Als die Scheinwerfer das flackernde Blau tilgen, schluckt die Novembernacht die ersten Konzertbesucher. Das harte Licht einer Tankstelle drückt sich auf die Kreuzung vor der Desi. Zwölf ist nicht einmal durch. Vor ein paar Minuten beendete Ghostpoet sein Set, das es mit Zugabe gerade so auf eine knappe Stunde schaffte. Im dunklen Club stand Obaro Ejimiwe da noch zwischen Laptop und Mikro, nur unterstützt von einem Schlagzeuger und einem Gitarristen, der aussah, als hätte er die letzten zwei Nächte nicht gepennt. Den Tracks von seinem Debüt Peanut Butter Blues & Melancholy Jam gab Ghostpoet mit der Unterstützung durch die Instrumente noch mehr Sog, noch mehr Hypnose. Minimalistisch schoben sich die Melodien unter den pulsierenden Rhythmus. Trip Hop, Garage, Dub, Grime und UK Rap zerliefen zu einem Sound, über den Ghostpoet seine Zeilen monoton sprach. Das hypnotisch-treibende Liiines dröhnt in den Ohren nach, während die tanzenden Schatten, der Mann mit Hut und Brille, in der sich manchmal das Licht brach und durch den Nebel schimmerte, noch vor dem inneren Auge stehen. Die routinierte Arbeit wurde bei Ghostpoet mehr und mehr Leidenschaft, je länger das Set vorangeschritten war. Survive It brach ein wenig aus der Atmosphäre heraus mit seiner sanften Hook, die sich da durch die Tiefen des Basses ihren Weg bahnte. Effektiv wie ein Pendel holte sich Ghostpoet so mehr und mehr die Aufmerksamkeit der Menschen – natürlich nur, wenn sie sich auf die Sache einließen. Aber bereits bei den ersten Beats hatten sich die vorderen Reihen in Bewegung gesetzt, während sich weiter hinten die meisten recken mussten, um einen Blick auf das Werkeln von Ghostpoet zu bekommen. Dabei waren das nur wenige flüchtige Handgriffe und auch die Ansagen zwischen den Tracks hielten sich in Grenzen. Das mechanische Pumpen sprach für sich – nicht so wie bei Muso, der den Support gab. Sein Sound bediente genau die Schiene des rucksacktragenden Sprechgesangs mit Indie-Attitüde und konnte somit kaum besser als Vorprogramm passen.
Während die eine Hand sich auf die Fototasche legt, öffnet die andere die Autotür. War sicher nicht das beste Konzert des Jahres, auch nicht in der Desi. Dafür war das Set doch zu kurz und Andreya Triana zu unbeschreiblich gut ein paar Monate zuvor. Trotzdem hat Ghostpoet eine unglaubliche Aura, die einen fast zwingt, seinen Lyrics Gehör zu schenken, auch wenn sie dann doch manchmal zu schnell auf dem Weg zwischen Mikro und Box verschütt gingen und dem Sound einfach unterlegen waren. Auf der Bundesstraße schiebt sich Peanut Butter Blues & Melancholy Jam ins Autoradio. Irgendwas in einem giert weiter nach diesem Sound, nach Garden Path und Cash And Carry Me Home. Und irgendwo im Dunkel neben Burger King und Metro, dem Nebel auf den Feldern taucht es wieder auf – das flackernde Blau.