Entweder oder – Entscheider: Saschienne

04.05.2012
Foto:Marco Dos Santos Kompakt
Sascha Funke und seine Ehefrau machen jetzt auch musikalisch gemeinsame Sache. Das Projekt heisst Saschienne und ihr Debüt ist soeben bei Kompakt erschienen. Hier beantworten sie uns ein paar Entscheidungsfragen.

Seit dem Erfolg seines zweiten Albums »Mango« im Jahr 2008 war es still geworden um den Berliner Produzenten Sascha Funke. Ganze vier Jahre nachdem tausende Menschen seinen bei »Berlin Calling« verwendeten Song Paul Kalkbrenner zugeschrieben hatten, meldet sich das BPitch-Urgestein mit neuem Projekt und neuem Label zurück. Für Saschienne hat er seine angetraute Ehefrau, die Französin Julienne Dessagne, ins Boot geholt und »Unknown«, das Resultat dieser Zusammenarbeit, erscheint dort, wo für den Berliner mit der 12" »Campus« vor dreizehn Jahren alles begann: auf Kompakt.

Einsamkeit oder Zweisamkeit?
Sascha Funke: Zweisamkeit.
Julienne Dessagne: Das ist eine gute Frage, weil es das schwierigste ist, die Balance zu finden zwischen diesen beiden Punkten. Einsamkeit ist absolut wichtig, weil es einfach natürlich ist und bei uns individuelle Geschichten immer ihren Platz finden müssen. Da hab ich aber jetzt nicht die ultimative Antwort.
Sascha Funke: Vielleicht ja Dreisamkeit, dann mit Kind…
Julienne Dessagne: Aber keine falschen Schlüsse jetzt, ich trinke immer noch Wodka…

Sarkozy oder Hollande?
Julienne Dessagne: Hmmm… Hollande – natürlich! Mir war es natürlich immer klar – leider vielen anderen nicht – dass Sarkozy nicht fähig ist, irgendwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen. Leider haben wir jetzt schon fünf Jahre gelitten. Ich weiß nicht, ob Hollande jetzt wirklich alles ändern wird, so wie es seine Kampagne verspricht, aber es ist wirklich an der Zeit, diesen kleinen Zwerg rauszuwerfen.
Sascha Funke: Julienne wird auf jeden Fall wieder wählen gehen.
Julienne Dessagne: Genau, ich mache Briefwahl – ich muss nach unserem ersten Auftritt direkt wieder zur Botschaft um zu wählen. Du siehst also, ich bin wirklich bemüht, Sarkozy aus dem Amt zu jagen.

1. FC Köln – Bundesliga oder 2. Liga?
Julienne Dessagne: Zweite Liga!
Sascha Funke: Nein, nein, Champions League! Aber dadurch, dass ich über meinen Vater Union-Fan bin könnte ich jetzt auch zu Union Berlin gegen Köln, was sicher auch seinen Reiz hätte, aber ich will natürlich, dass sie in der ersten bleiben.

Tag oder Nacht?
Sascha Funke: Tag! Definitiv.
Julienne Dessagne: Jetzt würde ich auch sagen »Tag«. Derzeit arbeiten wir an dem Live-Konzept unseres Albums, tagsüber, und trotzdem müssen wir uns in eine Art Nacht-Gefühl hineinversetzen, und das ist ein schwieriger Wechsel.
*Sascha Funke:« Jetzt, wenn man z.B. wach wird, merkt man direkt, dass man viel mehr Energie hat und der Tag einem viel mehr Kraft gibt als die Nacht. Das ist beim Musik machen genauso. Bei uns ist das nicht so klischeebehaftet, dass wir ausschließlich von der Nacht inspiriert werden.

Öffentlicher Nahverkehr oder Fahrrad
Sascha Funke: Julienne ist erst seit zwei Jahren in Berlin und wir haben erst ein Mal die U-Bahn benutzen müssen, weil das Auto kaputt war.
Julienne Dessagne: Wir nehmen wirklich immer das Auto, Sascha ist so ein…
Sascha Funke: …militanter Autofahrer! Ich finde Berlin auch nicht so schlimm, was den Verkehr oder Parkplätze anbelangt. Wir wohnen mitten im Zentrum und haben trotzdem immer einen Parkplatz. Klar gibt es ab und zu mal einen Stau, aber das ist alles noch human. Julienne kommt aus London, wenn man sich das anguckt…
Julienne Dessagne: Da würde ich nicht mein Auto nehmen.

Stadt oder Land?
Sascha Funke: (Nach langem Überlegen) …noch Stadt.
Julienne Dessagne: Wir sind beide in Städten aufgewachsen, und persönlich habe ich immer Städte geliebt. Aber wir haben entdeckt, dass beim Musik machen das Land immer sehr gut für uns war. Inspiration, Konzentration, komplette Ruhe, frische Luft und Platz – das klingt sehr banal, aber es macht einen Unterschied.
Sascha Funke: Wenn man lange Musik macht und dann geht man kurz raus, für zehn Minuten, du guckst nur auf eine Wiese, und dann ist man direkt wieder ein bisschen ausgeglichener. In der Stadt guckt man halt aus dem Fenster, es ist immer was los, immer Verkehr, konstante Lautstärke. Der Kontrast ist schön, während man Musik macht und dann hat man diese Ruhe, und sie hilft wieder dann kurz durchzuatmen und Reset zu drücken. Wir werden wahrscheinlich irgendwann aufs Land ziehen.