Morlockk Dilemma bleibt seinem jährlichen Veröffentlichungsrhythmus treu und hat der eigenen Diskographie Ende Februar mit Circus Maximus mittlerweile Langspieler Numero vier hinzugefügt. Dilemmas Faible für rohen Ostküstenrap, dürfte hinlänglich bekannt sein und ist folglich auch auf diesem Opus merklich spürbar. Da überrascht es dann doch etwas, dass zur Hip-Hop-Sozialisation des Spoken Viewers auch der eine oder andere Deutschrap-Klassiker beitrug, wie die folgende Auswahl seiner persönlichen Top-5-Rap-Tonträger aus hiesigen Gefilden beweist.

Stieber Twins – Fenster zum Hof
Find it at hhv.de: 2LP
Ich hatte in den Neunzigern ja eigentlich nicht so viel mit Deutschrap am Hut. Der Blick war ganz klar über den großen Teich gerichtet. Das lag aber auch daran, dass man hierzulande oberflächlich betrachtet nur Fanta4 und die Brote kannte. Als einem noch nicht jedes Release per MySpace-Bulletinterror oder Facebook-Spamming ins Kleinhirn geballert wurde, musste man noch nach guten deutschen Produktionen suchen. Hmm, heute eigentlich auch… Naja, weiter im Text. Auf Fenster zum Hof bin ich durch Zufall gestoßen. Ich habe die Platte geliebt. Der erste Aha-Effekt in Sachen Deutschrap. Die Beats waren genial und wegweisend zu der Zeit. Die hätten auch aus New York kommen können, was wahrscheinlich der Grund war, warum ich das damals so abgefeiert habe. Eigentlich waren die Stiebers Battle-MCs, denn textlich ging es gegen den Ausverkauf von Hip Hop. In dieser Zeit habe ich auch angefangen die ersten Sachen zu schreiben, auch dank dieses Klassikers.

King Kool Savas – LMS
Vermutlich die 12inch mit dem größten Einfluss auf folgende Generationen von deutschen Rappern. Ich war zum Zeitpunkt des Releases bei einem Kollegen in Bamberg, als mir im Plattenladen dieses Vinyl in die Hände fiel. Aha-Effekt Nummer 2: Savas hatte auf der 12inch Flow definiert. Ich hab nie mehr danach ein solches Feeling beim Hören von deutschem Rap empfunden, als beim ersten Abspielen von LMS. So musste sich Rap einfach anhören. Natürlich sind das aus heutiger Sicht keine Hammerlines, aber das ist definitiv ein Klassiker, der bestimmt viele Leute inspiriert hat, die das heute nicht mehr zugeben würden. Mich hat es beeinflusst. Punkt.

Westberlin Maskulin – Battlekings
Find it at hhv.de: LP
Blueprint of Battlerap. Vielen meiner Kollegen war Taktloss zu anstrengend. Ich fand gerade die Kombination der beiden Rapper perfekt. Jeder ein Unikat. Der eine rappt, als wäre er als Kind in einen Kessel mit Metronomen gefallen. Der andere ist offensichtlich wahnsinnig und tötet dich, wenn du das Mic willst. Bestes Tag-Team hierzulande ever.

Azad -Leben
Find it at hhv.de: CD
Ich finde auch heute noch, dass Azad besser produziert, als er rappt. Das ist kein Diss, sondern ein Kompliment für die Produktionen, die er auf diesem Album abgeliefert hat. Für mich auch der erste Straßenrapper Deutschlands. Ich höre die Platte auch heute noch gern. Auch ein schöner, dreckiger Gegenentwurf zum damaligen Status Quo der Hamburg-Stuttgart-Achse. Alles was danach mit dem Zertifikat »Streetrap« um die Ecke kam, muss sich mit dem Album messen lassen und hat dieses nicht erreicht.

Audio88 – Ein besserer Mensch
Find it at hhv.de: CD
Letzter Aha-Effekt bisher. Auch wenn der Kerl ja bekanntermaßen nicht reimt, hat mich das nie gestört. Im Gegenteil: Kaum jemand anderes hat die Lyrics so in den Mittelpunkt gestellt, wie Audio. Gerade durch das Verzichten auf Reime, werden da keine Kompromisse eingegangen. Der Inhalt steht über Struktur und Schemata. Wie auch immer, der erste Rapper, bei dem die Hoffnung aufglimmt, dass man bei Rap vielleicht doch von Lyrik reden darf.