Das Klavier ist das vielleicht größte unter den Instrumenten, eines das die Vielfalt der Stimmen zu vereinen weiß wie kein anderes, das erste Werkzeug des Komponisten – ein Instrument, dass uns an den Kern der Musik und ihrer Komposition und Dramaturgie führen kann. Dass dies auch in der Popmusik Gültigkeit hat, dass das Klavier die augenscheinliche Reduktion zu begleitenden Keys nicht fürchten muss, dem sollen eine Reihe von Gespräche nachspüren. Diesmal im Gespräch: Dustin O’Halloran.
Der Pianist und Filmkomponist Dustin O’Halloran hat mit Lumiere gerade einen Soundtrack veröffentlicht, der ohne einen Film auskommt. Der in Berlin lebende Amerikaner ist v.a. durch seine Filmmusik zu William Olsson’s An American Affair und seine Arbeiten Piano Solos und Piano Solos Vol. 2 bekannt geworden. Mit Lumiere tourte er nun erstmals mit verschiedenen Streichquartetten durch Europa, China und Nordamerika. Einen Mitschnitt seines Auftaktkonzerts in seiner Wahlheimat Berlin kann man auf seiner Website sehen. Wir haben mit ihm über die Kraft des Klaviers, den Zauber der Improvisation und seinen Freund und Kollegen Hauschka gesprochen.
Dein letztes Studioalbum, Lumiere, ist als Soundtrack ohne Film konzipiert. Warum denkst du, funktioniert deine Platte ohne die Bilder?
Dustin O’Halloran: Das Album ist ein Konzept über die Synästhesie, die Fähigkeit Farben zu sehen, wenn man Musik hört, also, ja, es ist visuell in einem filmischen Sinne. Mir ist klar geworden, dass das die Art und Weise ist, wie ich Musik erfahre nachdem ich während der Aufnahmen zum Album zu diesem Thema recherchiert habe. Und ich habe viele Verbindungen zwischen Malern und Komponisten wie Kandinsky, Rothko, Olivier Messiaen, Schoenberg oder Debussy entdeckt.
Obwohl die anderen Instrumente bestimmte Stimmungen, in die du uns versetzt, intensivieren, stehen sie doch stets unter dem Einfluss eines einzigen Instruments, das alles zusammenhält, dem Klavier. Was ist es, was dem Klavier diese Fähigkeit verleiht, warum ist es so ein kraftvolles Instrument?
Dustin O’Halloran: Ich denke auch oft darüber nach, aber alles was ich bislang sagen kann, ist, dass es vielleicht der Umfang des Klaviers ist, dass es in der Lage ist so viele Variationen und Oktaven abzudecken. Und es ist ein richtiges Soloinstrument, was den Menschen meist nahe geht… dem Klavierspieler wie den Zuhörern… und diese Intimität schafft eine gewisse Intensität.
Seit wann spielst du Klavier? Kannst du dich an die Motivation erinnern, gerade dieses Instrument spielen zu wollen?»Das Album ist ein Konzept über die Synästhesie, die Fähigkeit Farben zu sehen, wenn man Musik hört, also, ja, es ist visuell in einem filmischen Sinne.«
Dustin O Halloran
Dustin O’Halloran: Ich habe mit sehr einfachen Stunden bei meinem Kirchenorganisten angefangen, aber dann habe ich jahrelang gar nicht gespielt. Das fing erst wieder mit meinem ersten Projekt, Devics mit Sara Lov, an. Durch die Band habe ich meinen Weg zurück zum Klavier gefunden und angefangen zu Hause Stücke zu schreiben. Es hat bis ich nach Italien gezogen bin gedauert, wo ich dann endlich die Zeit gefunden habe, mich auf die Stücke zu konzentrieren und sie aufzunehmen.
Welche Rolle spielt Improvisation wenn du komponierst? Oder bevorzugst du eine konzeptionellere Herangehensweise an Musik?
Dustin O’Halloran: Improvisation spielt immer eine Rolle zu Beginn einer Komposition, aber ich glaube es nicht mein Ziel. Ich liebe es die Noten zu formen und ihnen Klarheit zu geben… und diejenigen herauszuschneiden die überflüssig sind. Ich liebe es die Essenz der Komposition zu finden, so dass jede Note einen wirklichen Grund hat. Am Ende arbeite ich wohl eher konzeptionell. Aber ich habe großen Respekt für Künstler, die sich einfach hinsetzen und improvisieren. Es ist eine ganz andere Herangehensweise und etwas, was man besser live erfahren sollte.
Du bist mit Hauschka befreundet, ihr habt viel gemeinsam gespielt. Hast du jemals mit einem präparierten Klavier gearbeitet?
Dustin O’Halloran: Es ist lustig, dass du das fragst, weil damals, als ich Volker (Hauschka) zum ersten Mal traf, lebte ich in Italien und hatte gerade angefangen mit einem präparierten Klavier zu experimentieren. In dieser Nacht spielte ich ihm ein Stück vor, damit er später nicht denken würde, ich sei nach seinem Konzert nach Hause gelaufen und hätte angefangen mit einem präpariertem Klavier zu arbeiten, es war ein lustiger Moment. Aber ernsthaft, wir sind gute Freunde geworden seitdem und er ist so intensiv mit dem präparierten Klavier beschäftigt, dass es wirklich schwer für mich ist, das jetzt nochmals anzugehen. Aber wir haben unsere Sounds zusammenbringen können in einem besonderen Konzert in Berlin, bei dem wir auf zwei Boesendorfer Flügeln auf dem Modern Piano Festival gespielt haben. Wir hatten speziell etwas für zwei Klaviere vorbereitet, eines von ihnen präpariert, eines nicht. Es war ein großartiger Sound und hoffentlich können wir das eines Tages wieder einmal machen.
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