Zu Anfang hatte er einige Probleme, sich beim Ninja Tune Special in dem angenehm gut gefüllten Club Gretchen mit seiner leichten und ruhigen Gitarrenmusik beim Publikum Gehör zu verschaffen. Hatte DJ Delfonic erst mit einigen basslastigen Downbeat-Tracks vorgelegt, musste Jono McCleery, in Dreierformation unterstützt von einem Schlagzeuger und einem Bassisten, nun das Tempo mit seinem Album-Opener Fears, mit dem er seinen Auftritt eröffnete, noch einmal weiter drosseln. Zwar sind die Songs seines Albums sehr harmonisch und schön in ihrer steten Konzentration auf die Melodien und die Stimme des Singer/Songwriters, vermitteln jedoch stets auch den Eindruck, in erster Linie für für eine Präsentation im kleineren Kreis konzipiert zu sein. Doch nach und nach gelang es Jono McCleery schließlich mit den rhythmischen Brüchen von Home, die Aufmerksamkeit des Publikums ganz auf seine Gitarre und Stimme zu ziehen. Damit konnte der Londoner erfolgreich unter Beweis stellen, dass seine Musik auch live gut funktioniert und durch die Live-Instrumentalisierung und den Verzicht auf große Spielereien mit elektronischen Elementen noch zusätzlich an Charakter gewinnt. Und so wussten vor allem die etwas bekannteren und temporeicheren Tracks Garden und Tomorrow relativ zum Schluss mit ihrer inneren Spannung das Umfeld vor der Bühne tatsächlich mitzureißen, Momente, die insgesamt gesehen leider ein wenig rar gesäht waren. Nach der obligatorischen Zugabe folgte der Auftritt von Bonobo mit einem DJ-Set, und spätestens nach der Eröffnung mit Kiara von seiner letzten Platte Black Sands wurde eindeutig klar, dass der Großteil der Gäste in erster Linie gekommen war, um seiner Tätigkeit hinter dem DJ-Pult zu lauschen. Ähnlich melodisch wie seine eigene Musik zeigte sich auch seine umfassende Track-Auswahl, bei der er sich wenig um die verschiedenen Genres scherte und in gut zwei Stunden irgendwo zwischen Four Tets Locked und Eliphinos L.F. (I Know) Deep House mit Dubstep, D’n’B, Soul und Funk kreuzte. Das wurde vom Publikum euphorisch entgegengenommen und gefeiert und somit war der Abend insgesamt eine durchaus gelungene Werkschau zweier aktueller Ninja Tune-Künstler, jedoch blieb am Ende irgendwie die Frage offen, ob Jono McCleery mit seiner Musik so einfach in den Club-Kontext zu integrieren sei, oder ob er mit einer anderen Präsentationsform bei seinem bemerkenswerten Talent nicht doch besser bedient wäre.
Aigners Inventur – Januar 2017
Kolumne