Um der Vielfalt des 1983 von Alan McGee gegründeten Creation Records gerecht zu werden bedarf es einer ebenso großen Vielfalt an Perspektiven und so versammelt Danny O’Connor beinahe alle wegweisenden Akteure für Upside Down: The Story of Creation Records vor der Kamera. Nur Liam Gallagher, William Reid von The Jesus and Mary Chain, Lawrence von Felt sowie der stilprägende Produzent Andrew Weatherhall fehlen dann doch ein wenig in dem bunten Reigen.
Dennoch ist der Film der umfassendste Versuch die Geschichte des Labels von den Anfängen als wegweisender Vertreter der neuen Indie-Bewegung der 1980er Jahre bis zum Niedergang im Jahre 1999 zu rekonstruieren. Neben den Zugpferden der frühen Tage, Primal Scream und The Jesus and Mary Chain, akzentuiert O’Connor vor allem die großen Erfolge von Oasis, die spätestens mit dem Erfolg von (What’s The Story) Morning Glory? (dem bestverkauftesten Album der Neunziger) auch für die Bewegung eine einschneidende Veränderung bedeuten: Indie ist zum ersten Mal Mainstream, die kommerziellen Implikationen der Musik und die Wahrnehmung ihrer Produzenten verändern sich tiefgreifend (und sind noch heute messbar).
Trotz der großen musikhistorischen Bedeutung entgeht O’Connor der Versuchung die Akteure von damals als visionäre Helden zu verklären, sondern erzählt auch von den Unwegsamkeiten und äußeren Zwängen und wie wenig sich die großen Momente der Popgeschichte kalkulieren und steuern lassen.
Nicht zuletzt ist Upside Down auch eine musikalische Reise durch das beeindruckende Oeuvre des Labels, liefert das stilistisch vielfältige Roster selbstverständlich den Soundtrack des Films und lässt dabei auch den vermeintlich kleineren Acts genügend Raum. Und der namengebende Track Upside Down von The Jesus and Mary Chain ist mit seinem rauschhaften, chaotischen Sound Emblem für ein Label, dass keine Genregrenzen gescheut und anstatt sich in ruhigen Fahrwassern zu erschöpfen, stets neue Wagnisse eingegangen ist.