Zuweilen ist zwar auch kommerziell erfolgreiche Musik intelligent, aber meistens verwandelt sich ihre Verkopftheit spätestens mit dem Durchbruch der Macher in langweilige, selbstreferenzielle Introspektion. Bemerkenswert also, dass Jenn Wasner eine Dekade nach »Civilian« dem Siegeszug ihrer Band Wye Oak mit ihrem Soloprojekt Flock of Dimes gerade ihr persönlichstes und zugleich substanziell weitreichendstes Album vorgelegt hat: »Head Of Roses« schafft es sowohl, ein nicht-banales Country-Pop-Album zu sein, als auch von Liebeskummer zu erzählen, ohne sich in Selbstbezüglichkeiten zu verlieren. Ihr Händchen für Komplexität hat die Multiinstrumentalistin aber schon viel früher unter Beweis gestellt. Jennifer Lynn Wasner, 1986 in Baltimore geboren, gründete bereits in der High School gemeinsam mit Andy Stack das Duo, das später Wye Oak wurde, und das fortan musikindustrielle To-Do-Listen und simplifizierte Erfolgsrezepte munter ignorierte.
Nach dem Durchbruch griffen die beiden etwa unverhofft zu neuen Instrumenten, um ihre gitarrenmusikbeseelten Folk-Rock-Fans auf den Folgealben mit tanzbarem, aber verqueren Shoegaze aus der Komfortzone zu schieben. »I know my place / It‘s a place I‘ve never been though« textete Wasner hellsichtig mit Anfang 20. An ihrem Platz, das hört man, ist sie immer noch nicht – zu unser aller Glück. Auf eindringliche Weise beschreibt sie ihn so nämlich ex negativo, durch eine Art Ausschlussverfahren, in der immer neuen Erkundung anderer musikalischer Plätze. Seien es der synthgetriebene Disco-RnB mit Bandprojekt Nummer 3, Dungeonesse, oder ihre zahlreichen Nebenengagements (u.a. bei Sharon van Etten und Bon Iver): in Sachen Experimentierfreudigkeit übertrifft sich die selbsternannte Perfektionistin immer wieder selbst, ihre Kollaborationen sind so vielfältig wie ihre Einflüsse. »It takes courage to believe in chaos« sei das Motto von Wye Oak, das hat Wasner dem Interview Magazine erzählt. Und weil es mindestens sehr viel Mut braucht, intersubjektive Zugänge zum eigenen Ego-Wirrwarr zu bauen, die auch noch verdammt cool und ausgeklügelt klingen, kann der Spruch auch gut und gerne als Slogan für die Musikerin Jenn Wasner herhalten.
Jenn Wasner: Eine seltsame und geheimnisvolle Schallplatte, die mir große Freude bereitet. Außerdem ist das Gewand, das sie auf dem Cover trägt, der Grund, warum ich anfing, auf der Bühne Jumpsuits zu tragen.
Jenn Wasner: Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, eine Geschichte in einem Lied zu erzählen, und Lauries ist eine ganz besondere. Dies ist eine so schön und durchdacht arrangierte Platte, und auch eine Erinnerung daran, dass die Sprache ihr eigenes Instrument ist.
Jenn Wasner: Es gibt sicherlich keinen Mangel an perfekten Platten von Kate Bush, und es gibt sicherlich Songs von anderen Platten, die ebenso berührend sind, aber als Album und komplettes Statement, denke ich, ist das mein Favorit.
Jenn Wasner:Der Grund, warum ich angefangen habe, Musik zu schreiben, und eine Platte, die sich mir in mehreren Schichten offenbart hat, als ich älter wurde und immer mehr über das Leben und mich selbst gelernt habe. Ich habe das Gefühl, dass sie das auch künftig tun wird; ich bin sicher, dass diese Musik immer noch Wahrheiten enthält, die ich heute noch nicht verstanden habe.
Jenn Wasner: Wenn ich diese Platte höre, werde ich daran erinnert, dass Musik eine der mächtigsten Heilkräfte auf der Erde ist. Glenns Musik ist ein Balsam, so beruhigend und rein, und ich bin so dankbar dafür.
Jenn Wasner: Bill Callahan ist einer meiner liebsten Songtexter, und er schreibt so perfekt für seine eigene Stimme – seine Songs klingen natürlich, wenn sie von ihm kommen, aber es ist fast unmöglich für andere, sie nachzuahmen (glaube mir, ich habe es versucht).
Jenn Wasner: Ich fühle mich so glücklich, dass ich diese Platte entdeckt habe, als ich noch jung war und meine eigene kreative Stimme noch fand. Was für ein Geschenk, etwas mit solch einer rohen Kraft erschaffen zu können, das trotzdem so zerbrechlich und intim klingt.
Jenn Wasner: Eine der am meisten unterschätzten Platten, die ich mir vorstellen kann. Es ist absolut atemberaubend von Anfang bis Ende. Als ich »The Kiss« das erste Mal hörte, fühlte ich, wie sich die Geister im Raum bewegten. Es hat mich (im wahrsten Sinne des Wortes) heimgesucht. Und das tut es immer noch.