszinierende Stimme von Megan Washington, ihres Zeichens »australische Pop-Sensation« mit namhaften Auszeichnungen. Doch nicht nur an der Musik wurde getüftelt, auch das Artwork ist von Lance Ferguson gut durchdacht: »Instinktiv wählte ich Her 12 Faces als Album-Titel aus. Eine leicht polynesisch inspirierte Maske bildet den mosaik-gefüllten Rahmen, der die zwölf visuellen Repräsentationen jedes Stückes zusammenhält – in Szene gesetzt von Kano, einem Melbourner Graffitikünstler.«