Halbjahresrückblick 2017 – Best Organic Grooves so far

10.07.2017
Das Jahr ist noch halb leer, aber schon vollgepackt mit super Releases. Wir haben grob in vier Genres aufgeteilt, je 20 Platten. Hier unsere Lieblinge aus dem Bereich Organic Grooves.
Al Massrieen
Modern Music
Habibi Funk • 2017 • ab 24.99€
Elijah Wood twitterte seine Begeisterung, und von der Last des Ringes befreit kann der gute Mann nicht irren: »Modern Music« ist der bislang habibifunkyeste Fund der Jakarta-Tochter und so vielseitig wie eingängig. Mühelos schnüren Al Massrieen um Hany Shenoda Pop-Experimente aus Psych-, Elektronik-, Disco- und Jazz-Elementen. Tim Tschentscher

Awa Poulo
Poulo Warali
Awesome Tapes From Africa • 2017 • ab 22.99€
Zur Review
Wäre diese Welt eine faire, würde Awa Poulo genauso die Pop-Redaktionen des globalen Nordens auf eine kollektive Google-Suche schicken wie zuvor etwa Omar Souleyman. Jetzt also bitte: »Peulh-Musik« oben rechts eingeben, noch kurz (oder besser lang) auf diesen fantastisch sich windenden Songs hängen bleiben, nach dem vierten Durchlauf Enter drücken und irgendwo in der Sahelzone zwischen Mali und Äthiopien herauskommen, um mehr davon aufzutreiben. Kristoffer Cornils

Barney Wilen
Moshi
Souffle Continu • 1972 • ab 39.99€
Der große Afrika-Hype ist vorbei, 1972 hatte er noch gar nicht begonnen. Damals kam der Franzose Barney Wilen von da zurück und mit ihm die Einflüsse, die er bei Pygmäenstämmen gesammelt hatte. Afrikanische Rhythmen, Blues-Traditionen und Jazz, der zuweilen sehr weit draußen und dunkel ist und dann wieder leicht und luftig, so dass man auch die Zwiebel beim Schnibbeln nicht verfehlt. Philipp Kunze

V.A.
Cool Europa
Sonorama • 2017 • ab 27.99€
Eine Zusammenstellung deutscher Jazzmusik von 1959 bis 1963, »Cool Europa«, erscheint auf dem Label von Ekki Fleischhammer. Bei der Auswahl der Stücke achtet der Labelchef auf die historische Bedeutung im Repertoire der Künstler und schließt Lücken in vergessenen Bereichen. Tobi Kirsch

Cybe
Tropisch Verlangen
Stroom • 2017 • ab 23.99€
Stroom bleibt der noch coolere kleine Bruder von Music From Memory und was Nosedrip hier ausgegraben hat, ist allein schon wegen der Entstehungsgeschichte Listenmaterial. Spoilers: Holländischer Lebemann (Cybe) lässt es sich in den Achtzigern in den Tropen gut gehen und vergisst die Ansichtskarten (»Tropisch Verlangen«) rechtzeitig zu verschicken. Florian Aigner

Emel
Ensen
Partisan • 2016 • ab 16.49€
Emel el-Mathlouthi hat eine brisante Karriere hingelegt, bevor sie dieses Jahr mit »Ensen« international debütierte. In Tunesien wird die protestgetragene Musik der mittlerweile in Frankreich ansässigen Künstlerin nicht im Radio gespielt, was sie wiederum nicht vor Rückgriffen auf traditionelles Instrumentarium abhält. Dennoch ist diese Platte vor allem Ausdruck einer Sehnsucht nach neuer Musik oder gleich neuen Musiken jenseits der großen Trennlinien. Kristoffer Cornils

V.A.
Ethiopian Urban And Tribal Music
Sub Rosa • 2017 • ab 21.99€
»Ethiopian Urban and Tribal Music« ist nicht nur preisverträglich, sondern zeigt im Inlay zumindest die Gesichter und listet die Namen derjenigen auf, welche hier in großartig abwechslungsreich nebeneinander gestellten Feldaufnahmen zu hören sind. Nicht selbstverständlich im Feld von ethnografischen Tonaufnahmen in der freien Marktwirtschaft. Vermutlich also gewinnen hier nicht allein wir. Kristoffer Cornils

Giovanni Cristiani
Alpha Percussion
Mondo Groove • 1985 • ab 19.99€
Ach ey, nur eine Reissue einer Platte, aus der Paul White vermutlich ein ganzes neues Danny Brown Album hätte produzieren können, die gleichzeitig auch mühelos in jedes Selector-Radioset passt und automatisch auch das Noro-Virus heilt. 2 von 3 dieser Behauptungen über Giovanni Cristianis »Alpha Percussion« sind empirisch nachweisbar. Florian Aigner

The Heliocentrics
A World Of Masks Black Vinyl Edition
Soundway • 2017 • ab 17.99€
Die Heliocentrics haben mit Barbara Patkova jetzt eine feste Sängerin, die sich perfekt in das psychedelische Soundgerüst einfügt. Wenn eine Band aktuellen afro-psychedelischen Sound heutzutage repräsentieren kann, sind es die Heliocentrics mit ihrer ungeheuren Intensität. Tobias Kirsch

Joshua Abrams & The Natural Information Society
Simultonality
Tak:Til • 2017 • ab 19.99€
»Simultonality« ist ein psychedelisch repetitive und meditative Kombination aus Jazz, Raga, Rock, Can-Beats und Steve Reich- Minimalismus mit Joshua Abrams dreiseitigem marokkanischen Gnawa-Bass Guimbri als stets ruhendem Pol. Andreas Brüning

V.A.
Lovin' Mighty Fire - Nippon Funk, Soul, Disco 1973-1983 Black Vinyl Edition
BGP • 2016 • ab 31.99€
Die Compilation »Lovin’ Mighty Fire – Nippon Funk, Soul, Disco 1973-1983« hält für jede Lebenslage und das heißt hier konkret jeden Dancefloor-Zustand die richtigen Tunes bereit. Klebriger Klammerblues, Diven-Disco und das obligatorische, an dieser Stelle extrem verkiffte Haruomi Hosono-Stück inklusive. Kristoffer Cornils

Marijata
This Is Marijata
Mr Bongo • • ab 22.99€
»This Is Marijata« ist ein unfassbares Album. Egal, aus welcher Stimmungslage der Track gerade kommt: no filter! Rau, raw, funky wie der viel zitierte Mutterficker und melancholisch wie der einsame Papa. 2 1/2ste Reissue jetzt, sie war dringend nötig. Philipp Kunze

Tomorrow's People
Open Soul
Melodies International • 1976 • ab 29.99€
Neben Midori Takadas überragendem »Through The Looking Glass« ist »Open Soul« von Tomorrow’s People einer der beiden großen Algorithmen-Hits, die dieses Jahr neu aufgelegt wurden. Wer auch immer mal bei YouTube die einschlägigen Soul- und Funk-Nummern abgesurft hat, muss irgendwann bei dem hypnotischen Cover (weniger so in der Neuauflage) und den noch hypnotischeren Grooves des 20-minütigen Titelstücks hängengeblieben sein. Kristoffer Cornils

Mulatu Astatke
Mulatu Of Ethiopia Deluxe Edition
Strut • 2017 • ab 29.99€
Strut hat das 1972-Album »Mulatu Of Ethiopia des Ethio-Jazz-Großmeisters Mulatu Astatke nachgepresst. Dickes Vinyl, in der Deluxe-Version mit Bonus-Tracks, ganz viel Astatke wie man ihn halt kennt, atmosphärisch, rhythmisch und unmöglich, die Schnauze davon voll zu haben. Philipp Kunze

Oratorium
Oratorium
Tramp / The Artless Cuckoo • 1972 • ab 17.99€
Zur Review
Es klingt eventuell nach Beleidigung, ist aber irre gut: DJ Science macht in Christenrock. Sein Label wird zum Gralshüter eines wahrhaft entrückten Albums – und released die »Oratorium« LP von 1972. Sie ist durch und durch beseelt und auf jene unverschämte Weise schamlos, die nur wahre Glaubensverfechter drauf haben. Christian Neubert

V.A.
Outro Tempo: Electronic And Contemporary Music From Brazil 1978-1992
Music From Memory • 2017 • ab 33.99€
Man kann sich »Outro Tempo« über die Hits nähern (Andrea Daltro, Maria Rita), über die Aussicht doch irgendwann diesen Higher State Of Consciousness zu finden (Priscilla Ermel, Fernando Falcao) oder den absurden Median-Wert (alle). Egal wie: das Real Madrid im Comp-Game 2017. Florian Aigner

Pop Makossa
The Invasive Dance Beat Of Cameroon 1976-1984
Analog Africa • 2017 • ab 34.99€
Die Sammlung »Pop Makossa« präsentiert uns feinsten Highlife und Afrorumba aus Kamerun von 1976 bis 1984 mit ausführlichem Booklet. Der Sound bekam enormen Schub durch Manu Dibangos »Soul Makossa«, der den Namen des Genres international bekannt machte. Tobias Kirsch

Raymond Scott
Manhattan Research Inc Colored Vinyl Edition
Music On Vinyl • 2001 • ab 37.99€
Wer denkt früheste elektronische Musik ginge nur schwer verdaulich, kennt Raymond Scott nicht. Der Cartoon-Komponist experimentierte in den 50ern und 60ern mit elektischen Jingles, wurde lang vergessen, wiederentdeckt und von Gorillaz, El-P und J-Dilla gesamplet (»The Name Of The Game is Lightworks«). Essentieller Repress. Niklas Fucks

V.A.
Synthesize The Soul: Astro - Atlantic Hypnotica From The Cape Verde Islands 1973 - 1988
Ostinato • 2017 • ab 26.99€
Die Kapverden, geografisch als Inselgruppe vor der Küste Senegals und politisch von Portugal bis in die Siebziger gesteuert, zeigen sich hier von ihrer grandiosen und einzigartigen Seite. Auf »Synthesize The Soul: Astro – Atlantic Hypnotica From The Cape Verde Islands 1973 – 1988» findet sich ein Mix an Einflüssen von Brasilien nach Ghana und zurück ins Disco-Europa. Lars Fleischmann

Spiritual Jazz
Volume 7: Islam - Esoteric, Modal And Progressive Jazz Inspired By Islam 1957-1988
Jazzman • 2017 • ab 22.99€
»Spiritual Jazz Volume 7: Islam – Esoteric, Modal And Progressive Jazz Inspired By Islam 1957-1988« ist eine akribische Zusammenstellung an vornehmlich musikalischen Hinterbänklern. Hier verzichtet man lieber auf Stars, die die Platte verkaufen sollen. Viel mehr analysiert man die Verbindung zwischen dem Islam als Antrieb der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung und seinem Einfluss auf die Jazz-Szene ab Mitte der Fünfziger. Lars Fleischmann


Und diese 100 Schallplatten wurden im ersten Halbjahr 2017 bei uns im Webshop am heißesten gehandelt.