Gilles Peterson, Four Tet & Floating Points – »Free Spirits Sunday« am 13.10. in Berlin

21.10.2013
Foto:Malte Seidel
Die jazzaffinen DJs und Musiker leisteten beim »Free Spirits Sunday« eine dringend notwendige Unterstützung für die Steve Reid Foundation und verneigten sich zeitgleich auch auf vielfältige musikalische Weise vor ihren Vorbildern.

Das Leben und die Kunst können tragische Wendungen bereithalten. Während der legendäre Schlagzeuger und Motown Veteran Steve Reid in den 1960er und 1970er Jahren als renommierter Musiker mit zahlreichen Jazz-, Funk- und Soul-Ikonen wie James Brown, Miles Davis oder Sun Ra die unterschiedlichen Prägungen dieser Musikrichtungen maßgeblich beeinflusste, verstarb er im Jahre 2010 auf tragische Weise in ärmlichen Verhältnissen, da er sich die notwendige medizinische Versorgung für seine Krebserkrankung nicht leisten konnte. Von diesem Schicksal geprägt rief der passionierten Radio-DJ und Labelchef Gilles Peterson die Steve Reid Foundation ins Leben, um damit großen Musikern in persönlichen und finanziellen Notständen unter die Arme greifen zu können. Prominente Unterstützung erhält die Organisation dabei u.a. auch von den jazzaffinen elektronischen Musikern Four Tet und Floating Points, die der Einladung des Stiftungsgründers zum »Free Spirits Sunday« am vorletzten Sonntag folgten und nachmittags und abends ein aufgeschlossenes und musikorientiertes Publikum in den gut besuchten Club Prince Charles in Berlin zogen. Als Live-Musiker traten desweiteren das Horace Tapscott Memorial Ensemble sowie die kosmische Jazz-Formation Astral Travel um den italienischen Drummer Tommaso Cappellato auf, um wichtige Unterstützung für den an Parkinson erkrankten Saxofonisten Arthur Blythe zu leisten. Die zahlreichen Künstler wechselten sich dabei auf der Live-Bühne sowie back to back hinter den Plattentellern an den gegenüberliegenden Seiten des Clubs ab und deckten damit die verschiedenen Jazz-Strömungen der vergangenen Jahrzehnte ab.

Nach einer spirituell orientierten Einstimmung der Musiker von Astral Travel griffen Gilles Peterson und Four Tet gemeinsam tief in die persönlichen Plattenkisten für einige subversive Jazzkompositionen im futuristischen Gewand. Kieran Hebden (Four Tet) beschränkte sich bei der Auswahl der eigenen Kompositionen dabei auf die »Exchange Sessions«, seiner künstlerischen Zusammenarbeit mit Steve Reid aus dem Jahr 2006. Darauf folgte mit dem Horace Tapscott Memorial Ensemble der eigentliche Höhepunkt des Abends, welcher von dem im Durchschnitt jungen Publikum enthusiastisch aufgenommen wurde. Die Riege der bedeutenden Jazz-Musiker zollte mit ausschweifenden Kompositionen und einer lockeren Improvisationsfreude dem namensgebenden Pianisten ein würdiges Tribut und wurde durch die beeindruckend kraftvolle und emotionsgeladene Stimme von Dwight Trible zusammengehalten und geführt. Daran konnte Floating Points zuerst alleine und schließlich in Kollaboration mit Four Tet erfolgreich anschließen und die Besucher euphorisch und tanzend in den Alltag der neuen Woche entlassen. Die vertretenen DJs und Musiker generierten als renommierte Schirmherren mit ihren vielseitig dargebotenen Jazz-Stilrichtungen somit nicht nur finanzielle Hilfe für die Steve Reid Foundation, sondern es gelang ihnen vor allem auch, die Relevanz des musikalischen Erbes ihrer hoch angesehenen Vorbilder herauszustellen und sie dadurch auch ein Stück vor dem Vergessen zu bewahren.