Wer mit Jazz, Boards of Canada und Ambient Music aufwächst, hat es im Leben leichter. Le Motel, belgischer DJ und Producer, weiß das. Er hatte als Zehnjähriger bereits mehr Musik gehört als Hans-Joachim von Durchschnitt. Vielleicht baut der gelernte Grafikdesigner deshalb Beats, die wie Multivitaminsaft nach einer Klubnacht schmecken. Seit 2014 bastelt er Songs, die in Spotify-Listen neben Bonobo und Four Tet landen, sampelt Djembe-Sounds von Hochzeiten in Mali und Kalimba-Klimpern bei Zeremonien in Ghana, interessiert sich für Voodoo-Kultur und wie er den Zauber in den Club bringt. Deshalb sneakt sich Le Motel nicht nur durch Grooves von Südamerika bis Ostafrika, sondern bereist die Länder auch. Zu Beginn noch neben Brotjob und als Hobby. Das ändert sich 2015, als »Oka«, seine erste Platte für den HHV-Ableger Cosmic Compositions erscheint. Gilles Peterson schleift ihn ins Radio der BBC. Auf einmal crasht Le Motel in die Szene, spielt Festivals auf der ganzen Welt, ist das, was viele angekommen nennen.
Seine Beats reisen um die Welt
Anstatt sich drei Mal die Woche in die Holzklasse zu quetschen, entscheidet er sich dazu, sich in Brüssel mit der Rap-Szene auseinanderzusetzen. Le Motel veröffentlicht Platten mit Locals wie Roméo Elvis, YellowStraps und Veence Hanao – irgendwo zwischen Tri-Tra-Tralala-Trap mit Jazz-Anstrich und Footwork-Fetzen für die Techno-Heads. Seine Solo-Karriere: erst mal on the rocks. Dann kam die Pandemie, dann kamen Isolation und Einsamkeit. Le Motel gründet mit Maloca ein eigenes Label, schiebt eine EP nach und übt sich als Kurator für Producer, die »Future Music« in ihre Insta-Bio packen. Für den aktuellen Maloca-Release erscheint mit »Suenos« wieder Dancefloor-Material vom Chef persönlich. »Ohne Genrebezeichnung«, wie er schon am Anfang seiner Karriere betonte. Inzwischen arbeitet er mit Musiker*innen aus Spanien, Ghana und Australien zusammen. Seine Beats reisen wieder um die Welt. So wie Le Motel selbst.