José James – Live am 20.4. im Bi Nuu in Berlin

25.04.2013
Foto:Frédéric Hartmann
José James ist der Inbegriff des modernen Jazz. Und das, obwohl er sich mittlerweile längst nicht mehr nur diesen Stil auf die Flagge schreibt. Mit einem neuen Album im Gepäck hat er letzte Woche in der Hauptstadt Rast gemacht.

Was hat ein Blue Note Records-Newbie im Berliner Bi-Nuu verloren? Wäre dieser nicht viel besser im A-Trane oder B-Flat aufgehoben? Noch vor ein paar Jahren, als er mit dem belgischen Pianisten Jef Neve auf Tour war, wären diese scheinbar offensichtlichen Zweifel mehr als berechtigt gewesen. Der Kurs aber, den er mit seinem neuen Werk »No Beginning No End« eingeschlagen hat, macht bewusst einen großen stilistischen Bogen um die Hochburgen des ihm nachgesagten Genres und sucht sich seinen eigenen Weg durch das Dickicht der Möglichkeiten. Dass man versucht von dem ihm verpassten Crooner-Label wegzukommen und zeitgleich auf das Jazzlabel schlechthin setzt, mag zunächst kontraproduktiv erscheinen. Ich wage aber zu behaupten, dass Blue Note Records von dieser Liaison ungleich mehr profitiert als umgekehrt, und somit alles daran gesetzt haben wird, diesen Deal in die Tat umzusetzen. Prestige hin oder her, José James hätte ebenso ausgiebig und erfolgreich mit diesem Album getourt, wäre er bei Gilles Peterson‘s Brownswood Recordings unter Vertrag geblieben. Mit seinem jugendlichen Charme verhilft er der Jazzschmiede aus New York aber dazu im neuen Jahrtausend anzukommen. Somit sollte die Frage auch nicht lauten, was er als vermeintlicher Jazz-Künstler in einem Laden wie dem Bi Nuu zu suchen hat, sondern was man dort an diesem Abend vorfinden konnte: Beatdigger, Mods, Hipster, Jazzcats und gleich ganze Teenieschwärme, denen er es allen gleichermaßen recht machte. Weil er mittlerweile eben nicht mehr nur seinen Lieblingsstil bedient, sondern mit der Freizügigkeit, die so prädominant für diesen Stil ist, alle seine Vorlieben berücksichtigt und mit einbezieht. Mit solch einer unbestechlichen Vorurteilslosigkeit war er sogar dazu im Stande den ausgelutschten Bill Withers-Klassiker »Ain‘t No Sunshine« wieder ins rechte Licht zu rücken, und diesen ganze zehn Minuten lang nicht langatmig wirken zu lassen. Ganz gleich ob mit der Klampfe in der Hand, einem Beat auf den Lippen oder einen Flamenco Rhythmus klatschend. Der Tisch war so reich gedeckt, dass eines jeden Leibspeise dabei war, und so manch eine unbekannte Delikatesse entdeckt werden durfte. Nur schade, dass es kaum Nachschlag gab. Im Nuu machte sich Ernüchterung breit, die für ordentlichen Nachdurst gesorgt haben wird.