Lady verkörpern das Prinzip Truth & Soul. Die Gründer des New Yorker Labels persönlich zeichnen sich, wie auch schon zuvor bei Lee Fields und Aloe Blacc, verantwortlich für die Produktion. So zaubern sie um die Stimmen von Terri Walker und Nicole Wray einen Sound, der so nah an der großen Stax- und Motown-Ära ist, dass die stets nach (vermeintlich) Neuem dürstenden, hier vor allem Nostalgie wittern werden. Was jedoch alle Truth & Soul Produktionen ausmacht und was ebenso alle von diesem billigen Retro-Verdacht befreit, ist, dass sie sich mit der Zeitlosigkeit des Souls befassen. Denn mit Aufnahmen, die sich an einem perfekten Abbild der Performance versuchen, wird fast unmerklich ein Abbild des Feelings lanciert. Das New Yorker Label ist neben aller Raffinesse mit der es die Orgeln und Bläser aufpoliert eben in erster Linie ein gefühlsbetontes Label. So nun also auch bei Lady, die mit diesem googleuntauglichen Namen, diesem schlichten Schriftzug und ihren unprätentiösen Ansatz mehr Musik und weniger Marketing machen. So scheint es, als wären die beiden Ladys bei Truth & Soul in ihrem natürlichen Umfeld angekommen.
Nicole Wray hatte für ihr kommerziell erfolgreiches Solo-Debüt »Make It Hot« 1998 (Platz 5 in den Charts) vor allem Kritik kassiert, da Missy Elliot vom Songwriting über die Produktion bis hin zur Performance ihren Stempel auffallend groß hinterlassen hatte. Danach scheiterten mehrere Anläufe ein Folge-Album zu veröffentlichen, trotz zum Teil erfolgreicher Singles. Wray tauchte im Umfeld von Damon Dash und Roc-A-Fella Records in zahlreichen Produktionen auf. Es war in diesem Umfeld, da sie 2010 auf Terri Walker traf, die mit Ski Beats für Damon Dash’s Blu Roc an ihrem vierten Studioalbum arbeitete. Die Engländerin arbeitete zur selben Zeit bereits auch für Truth & Soul und so trafen sich die beiden Ladys fortan immer wieder in New York City, um Zeit zu verbringen und mit der Band des Labels zu jammen, einfach so. So kam eins zum anderen, wie Terri Walker beschreibt: »Also sind wir zusammen hingegangen und haben angefangen zu jammen, und das Jammen wurde zu Songs und die Songs zu einem Album und durch das Album wir zu Lady. Es gab keine große Idee, keine Pläne, es waren einfach ein paar normale Leute, die zusammen Zeit verbracht haben und diese Zeit in schöne Musik verwandelt haben.« Leon Michaels und Jeff Silverman tauchten ihre Melodien und Texte in den richtigen Sound und verstanden es durch die Jam Session einen Dialog zwischen Walker und Wray herzustellen. »Wir haben all diese Geschichten in unseren Herzen, in unseren Leben, und wir sammeln sie und bringen sie mit nach New York und gehen in die Jam Session und dort ist es so einfach, das alles auszudrücken.«»Die Menschen wollen atmen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Menschen sich wieder mehr und mehr mit Soul identifizieren.«
Terri Walker
Mit Platten wie diesen setzt das Label also weniger auf die Reproduktion eines alten Sounds, sondern auf die Rückkehr zu menschlichen Bedürfnissen, die in der Musik ausgedrückt werden. Nicole fasst das so: _»Keiner hat das Geld für all das Pimpin und keiner hat Lust immer »Guck, ich hab eine neues Auto« zu hören. Am Ende des Tages musst du deine Rechnungen bezahlen, am Ende des Tages geht es um die Kämpfe, die man im Leben führen muss. Soul hat etwas mit Sicherheit zu tun. Soul nimmt dich an einen Ort mit, wo du über deine Kämpfe erzählen kannst, Soul nimmt dich weg aus einer Welt der Dramen. Und Terri fügt hinzu: »Man ist freier. Du musst nicht stereotyp den ganzen Tag gut drauf sein. Es gibt eine ganze Palette von Gefühlen. Die Menschen wollen atmen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum Menschen sich wieder mehr und mehr mit Soul identifizieren.«_