Die HipHop-Geschichte ist voll von ewigen Talenten und »Was wäre gewesen, wenn…?«-Figuren. Der New Yorker Rapper Kurious ist eine davon. Mitte der Neunziger als heißgehandelter Newcomer mit Major-Power in den Startlöchern, sollte der Mikro-Magier nach nur einem Album von der Bildfläche verschwinden – allein das reicht schon zur Mythebildung aus, wenn er nicht ausgerechnet als Feature auf dem Kultalbum »Operation Doomsday« von MF Doom Jahre später kurz nochmal aufgetaucht wäre und damit zumindest unter Auskennenden ein bisschen Sehnsucht zurückgelassen hätte.
Jetzt ist »Majician« erschienen, das zweite, komplett von Mono En Stereo produzierte Album von Kurious. Nicht nur steht es wieder mit MF Doom (der hier bis zu seinem Tod als Executive Producer beteiligt war) in Verbindung, sondern setzt auch da an, wo Kurious 1994 mit seinem Debütalbum »A Constipated Monkey« aufgehört hat: Zwischen Storytelling, Selbstreflexion und lyrischem Style-Writing über Komik und Tragik auf Rumpelkistenbeats New York‘scher Golden-Age-Prägung.
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Aber mal von vorne: Curious George ist die Hauptfigur einer Kinderbuchreihe (in Deutschland als »Coco – der neugierige Affe« bekannt) und folgt oft dem Plot, dass Affe George durch Neugier in Schwierigkeiten gerät, von seinem Menschenfreund gerettet wird und moralische Lehren aus den Abenteuern zieht. Als Rapper diese Figur zur Inspiration für die eigene MC-Persona zu wählen, zeugt von einer gewissen Selbstironie, der Selbstsicherheit im kompetitiven Umfeld des Raps bestehen zu können und vor allem: vom Mut zur Blamage.
Neben MF Doom aufgefallen
Als Kurious Jorge mit »A Constipated Monkey« im Rap-Klassiker-Jahr 1994 debütiert, hätten manche ihn Titelaspirant genannt. Durch Mini-Hits wie das fantasievolle »Walk Like A Duck« von 1992 schauten die Straßen schon eine Weile auf das Kuriosum aus Spanish Harlem. Nach einem Label-Wettstreit zwischen Columbia und Def Jam legt der puerto-ricanisch und kubanisch-stämmige Jorge seinen Namen auf Kurious fest und ein Album vor, dessen Credits den Underground aufhorchen ließ. Während damalige Big Names wie The SD-50s oder The Beatnuts hier zuweilen ihre bis heute nachhaltigsten Produktionen erstellten, fanden sich unter den Vocals neben Sandkastenfreund MF Grimm auch Casual aus Oakland, was angesichts der anschwellenden East/West-Fehde durchaus erstaunlich war.
Jazz-Chops, Call-And-Response-Hooks, Bässe für die Magengrube – »CM« ist darüber ein fast perfektes Destillat von allem, was NYC-Rap Anfang der Neunziger ausmacht. Jorge überrascht zudem mit einem Twist. Neben typischen Braggadico-Lyricism und wortverspielten Popkultur-Referenzen gibt er sich erstaunlich verletzlich: »I’m thinkin’ of the past reminiscin’ on a 40/ Alcoholism started back when I was shorty/ I prays the Lord my soul to keep/ and think of how peaceful it is when I sleep«, heißt es etwa auf dem träumerischen »I’m Kurious (Remix)« über mentale Krisen. Wohlgemerkt einige Monate vor Biggies »Suicidal Thoughts« von »Ready To Die«.
Down-To-Earth-Habitus und klassenbewusste Street-Schläue trifft Rap-Liebhabertum und nahezu reflektiertes Hoodkid-Auftreten
Down-To-Earth-Habitus und klassenbewusste Street-Schläue trifft Rap-Liebhabertum und nahezu reflektiertes Hoodkid-Auftreten – eine Mischung, die in den Neunzigern recht unüblich war. Trotzdem ist »A Constipated Monkey« über drei Jahrezehnte nur in Ohren und Expedit von einigen Auskennern gelieben. Kurious widmete sich im Anschluss Sozialprojekten für Kinder, heißt es. Vielleicht hatte er das falsche Label gewählt oder sein Momentum um »Walk Like A Duck« verpasst. Vielleicht hat er aber auch geahnt, dass 1994, am Vorabend der Shiny-Suit-Ära, sein bodenständiger Freestyle-Cipher-Ansatz erst ab 1999 und seinem Auftritt auf MF Dooms »Operation: Doomsday« wieder an Beliebtheit gewinnen würde. Zum Release von »Majician« 30 Jahre nach seinem Debüt stellt uns Kurious seine zehn Lieblingsschallplatten vor.
Down-To-Earth-Habitus und klassenbewusste Street-Schläue trifft Rap-Liebhabertum und nahezu reflektiertes Hoodkid-Auftreten – eine Mischung, die in den Neunzigern recht unüblich war. Trotzdem ist »A Constipated Monkey« über drei Jahrezehnte nur in Ohren und Expedit von einigen Auskennern gelieben. Kurious widmete sich im Anschluss Sozialprojekten für Kinder, heißt es. Vielleicht hatte er das falsche Label gewählt oder sein Momentum um »Walk Like A Duck« verpasst. Vielleicht hat er aber auch geahnt, dass 1994, am Vorabend der Shiny-Suit-Ära, sein bodenständiger Freestyle-Cipher-Ansatz erst ab 1999 und seinem Auftritt auf MF Dooms »Operation: Doomsday« wieder an Beliebtheit gewinnen würde. Mit dem Re-Release zum 30. Jubiläum stellt uns Kurious seine zehn Lieblingsschallplatten vor.
Kurious: Das war das erste Album, das ich als Kind hatte, und ich habe es immer wieder gehört, sogar im Sommer. Ich wurde ein großer Fan der Jackson Five und bin es immer noch.
RedaktionKurious: Ich liebe den Film, ich liebe Disco und ich liebe die Bee Gees. Das war nicht nur meine erste Begegnung mit den Bee Gees, sondern auch mit einer anderen Disco/R&B-Größe, Tavares. Ich liebe diese New Yorker Disco-Ära und sehe meine älteren Cousins, wie sie rauchen und sich anziehen, um in die Clubs zu gehen.
RedaktionKruious: Ich liebe dieses Album. Es ist einer der vielen großartigen Beiträge der Jacksons zur Disco-Ära, die ich sehr liebe. Disco war ein dominierender Faktor in der Geräuschkulisse meiner Kindheit. Ihre Songs, ihre Tanzroutinen und ihr Stil werden meiner Meinung nach nie von einer anderen Gruppe erreicht werden.
RedaktionKurious: Ich erwähne das, weil es das erste Hip-Hop-Album war, das ich besaß, und als ich zum ersten Mal ihre Single »Rapper's Delight« hörte, war ich hin und weg. Auf diesem Album ist auch 8th Wonder vertreten. Definitiv ein Klassiker.
RedaktionKurious: Ich erinnere mich, dass ich jedes Lied auf diesem Album liebte. Ich sah das Cover bei einem Freund, dessen Eltern es hörten, und ich, vielleicht neun Jahre alt, bat meine Mutter, es mir zu besorgen. Das war meine erste Begegnung mit Stevie, und ich erinnere mich, dass ich kurz darauf »Musiquarium« bekam, das ich auch sehr mochte.
RedaktionKurious: Diese Band war definitiv die Hintergrundmusik in meinem puerto-ricanischen Elternhaus, und sie hatten so viele große Lieder. Mein kubanischer Vater erzählte mir später, dass er mit einigen der Mitglieder befreundet war.
RedaktionKurious: Ich liebe dieses Album, es ist so funky für mich, so düster, aber gleichzeitig auch super motivierend. Es ist von vorne bis hinten großartig und diese Jungs hatten wirklich Spaß und haben ein Gefühl dafür vermittelt, was Hip-Hop für mich von seiner besten Seite ist.
RedaktionKurious: Dieses Album ist ein Meisterwerk an lyrischer Poesie und unerschrockener Kunstfertigkeit mit einem wunderbaren Hintergrund aus Samples. Diese Jungs haben ein bescheidenes Genie an den Tag gelegt, das bis heute anhält und uns erlaubt, einfach wir selbst zu sein. Jenseits.
RedaktionKurious: Ich liebe dieses Album. Diese Jungs waren so einfach und gleichzeitig futuristisch. Ich bin nicht mit ihnen aufgewachsen, aber ich habe sie in meinen Zwanzigern gesehen. Revolver" ist eines ihrer kreativsten Werke.
Redaktion