Gonjasufi – Word, Sound, Power

15.06.2011
Foto:Sofie Fatouretchi
Gonjasufi ist eine der wenigen Originale im Musikgeschäft und hat seine eigene Geschichte mit Musik. Diese und andere erzählte er bei einem Gespräch mit Valentin Menedetter in Wien.

Gonjasufi hat seine eigene Geschichte mit Musik. Bereits als kleiner Junge trat er als Sänger auf. Später kippte er in Hip Hop und Boom Bap und entdeckte schlussendlich Hard Rock und Punk für sich. Der Yoga-Lehrer aus Texas, mit seiner sanft klingenden aber gleichzeitig rauen Stimme wurde von Warp unter Vertrag genommen und brachte sein Debüt Album A Sufi and a Killer im Jahr 2009 heraus. Die Auftritte mit seiner Band erinnern einen an einen religiösen Akt – einer der Musiker reinigt den Raum mit einem Räucherstäbchen vor dem Auftritt. Seine Musik ist dunkel und roh, verbindet Elemente von Hip Hop und Rock. Man findet sich in einer neuen musikalischen Sphäre, wenn man das Album durchhört. Valentin Menedetter traf sich mit ihm bei einem Konzert.

Wie alt warst du als du begonnen hast Musik zu machen?
Gonjasufi: Das erste Mal, dass ich einen Beat auf einem Drumcomputer gemacht habe, war so mit zwölf Jahren. Seit frühester Jugend singe ich. Ich war in einer Oper mit acht Jahren – also seit 1986.

Hast du eine professionelle musikalische Ausbildung gehabt?
Gonjasufi: Nein, ich bin einfach auf die Bühne und habe losgelegt, nur die Erfahrung an und für sich…

Du bist auch Yoga-Lehrer…
Gonjasufi: Nun, es war so, dass Yoga mich gefunden hat – es ist ein Teil des vergangenen Lebens, das ich gelebt habe. In diesem Leben erwachte ein Yogi in mir. Es ist etwas, dass mich gefunden hat. Ich glaube, ich habe danach gesucht – das Leben als Yogi. Die Dinge, die es dir im Leben zeigt und die es ausdrückt. Yoga ist ein heikles Thema. Es geht dabei nicht nur um das »Asana«, worauf sich momentan jeder zu konzentrieren scheint. Es gibt einen Moment, wo du das links liegen lassen musst und dich von deinen Körperteilen wegbewegen musst. Es gibt verschiedene Körperteile, und es geht eben darum diese loszulassen. Es gibt eine Praktik die »Samadi« heißt, und die besagt, dass du dich vom Prozess des Loslassens lösen musst, um eine höhere Sphäre zu erreichen. Yoga hat sich für mich gewandelt – es ist mein Leben auf der Bühne. Wenn mich also Leute fragen, ob ich ein Yoga-Lehrer bin, dann antworte ich, dass ist was ich gemacht habe. Diese Musik ist Yoga – es ist ein und dasselbe, es ist »Words, Sound, Power«.

»Unsere Freundschaft ist jetzt anders. Jetzt rufe ich Flying Lotus an und er gibt mir Ratschläge. Er hat mir mit meiner Karriere und meinem Leben geholfen und ich bewundere ihn und sehe zu ihm auf.«

Gonjasufi
Du bringst seit den frühen Neunzigern Musik heraus, darunter auch Hip Hop-Projekte… Wie würdest du deinen Werdegang als Künstler beschreiben?
Gonjasufi: Seit den Neunzigern? Ich wollte immer sehr gern Gitarre spielen, singen und Schlagzeug spielen. Also ging ich den Weg vom Boom Bap, Hard Rap in Richtung Hard Rock und Punk. Die Neunziger waren für mich die Zeit des Boom Bap. 2000 war für mich nur Punk und Rock-Zeug, jetzt kombiniere ich die beiden. Es ist dieselbe Energie, es ist die gleiche Aggression, die gleiche Botschaft. Es ist ein und dasselbe – ich sehe nicht wirklich eine Brücke zwischen diesen ganzen Dingen.

Du hast auf Flying Lotus’s Album Los Angeles als Gastvokalist gesungen. Wie habt ihr begonnen miteinander Musik zu machen?
Es war einfach nur Timing, Mann. Lotus und ich haben diese eigenartige Verbindung, irgendwie eine ganz eigene Stimmung. Wir hatten bereits miteinander gearbeitet, bevor wir uns persönlich getroffen hatten. Unsere Freundschaft ist jetzt anders. Jetzt rufe ich ihn an und er gibt mir Ratschläge – er ist jünger als ich, aber er hat schon so viel gemacht. Er hat mir mit meiner Karriere und meinem Leben geholfen und ich bewundere ihn und sehe zu ihm auf, aufgrund vieler Dinge. Wenn man sich ansieht, was er mit Electronics und Computern gemacht hat – für Bands ist es schwer dieses Zeug zu machen. Bei ihm klingt es, als ob es eine echte Band wäre.

Würdest du sagen, dass er ein großer Einfluss für dich war?
Gonjasufi: Ja, auf jeden Fall, v.a. dahin gehend, dass er mir beibrachte, die Dinge einfach zu machen und keine Angst zu haben. Als ich voller Zweifel war, sogar auf der Bühne – ich bekam nicht die Reaktionen die ich wollte und er ermutigte mich, stets ich selbst zu sein und das ging sich immer wunderbar aus.

Wenn du dich hinsetzt, um Musik zu schreiben und zu produzieren, machst du das alleine oder ist es ein kreativer Schaffensprozess mit der Band?
Gonjasufi: Es gibt viele Heads, die mir Beats schicken. Ich gehe auch durch Phasen, wo mir danach ist, mein eigenes Zeug zu machen – dann möchte ich gar nichts anderes hören. Ich mach das Zeug einfach nur, um es zu machen; ich nehme da nicht mal Stimme auf. Ich mag es einfach Beats zu machen, meine MPC zu spielen – da öffne ich mich wirklich. So funktioniert es ungefähr, einerseits muss ich mich selbst am Laufen halten und dann senden mir die Leute neues Zeug und alles kommt zusammen. Aber wenn ich nur warte, bis die Leute etwas machen, dann passiert einfach gar nichts.

Arbeitest du momentan an etwas?
Gonjasufi: Ja ich habe einige Alben, es gibt ein Album, dass ich sofort veröffentlichen könnte, dass ich eigentlich gerne jetzt raus bringen würde. Zwischen sieben und acht Titel, einfach nur eine 10inch. Wenn ich wieder nach Hause komme, dann werde ich das mischen, weil ich schon ein Weilchen drauf herumsitze. Es gibt einige Alben, die ich fertig habe. Ich bin ein Perfektionist, es ist schwer für mich Sachen loszulassen. Das ist eines der Dinge, an denen ich gerade arbeite. Das Universum nimmt Musik von mir weg, in dem Sinne, dass ich Projekte von Festplatten gelöscht habe, weil ich dieses Zeug einfach schon so lange habe. Also werde ich einfach das Album rausbringen, das ich jetzt hören möchte.