José González live am 28.3. im Admiralspalast in Berlin

30.03.2011
In Berlin konnte man diese Woche erleben, was passiert, wenn Musiker zu viel wollen: José González lässt seine Songs vom Ensemble The Göteborg String Theory erdrücken und verliert sich in monotoner Belanglosigkeit.

Dass José González nicht zu den ganz großen Songwritern gehört, dürfte hinlänglich bekannt sein. Die Kraft seiner Songs sucht man demnach auch nicht in den Kompositionen und Arrangements, sondern in seinem unverkennbaren Gitarrenstil und seiner monotonen, aber gerade deswegen einfühlsamen und beruhigenden Stimme. Vorgetragen mit den Ecken und Kanten, die die Fingerarbeit auf der Gitarre, das Räuspern und Atmen, der ganz direkte Impuls liefern. Damit es dann doch ein paar große Songs gibt, nach denen das Publikum lechzen kann, hat sich González bei anderen bedient: Die Coverversion vom The Knife-Klassiker Heartbeats ist und bleibt sein größter Hit.
Auf seiner aktuellen Tour bricht José González dieses Konzept nun auf und so hat er das Streicherensemble The Göteborg String Theory im beinahe ausverkauften Berliner Admiralspalast dabei, deren Dirigent Nackt alle Songs neu arrangiert hat. Und so brechen sie mit dem Impetus eines Scores los, als würde es gelten, die kleinen gonzálezschen Songs zu retten. Das ist alles sehr ambitioniert, produziert aber neben dem avantgardistischen Dirigierstil Nackts kaum Ideen. Im Gegenteil: Während González auf seine Lücken wartet, in denen er dann schnell ein paar Zeilen des eigentlichen Songs unterbringt, erdrücken The Göteborg String Theory alle Songs unter einem Teppich aus Filmmusik. Diese ist nach nur wenigen Songs berechenbar und inkonsequent, portioniert sie doch, statt etwas zu wagen, nur von allem ein bisschen und wirkt dabei altbacken und zunehmend störend. Das verwaschene Ergebnis offenbart geradezu die Monotonie und Ideenlosigkeit des Songwritings und nimmt José González seinen Charme und seine aufrichtige Zerbrechlichkeit. Als er dann – im Stile guter Dienstleistung – Heartbeats zur Zugabe darbietet, erschrickt man schon ein wenig, als das Orchester nach wenigen Takten erneut die Bühne stürmt und auch diesen einen großen Song in belanglosen Begleitungen der einsichtigsten Art ertränkt.