Hawthorne Headhunters – Live am 19.2. im Wiener Roxy

Text mirko
21.02.2011
Foto:Carmen Feichtinger
In dieser Nacht werden die Hawthrone Headhunters nebst Coultrain und Black Spade erwartet. Ihr letzter Gig auf einer kleinen Europatour.

Neben dem Schild »Café für Sie« hat sich eine rote Tafel im Stadtbild verankert, deren schwarze Lettern einen Namen formen: Roxy. Legendär durch die Clubs in London und New York, der eine Treffpunkt für die Punkszene, der andere anziehend für Punks wie essentiell für die Entwicklung der Hip Hop-Kultur, beide mit demselben Namen. In dieser Nacht werden die Hawthorne Headhunters nebst Coultrain und Black Spade erwartet. Ihr letzter Gig auf einer kleinen Europatour. Die Reporterin findet sich am Rande der Tanzfläche gegen den Spiegel gelehnt wieder. Ein Getränk in der Hand, zwei Jungs neben ihr, die sich einen Spliff hin- und herreichen. Entgegen der allgemeinen Verbotswelle, geht Rauchen im Roxy weiterhin in Ordnung. Das Verqualmte und Verkommene, die dunkle Holzvertäfelung, die herunterhängenden Kabeln, die ausgefallenen Lichter, die Discokugel – das ist der Charme aus einer Zeit, die hier noch kein Ende genommen hat. Die Zeit geht hier ihren eigensinnigen Gang. Auch wenn über die Boxen gerade der neueste US-amerikanische Sound gepumpt wird. Einer der zwei Jungs neben ihr, umhüllt von Grasdunst, fragt nun interessiert, ob sie alleine da sei. Sie nickt und sagt »Ja«. Er fragt »Echt?«, und dann »Warum?«. Ihre Antwort gefällt ihm, es müsse cool sein, Journalistin zu sein. Wohlgesinnt und freundlich wird sie gefragt, ob sie etwas trinken möchte und ob das ihre Münze sei, die er am Boden gefunden hat. Wieder ein Kopfschütteln, er steckt die Münze ein und meint schmunzelnd, »Geld ist Geld«. Diese kleinen Details, von denen sie nicht weiß, ob in ihnen nicht große Wahrheiten stecken, ausblendend, driftet ihre Aufmerksamkeit nun nach vorne, wo das Mikrofon ergriffen wird.

Drunk With Music
Coultrain und Black Spade erheben sich aus den dunklen, vorderen Ledercouch-Ecken des Roxy, um zu zweit, ihr Semi-Live-Set (Laptop, MPC, Mic’s) , starten. Sie steht mit dem Rücken noch immer vor den Spiegeln, hat sich selbst dabei aber schon vergessen und taucht mehr und mehr ein in den souligen Gesang des Platinum Pied Pipers-Kontributors und den ebenso smooth gerappten Parts und Tanzbewegungen seines teddybärähnlichen Freundes aus St. Louis namens Stoney Rock aka Black Spade, der mit den an diesem Abend nicht anwesenden Ced No und Proh Mic, die Hawthorne Headhunters, ergibt. Das neue Mixtape Build & Destroy nimmt sie verschwommen auf dem improvisierten Mini-Merch-Stand wahr. Nummern wie Planet Rock oder Do 4 U versetzen das Roxy in future funkige Schwing-ing-ingung. She Wanna bleibt besonders hängen, da plötzlich über das Mikrofon eine weibliche Stimme erklingt, die nicht nur Coultrain scheinbar entzückt. Wäre es nicht zur Ernüchterung aufgrund des Endes der Show gekommen, hätte sie wohl »drunk with music« raustaumeln müssen. So schafft sie es auch ohne Schwindel die Treppen, entlang der Leoparden-Tapezierung, hoch. Oben, erfreulicherweise ein bekanntes Gesicht, Mike von den Aphrodelics schneit gerade herein. Das ist kurz bevor der DJ mit dem Kebap hereinkommen wird. Irgendwann steht sie wieder warm eingepackt auf dem Gehsteig der Faulmanngasse. Nicht allein, denn ein älterer Mann steht ein paar Meter von der Clubtür entfernt und tanzt zu dem Bass, dessen Dröhnen aus dem Keller noch zu hören ist. »Ich mag wie du da am Gehsteig tanzt«, sagt sie zu ihm und biegt um die gleiche Ecke, wie ein paar Stunden zuvor…