Als Dominique Dillon de Byington vor fünf Jahren mit einer Hand voll Songs, ihrem Laptop und einem E-Piano auf Festivals wie dem MELT! für Aufsehen sorgte, hatte man sich schon fast darauf geeinigt, dass die unter dem unprätentiöserem Namen Dillon bekannte Musikerin das nächste große Ding werden sollte. Unbeirrt von diesem Hype arbeitete sie mit großer Natürlichkeit weiter und ließ so lange auf ihr erstes Album warten. Umso reifer und konzentrierter erscheint nun This Silence Kills.
Auf This Silence Kills lässt sich wie schon auf deinen Veröffentlichungen vor einigen Jahren erkennen, dass die Musik bei dir stets der Rhythmik der Lyrik folgt. Ist das etwas, das in der Produktion entsteht oder ist das eine Art des Komponierens, dass du stets vom Text her kommst?
Dillon: Das ist immer wieder unterschiedlich. Es gibt Lieder die wirklich mit einem Wort anfangen. Ich spreche ein Wort aus und dann ist das schon in einem Rhythmus, es ist das eine Vorgabe und dann geht es auch darum das beizubehalten. Manchmal ist es aber auch so, dass es einfach nur mit einem Rhythmus anfängt, z.B. am Klavier, und dann die Wörter hinzukommen. Das ist immer unterschiedlich. Was mir wichtig ist, ist, dass es so erhalten bleibt wie es in dem Moment ausgedacht wurde – wie es mir geschickt wird, so versuche ich es zu bewahren. Es gab keinen Fall, in dem ich eine Idee hatte, eine Vision, aus der dann am Schluss etwas ganz anderes geworden ist.
Was für eine Rolle spielt das Klavier dabei?
Dillon: Ich kann nicht anderes spielen und ich kann ja auch eigentlich das Klavier nicht wirklich spielen. Ich kann nur das spielen, was ich spielen kann. Ich kann keine Noten lesen – es funktioniert so wie es funktioniert. Ich kann nicht improvisieren und ich verstehe es eigentlich auch überhaupt nicht, weil ich es nie gelernt habe. Aber es ist das einzige Instrument, das ich spiele.
Sind diese Einschränkungen befreiend?
Dillon: Ja, ich glaube es vereinfacht mir sehr viel. Allein schon deswegen, weil ich es nicht komplizierter machen kann, da ich nicht weiß wie man es komplizierter macht und das ist gut, weil ich alles andere schon so unfassbar kompliziert für mich mache, ganz unabhängig von der Musik. Und meine Musik ist etwas, das stets so roh bleibt wie es bleiben muss. Und ich hätte ja auch ins Studio gehen können und darauf bestehen können, dass man jetzt aus diesen Liedern etwas anderes macht, dass die Lieder mir viel zu naiv sind, aber das wollte ich nicht, denn ich mag wie offen alles ist.
Wie war die Zusammenarbeit mit Thies Mynther von Phantom/Ghost und Tamer Fahri Özgönenc. Sind die neuen Tracks im Studio entstanden oder habt ihr mit Demos von dir gearbeitet?»Viele sagen mir, dass es vor ein paar Jahren einen Hype gegeben hat. Das ist gut zu wissen, denn ich habe nichts davon mitbekommen – überhaupt gar nichts.«
DIllon
Dillon: Ich hatte schon eine Idee von den Liedern, die ich produzieren wollte, war aber auch offen Neues zu machen. Also haben wir mit den Liedern angefangen, die ich mitgebracht habe und dann gab es Momente wo the magic happened und neue Sachen entstanden. Aber grundsätzlich hatte ich die Lieder schon komplett fertig es ging nur noch darum, das zu verbessern, zu verfeinern und präziser zu machen – das rauszuholen was ich eigentlich sagen wollte und es nicht zu verkomplizieren. Dabei war es mir wichtig, dort anzufangen, wo es angefangen hat, aber auch weiter zu gehen, sei es mit This Silence Kills oder Arupt Clarity, weil das die Musik ist, die mich interessiert. Ich hatte kein Interesse daran eine Piano/Gesang-Platte zu machen, aber nichtsdestotrotz haben wir mit Piano und Gesang angefangen. Dennoch ist es elektronische Musik, die ich mache, auch wenn das die wenigstens glauben.
Sehr oft liest man, dass sich deine Musik an der Grenze zum Chanson bewegt. Chansons sind ja meist narrativ. Erzählst du Geschichten?
Dillon: Ja, absolut. Ich erzähle nicht Geschichten mit »Es war einmal …« und »Es gab … « und »Ich bin … «. Es ist alles sehr offen, aber es sind Geschichten – sogar sehr persönliche Geschichten.
Viele haben sich ja gewundert, warum das so lange gedauert hat mit dem Album. Du hast einmal gesagt, dass deine Musik noch nicht bereit sei. Was denkst du, hat sich in den letzten Jahren verändert, so dass This Silence Kills jetzt möglich ist? Ist es das Material selbst oder vielleicht auch dein Verhältnis zum Material?
Dillon: Eigentlich hat das nichts mit der Musik zu tun, nur mit mir, mit meinem Leben, mit dem, wo ich stehe. Ich bin 23, ich war 18 vor fünf Jahren, … give me a break. Ich musste Sachen machen, ich musste ausziehen und umziehen, zu viel Geld haben und zu wenig Geld haben, ich musste Dinge ausprobieren. Ich bin ja sehr zufällig in die Musik hineingefallen, es gab nie einen Masterplan, der aufgehen musste, ich bin dem nie hinterhergerannt. Hätte ich das gemacht, hätte ich das Album vielleicht früher gemacht, aber jetzt kam alles ganz natürlich zusammen. Mir ist im Übrigen auch nie irgendjemand hintergerannt in den letzten fünf Jahren und hat gesagt, dass ich endlich ein Album machen müsse. Ich hab mich nie gezwungen gefühlt, irgendwas zu machen. Ich habe das nie als Karriere gesehen und das tue ich auch heute nicht. Viele sagen mir, dass es vor ein paar Jahren einen Hype gegeben hat. Das ist gut zu wissen, denn ich habe nichts davon mitbekommen – überhaupt gar nichts.