Wir haben mit Jonwayne nicht über zwei seiner offensichtlichsten Talente geredet: Rappen und Produzieren. Stattdessen haben wir uns mit dem Stones Throw-Beatmaker über eine andere Sache unterhalten, für die er viel Feedback bekommt. In sozialen Netzwerken gibt sich Jonwayne nahbar und teilt persönliche Anliegen. Und wenn er sich langweilt, ruft er schon mal via Facebook dazu auf, ihm einen Snapchat zu schicken. Eine Videobotschaft o.ä., die sich kurze Zeit nach dem der Empfänger sie erhalten hat, von selbst löscht. Dass Jonwayne auf diesem Wege nicht nur Bilder von MPCs, alten Turntables oder Partyeinladungen erhalten hat, war zu erwarten. Also Jonwayne, was hältst du wirklich von Facebook, Snapchat und Co.? Und sollten Fans so einfach Zugang zu ihren Idolen haben?
Ich will mit dir über den »Fan-Kontakt« reden. Aber davor muss ich noch wissen: Hast Du dein Textbuch zurückbekommen?
Jonwayne: Noooo, ich habe alles gefunden, außer dem Textbuch. Zwei Tage nachdem der Typ in mein Auto eingebrochen war und mein Zeug gestohlen hatte, erwischten sie ihn, aber das Buch konnte ich nicht finden. Ich glaube, er hat es aus dem Fenster geschmissen, weil es kein Wert für ihn besaß.
Tut mir leid das zu hören.
Jonwayne: Ach, alles gut! Ich schreibe einfach mehr Songs!
Gut, also: Du bist sehr offen und zugänglich auf Facebook, teilst deine Gedanken und Meinungen mit deinen Fans. Warum hast du dich entschieden, so nahbar zu sein?
Jonwayne: Nun, so bin einfach als Person. Meine Musik ist sowieso persönlich. Ich denke, wenn jemandem gefällt, was ich mache, dann wird er/sie mich auch verstehen. Auf diese Art fühle ich eine Verbindung mit jedem, der in der Lage ist, das wertzuschätzen, was ich als Musiker mache. Ich mache Musik und ich teile mit anderen Menschen, um mit dem Rest der Welt zu kommunizieren. Es war also keine bewusste Entscheidung – es liegt einfach in meiner Natur.
Hast du noch nie ein Status-Update bereut, nachdem du dir die Kommentare durchgelesen hast?
Jonwayne: Nein, nicht unbedingt. Genauso wie ich frei bin, den Leuten mitzuteilen, wie ich mich fühle, sind sie frei, mir mitzuteilen, wie sie sich fühlen. Also kann ich echt auf niemanden wütend sein.
Aber ist es nicht auch hart, sich den Meinungen so auszusetzen? Fans können inzwischen auf so viele Arten und Weisen mit den Künstlern kommunizieren – findest du das eine rein positive Entwicklung?»Im Moment ist die Kommunikation zwischen Künstlern und Fans noch in einem frühen und experimentellen Zustand.«
Jonwayne
Jonwayne: Haaach, nein, Ich denke, es ist eine negative Veränderung. Die Tatsache, dass Fans jetzt über den Künstler sagen können, was immer sie wollen und er es auch sehen wird. Ich glaube, dass die Beziehung zwischen Fan und Künstler nicht gesund genug ist, für die Menge an Kommunikation, die stattfindet. Es gibt definitiv eine Menge Künstler, die Fans ausnutzen und es gibt gleichzeitig Fans, die Komplexe haben und dann unverschämt zu einem Künstler sind, weil sie eigentlich unsicher sind, aber sich dem Künstler gegenüber wichtig fühlen wollen. Im Moment ist die Kommunikation zwischen Künstlern und Fans noch in einem frühen und experimentellen Zustand.
Fühlst du dich denn, als würdest du etwas davon haben, so offen auf sozialen Netzwerken zu sein?
Jonwayne: Nun, wenn man lernt, wie man die Dinge auffassen muss, dann ja. Aber ich denke, es gibt eine Menge Künstler, die einfach in eine Menge anderer Menschen katapultiert werden, die einfach nur die Aufmerksamkeit der Künstler wollen. Und die Künstler wissen nicht, wie sie das auffassen sollen. Ich habe inzwischen Schritt für Schritt gelernt, wie man mit Menschen umgeht, egal ob sie positiv oder negativ sind. Ich lerne immer noch, aber ich bin froh darüber mit diesen Menschen umgehen lernen zu müssen, weil es mir eine Menge Erfahrungen gibt.
Siehst Du die Gefahr, jemanden im Internet darzustellen, dem du dann »im echten Leben« nicht gerecht werden kannst?
Jonwayne: Hmmm… ich glaube, wenn mich Menschen treffen, dann sind sie in der Lage zu verstehen, dass ich einfach auch durch verschiedene Phasen gehe. Wie jeder andere auch, habe ich verschiedene Seiten. Außerdem ist mein Sternzeichen Zwillinge; das steht ja schon für das Konzept der Dualität. Aber nein, ich fühle mich nicht unter dem Druck irgendwelchen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich habe mit der Intention angefangen, der zu sein, der ich bin und das zu machen, was mir gefällt. Ich mache mir also keine Gedanken darüber, wie mich die Menschen in der echten Welt wahrnehmen werden. Ich bin definitiv die gleiche Person.
Du benutzt ja auch Snapchat. Was war das Abgefahrenste, was dir da geschickt wurde?»Es gab auch diesen Typen, der mir zeigte, wie er sich Heroin schoss. Echt harter Scheiss.«
Jonwayne
Jonwayne: (lacht) Inzwischen können nur noch diejenigen mir Dinge schicken, die ich ›geaddet‹ habe. Ich bekomme also nicht mehr so viel Abgefahrenes. Aber, Mann, ich habe jede Menge… so… weißt du… dude stuff …eine Menge so… Leute, die mir ihre Genitalien gezeigt haben.
Das habe ich mir gedacht… Und außer Genitalien?
Jonwayne: Oh, viele Leute beim Nehmen von harten Drogen. Sie zeigen mir, wie sie Kokain schnupfen. Es gab auch diesen Typen, der mir zeigte, wie er sich Heroin schoss. Echt harter Scheiss.
Wie hast du reagiert?
Jonwayne: Gar nicht. Warum sollte ich auf so jemanden eingehen?
Keine Ahnung…vielleicht, um ihm einen guten Ratschlag zu geben…
Jonwayne: Menschen die so etwas mit jemandem x-beliebigen teilen wollen, werden kaum auch nur irgendeine Sensibilität besitzen. Macht also keinen Sinn.
Wenn du einem Künstler einen Snapchat schicken könntest, den du magst: Wer wäre es und was wäre der Inhalt des Snapchats?
Jonwayne: Wahrscheinlich wären es Pharrell oder Dr. Dre. Ich würde ihn wohl einfach nur ein Beat oder einen Rap von mir schicken. Obwohl… ich kann es nicht wertschätzen, wenn mir das jemand schickt. Also weiß ich es nicht… vielleicht würde ich ihnen einfach einen Witz schicken. Ich weiß es immer zu schätzen, wenn mir jemand ein witziges Bild oder so schickt.