Future Islands live am 17.2. im C-Club in Berlin

19.02.2014
Die Absurdität in allen Farben und ganzem Ausmaß: Future Island gehören zu den besten Live-Bands unserer Zeit und stellten dies eindrucksvoll im C-Club am Montag unter Beweis.

Wir müssen uns Samuel T. Herring als einen glücklichen Menschen vorstellen. »We set out to find something to hold / When seeking truth the answer is the road / When seeking wisdom the journey is your home / Fight through the wind / fight through the rain / Fight through the cold« und später: »Dance in the fire«, hat er einmal gesungen und auch wenn er es an diesem Abend nicht tut, fühlt man sich an jene Zeilen der letzten Platte von den Future Islands erinnert. Was diese Band so außergewöhnlich macht, lässt sich nicht auf einer Aufnahme nachfühlen, mehr noch, vielleicht gar nicht in musikalischen Kategorien besprechen. Samuel T. Herring spricht ein paar Worte zur Begrüßung und ist ab dem ersten Takt ein Maskierter. Einer, der sich von Rolle zu Rolle windet, sich unter Schmerzen durch die Stücke treibt und der der Absurdität mit der Aufrichtigkeit, dem Pathos eines Schauspielers begegnet. Das Erstaunliche dabei ist – und da stehen tatsächlich hunderte Menschen mit offenen Mündern im Publikum, wenn er zum Sprung ansetzt – dass Herring bei jeder Rolle doch ganz er selbst ist und dabei dem Sei ganz du selbst geplagtem Publikum so etwas wie die reiche, unendliche Weite menschlicher Emotionen, ein Sei all das entgegensetzt. Das Publikum feiert ihn wie einen Prediger, doch ist das hypnotische Element hier nicht das demagogische, sondern das introvertierte Emphatische: der geteilte Schmerz, das geteilte Glück, die Absurdität in allen Farben und ganzem Ausmaß.

Bereitet wird Herring diese Bühne von einer Band, die wohl zu den tightesten und überzeugendsten Live-Bands überhaupt gehört. Wenn Bands ansonsten wie auf Platte klingen, kann man eigentlich getrost zu Hause bleiben, hier aber ist dies die Bedingung für Herring‘s gnadenlosen Trip. Die gewaltige Energie, die durch den Raum wabert, hat dabei nichts mit den Messen der Maskulinität herkömmlicher Rock-Konzerte zu tun, ist viel feiner aufgelöst, kennt alle Geschlechtlichkeit, kennt alle Höhen und Tiefen. Als die Band für die Zugabe erneut auf die Bühne tritt und einen noch unbekannten Song der bald erscheinenden vierten Platte »Singles« spielt, ist es, als würden die Snare-Schläge und Herring’s animalisches Brüllen das Publikum einmal aus dem Saal fegen, nur um es dann gleich wieder zärtlich an sich zu binden. Future Islands sind die vielleicht beste Live-Band unserer Zeit und wir müssen uns das Publikum als ein glückliches vorstellen.