Die 12inch bleibt das präferierte Medium der Clubmusik. Das macht sie doppelt problematisch. Zum einen wird Vinyl immer teurer und die Produktion von Dancefloor-Ausstattung also immer riskanter. Zum anderen gaben in diesem Jahr allein in Berlin und Leipzig mit dem Watergate, der Renate und dem Institut fuer Zukunft gleich drei zentrale Institutionen der Szene ihre baldige Schließung bekannt und könnten laut aktuellen Umfragewerten von LiveKomm, der Berliner ClubCommission und anderen bald schon einige weitere folgen. Wozu Techno-EPs pressen lassen, wenn die Orte fehlen, an denen sie zum Einsatz kommen sollen?
Wenn Clubs schließen, was dann?
Zumindest ersteres hat seine positive Seite: In der Regel wird mehr echte Qualität auf Schallplatten eingeritzt statt dass wirklich jede schunkelige Tech-House-Nummer eine 300er-Auflage erhält. Die Quantität der Qualität ist dermaßen angestiegen, dass wir in diesem Jahr unsere Auswahl der besten 12inches von 20 auf insgesamt 25 erweitert haben – wobei natürlich nicht alles immer unbedingt rein für die Verwendung im Club gedacht ist und vieles auch zu Hause genossen werden kann und sollte. Verratet bitte nur nicht weiter, dass wir eine Vierfach-Flexidisc-Veröffentlichung in die Liste geschmuggelt haben!
Obwohl der TikTok-Trance-Boom noch nicht ausgestanden ist: Wenig davon wird auf Vinyl gepresst. Stattdessen finden wir Bass-Mutationen, Dub und Breaks unter den folgenden 25 Schallplatten, träumen uns vorne links vor der DJ-Booth mit nthng und Neel in den Äther oder versinken doch mit Glass Beams auf der Couch. Zwischendurch dürfen Björk und Rosalía auch ein Ständchen singen – ausnahmsweise. Es passt eben auch doch mehr auf eine 12inch als nur ein paar quantisierte Kickdrums. Diese 25 Schallplatten halten sich kurz, wirken aber lange nach. Versprochen. Kristoffer Cornils
Ausbruch und Beherrschung: Azu Tiwaline und Forest Drive West spielen auf ihrer »Fluids in Motion« Pol und Gegenpol. Das Ergebnis ist nicht maximale Balance, sondern köstlichste Spannung. Wobei, zugegebenermaßen, nach dem ambienten Intro das Pendel die Waage doch sehr klar in Richtung Dancefloor kippt. Aber eben in der dubbigen Dunkelholzigkeit, für die Tiwaline sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht hat.
Pippo KuhzartDas Demo zu »Oral« hat Björk schon Ende der 90er-Jahre aufgenommen. Der Song aber erschien ihr damals als zu poppig. Jetzt kommt er auf einer limitierten 12-Inch, enhanced mit dem Gesang der spanischen Pop- und Flamenco-Sängerin Rosalía und überarbeitet vom Produzenten Sega Bodega. Das klingt dann so, als hätte sich ein Dancehall-Track in die Setlist von »The Wizard Of Oz« verirrt. Die Stimmen von Björk und Rosalía passen erstaunlich gut zusammen. Auf der B-Seite nimmt Olof Dreijer von The Knife in seinem Remix den Song mit komplex verschachtelten Beats und Acid-Lines komplett auseinander.
Albert KochTechno, Breakcore, Ambient, Gothic Jungle – all dies waren im Schaffen von Christoph De Babalon ja nur Schleier für die blanke Existenzangst, die einem aus diesem Sound entgegenballerte. So auch auf seiner EP »Ach, Mensch«. Zwanzig Minuten, die sich anfühlen, als würde der ganze Wahnsinn dieses 21. Jahrhunderts überkochen. Von keiner anderen Platte lässt man sich so selbstverständlich verschlingen. Willkommen auf dem Boden der Tatsachen. Es hörte sich hier nie anders an – nämlich fantastisch.
Björn BischoffDer meistbeschworene Hype der jüngeren Zeit nennt sich unangenehmerweise »Latin Club«, weil niemandem etwas Besseres eingefallen ist. Dengue Dengue Dengue werden darüber wohl nur müde lächeln können, sie mixen schon seit fast anderthalb Jahrzehnten lateinamerikanische und afro-karibianische Tanzstile mit Hochglanz-Clubmusik nordamerikanischer Provenienz – und zwar von Berlin aus. »Agita2« setzt auf Vielseitigkeit und erlaubt sich wunderbare Volten, unter anderem Pseudo-Singeli mit Orchester-Hits, Verbeugungen vor dem Príncipe-Sound und grollende UK-Vibes. This is everywhere club!
Kristoffer CornilsNach fünf Jahren wieder ein Zeichen von DJ Rum, auch bekannt als Djrum. Für seinen Einstand beim Label Houndstooth bietet er Einblicke in die neuesten Erträge seiner Bassmusikforschung, mit Tracks zwischen avancierter Drum'n'Bassologie und angewandten Flötenwissenschaften. Im Ernst: Neben vertrackten Hochgeschwindigkeitsbeats hat er diesmal zur Flöte gegriffen. Klarinetten- und Streicherklänge sind ebenso in the mix. Doch keine Angst: Das Ergebnis hat nicht bloß in akademischer Hinsicht Bestand.
Tim Caspar BoehmeDie streng limitierten 12inches des Chicagoer Labels Kimochi Sound sind in der Regel sehr schnell ausverkauft und wer jemals mehr als zwei von ihnen gehört hat, weiß warum. Neben dem spröden Beatmaking-IDM-Techno von Vertical Cat und dem slicken, deepen Leftfield-Minimal-Techno von Bluets war »Seny«, die gemeinsame EP von Kimochi-Regular Dreamlogicc und SUED-Mitbetreiber SW. die einzige Veröffentlichung dieses ansonsten ausgesprochen starken Jahres. Vier mal Weirdo-House, der mal nach Theo Parrish an einem besonders humorigen Tag, Nintendo-Dub oder Vaporwave klingt. Unerhörte Musik.
Kristoffer CornilsEden Burns EP hält, was der Titel verspricht: Ganz große Beats. Es grenzt schon fast am Unmöglichen, den Opener Wrangler aufzulegen, ohne den Kopf im Takt zu wiegen oder zumindest die Zehen im Groove mitwippen zu lassen. Die EP schöpft ihre Energie aus ungeschliffenen, fast schon bizarren Elementen, die ihr eine skurrile, aber gleichzeitig herrlich verspielte Ästhetik verleihen. Mit »Big Beat Manifesto Vol. IX« hat Eden Burns ein weiteres Werk seiner Serie geschaffen, das schnell seinen festen Platz in den Sets vieler DJs gefunden hat.
Celeste Dittberner Zur ReviewSind das Surf-Ragas? Oder ist es doch eher Outback-Wüstenrock mit Sitars dazu? Das australische Trio Glass Beams versteckt sich gern hinter Masken. Auch seine Musik, in der sich vor allem australische Psychedelik mit indischen Einschlägen mischt, hat etwas Traumartig-Schleierhaftes, das sich entzieht, selbst der Groove bleibt immer ein wenig zurückgenommen. Das alles mit viel Verführungskunst und fein verzierten Melodien vorgetragen. Zum Tanzen oder für die innere Versenkung? Im Zweifel beides.
Tim Caspar BoehmeDas clubmusikalische Interesse an Dub mag nie abgenommen haben, in den vergangenen Jahren aber erlebte das Genre noch einmal einen Innovationsschub von außen. Der anonym bleibende Produzent Junior Loves veröffentlichte erstmals im Jahr 2015 ein Album, ließ dem aber bisher wenig und wenn dann nur in unregelmäßigen Abständen folgen. »Redriff / Piper« setzt Dungeon-Synth-ähnliche Melodien mit donnernden Kicks in Bewegung, kontrastiert ein durchdringendes Low-End mit Panflöten-Synthies und brilliert mit Footwork-ähnlichen Percussion-Verknotungen. Nichts daran ist normal, alles daran geil.
Kristoffer CornilsDas Label White Peaches aus Manchester liefert die Antwort auf die Frage, wo eigentlich der (Post-)Dubstep-Sound geblieben ist, der in den späten 00er-Jahren noch wöchentlich die Plattenläden dominierte, bevor seine durchschnittlich 140 BPM nach und nach von gleichmäßigeren und schnelleren House- und Techno-Beats abgelöst wurden. Highlight ist dieses Jahr ganz klar der Viererpack von Kali, der zwischen tiefen Bassfrequenzen, Jay-Z-Samples, in Neon getunkte Atmosphäre, UK-Funky-Anleihen und klassisch verschleppten Dubstep-Beats.
Christopher HunoldKoreless’ aka Lewis Roberts »Deceltica« EP ist ein technisches Upgrade für das Gehirn: High-Tech, aber ohne den ganzen Schnickschnack. Statt mit übertriebenen Effekten spielt der britische Produzent subtil mit Sounds, die irgendwo zwischen Warp-Zeit und Traumwelt schwingen. Die Beats sind so minimal, dass man sich fragt, ob die Plattennadel nicht ein paar Takte zu langsam ist. Aber genau das brauchen wir zur Zeit: Ein bisschen verträumt, ein bisschen tanzbar – perfekt, um einen in den Loop zu schubsen, aus dem man nie wieder raus will.
Ania Gleich Zur ReviewElectro hatte in den letzten Jahren eine harte Zeit: TikTok-Techno bretterte über die guten alten synkopierten Drums, als wäre es nichts, und verbannte es auf die stille Treppe neben dem Dancefloor. Das konnte Legende Luke Eargoggle unmöglich auf sich sitzen lassen und tat sich deshalb mit dem Schweden Dataintrång – zu Deutsch: Hacken – zusammen, um dem Genre mit einer mitreißend wie perfekt produzierten Drei-Track-EP keine Frischzellenkur, sondern eine selbstbewusste Rückbesinnung auf traditionelle Werte zu verpassen.
Maximilian Fritz Zur Review»Bright Sparkling Light« wurde 2023 zunächst nur bei Konzerten von Matthew Halsall verkauft. Ausverkauft sollte es eigentlich heißen. Im Jahr 2024 erschien dann auf Wunsch vieler Fans die »offizielle« Edition. Zu hören sind drei Stücke, die zeigen, warum Halsall seit Jahren eine Lichtgestalt im spirituellen Jazz Großbritanniens ist, und die diesjährigen Alben von Shabaka Hutchings, Amanda Whitings und Jasmine Myra auf 25 Minuten komprimieren.
Sebastian HinzAuf der »Movimento EP« versammelt Neel vier Tracks mit gerader Kickdrum. So weit, so gut, so üblich. Irgendwie ist da aber mehr, wie so oft auf Spazio Disponibile. Der Römer bastelt kontinuierlich Assoziationsebenen um die pulsierende Mittelachse seiner Tracks, die, da haben wir’s wieder, mehr sind als funktionaler Bleep Techno. Unheilvoller Tribalismus, sinistre Trillerpfeifen und Echolote in Marianengrabentiefe locken Raver:innen ins Dunkel und werfen sie dort auf sich selbst zurück, so wie es eine der besten Techno-Platten des Jahres tun sollte.
Maximilian Fritz Zur ReviewObwohl nthng seiner musikalischen Linie seit Jahren treu bleibt, fühlt sich jede neue Veröffentlichung wie ein besonderes Geschenk an. Vielleicht auch genau deshalb. Virtuos kombiniert er wie eh und je in »I’d Love to Fly« melancholische IDM-Elemente mit wohlig-warmen Ambient-Melodien. Die sanft pulsierenden, atmosphärische Sounds lassen einen regelrecht durch das Album schweben. Wie schon in seinen früheren Werken evoziert nthng auch hier ein überwältigendes Gefühl der Zuversicht - zart aber geerdet. Die Klanglandschaften des Albums strahlen eine subtile Zurückhaltung aus, die zwar zum Träumen einlädt, ohne aber vor der Realität zu flüchten.
Celeste Dittberner»Which Way Is Up« ist bouncy, sprüht vor Energie und hat dennoch etwas Beängstigendes. Nach längerer Abwesenheit markiert Pearson Sound mit seiner neuesten EP seine mit Spannung erwartete Rückkehr zu Hessle Audio. Im Zentrum der vier Tracks steht sicherlich Hornet, der bereits im Laufe des Jahres mit seinen 808s in den Clubs für Furore sorgte. Als netten Zusatz liefert Pearson Sound drei weitere Tracks, die mit eigenwilligen und klassisch verwurzelten UK-Rave-Elementen ausgestattet sind und in Summe einmal mehr beweisen, dass sein Produktionsansatz so dynamisch und zukunftsorientiert ist wie eh und je.
Moritz WeberKeine Jahresbestenliste ohne Livity Sound, kein Livity Sound ohne Peverelist – so weit, so logisch. »Pulse Phase« ist der dritte Teil eines im Vorjahr gestarteten Zyklus, mit dem der Labelbetreiber nach fünfjähriger Schaffenspause in den Heimathafen zurückkehrte. Wie auch auf der ein knappes halbes Jahr später veröffentlichten Nachfolge-EP »Pulse Echo« dekliniert Tom Ford darauf bekannte Genres unter seinen ganz eigenen Bedingungen neu durch. Very British Hands-up-House mit grellen Synthesizern, Arpeggien-Kaskaden mit Amapiano-Grooves, bleepiger Tech House, 2-Step mit Billo-Grime-Bässen: Komplett einzigartig, sehr Peverelist, Livity Sound für immer!
Kristoffer Cornilsre:ni ist in der Londoner Clubszene längst keine Unbekannte mehr, hat sich mit messerscharfen DJ-Sets, der eigenen Partyreihe (und Label) RE:LAX mit Laksa oder einer 12" auf Ilian Tape ins Bewusstsein dr Tanzenden gespielt. Dieses Jahr folgte mit »BeautySick« ihr Debüt auf Batus Timedance Label, das erste Release einer Frau dort überhaupt. Vier pulsierende, effektvolle Tracks sind darauf zu hören, mit dem in UK üblichen Mehr an Bass und Hall, aber auch nervös zuckenden Rhythmen, gechoppten Vocals, der Trance'schen Melodieseligkeit.
Sebastian HinzLukid und Tapes wirbelten mit ihrem gemeinsamen Projekt Rezzett ordentlich Gerätestaub auf, als sie im Jahr 2013 auf The Trilogy Tapes debütierten. Sie konnten weit über die Outsider-House-Ära hinweg Akzente setzen und nach einer vierjährigen Release-Pause scheinen sie angriffslustiger als je zuvor. »Puddings« spart sich das für das Duo in der Vergangenheit charakteristische Spiel mit den Tropen verschiedener Clubgenres und setzt auf einen verspulten Retro-Sound – am Ende gibt es sogar schillernden Not-So-Harsh-Noise zu hören. Der unwahrscheinliche Hit ist »Plum Druff« mit eingängiger Lead-Melodie und Four-to-the-Floor-Beat.
Kristoffer CornilsDie Aufregung in der weltweiten Digging-Community war groß, als DJs wie »Harvey« und »Orpheu the Wizard« einen mysteriösen Track spielten, der sofort Begehrlichkeiten weckte. Viele glaubten, es handle sich um eine längst verschollene kantonesische Version des Italo-Disco-Klassikers »Spacer Woman«. Das Original produzierten Maurice Cavalieri und Giorgio Stefani 1983 unter dem Pseudonym »Charlie«. Doch nach fieberhafter Suche stellte sich heraus: Es war kein Schatz aus den Archiven, sondern eine brandneue Cover-Version von Romain FX. Der in Hongkong aufgewachsene Künstler hat dem Original mit Fingerspitzengefühl ein modernes Update verpasst. »Spacer Woman« in kantonesischer Sprache, mit Texten von Cheung Yuen Tung, die dem Kultsong dadurch eine Tür außerhalb des gewohnten »Italo-Cosmos« geöffnet hat, romantisiert unweigerlich das, für westlich geprägte Ohren, ›Obskure‹.
Pippo Kuhzart Martin GeorgiSicherlich: Eine Flexidisc ist noch keine 12inch, vier davon haben immerhin annähernd dieselbe Fläche. Nicht allein Geometrie-Nerds, sondern ebenso Audiophile werden indes mit »Scale and Scope« von Stefan Goldmann so ihre Probleme haben: Zu hören gibt es Aufnahmen von Aufnahmen, die über das knisteranfällige Format abgespielt wurden und beim Wiederabspielen noch zusätzlich knistern. Hä? Ja, genau. Unter dieser kleinen Meditation über den Sound der Mediation und Medienfetische verbergen sich wunderbar blubbernde, schillernde, dröhnende musikalische Etüden, die zum Rewind einladen – was wiederum so eine Flexidisc noch kaputter, das Klangerlebnis noch einmal anders gestalten würde. Phew.
Kristoffer CornilsDie Bindung zwischen Ilian Tape und Stenny ist firmer als die meisten Ehen, produktiver sowieso: Ein Album und acht Solo-EPs hat der italienische Produzent in den vergangenen elf Jahr über das Zenker-Brothers-Label veröffentlicht und dessen Soundästhetik entschieden mitgeprägt. Die vier Tracks auf »Maha« geben sich gleichermaßen roh und durchschlagend, raffiniert und unbekümmert in Bezug auf Techno-Konventionen. Nach einem bassigen Stepper und einem Dub-Techno-Destillat setzt die B-Seite auf überraschend aufgeräumten Techno, »Assegai« liebäugelt sogar mit dem Hardgroove-Revival.
Kristoffer CornilsEs braucht wohl schon ein bisschen Mumm, eine Compilation ernsthaft »Braindance« zu traufen, und wir können nur hoffen, dass die Inbox von Die Orakel nicht mit Hassmails von Rephlex-Fanatics zugespammt wird. Andererseits gibt es darauf wahrscheinlich eine Menge Material, das zumindest die »Selected Ambient Works«-Ultras zu schätzen wissen. Acts aus dem Label-Roster wie n9oc und O-Wells zeigen sich in Topform, während Beiträge von upsammy und Katatonic Silenio das Ganze noch weiter abrunden. Schade nur, dass lediglich die eher Dancefloor-kompatiblen Stücke von Dana Kuehr, Benjamin Milz, Reptant und Poly Chain es auf die Platte geschafft haben – diese Ansammlung buchstäblich zukunftsorientierter elektronischer Musik wäre den Preis eines 3LP-Sets schon wert gewesen.
Kristoffer CornilsDubstep ist schon wieder ein Vierteljahrhundert alt, hui. Und während der ganz große Hype längst vorbei ist, steht Malas Label Deep Medi Musik wie ein Fels in der Brandung. Das diesjährige Highlight dort: »THL« des Franzosen Jérôme Meyer aka Von D. Drei Tracks auf 180 Gramm Vinyl. Die ersten beiden, »Arcane 17« und »Runtz«, sind Dubstep fürs Lehrbuch. Der abschließende Titeltrack macht dann den Deckel drauf. Tight, heavy lid. Es ist ein bisschen wie im Kino, wenn sich nach dem Vorgeplänkel der Vorhang vor der Leinwand ganz öffnet. In dieser Vorführung: Elefanten in Rüstungen schleppen sich schweren Schrittes durch den Wüstensand, Posaunen blasen zum Angriff. Dubstep fürs Kopfkino.
Sebastian HinzVril steht seit fast einer Dekade mit seinem Namen für Dub Techno, der Georgier HVL hingegen ist ein übermäßig begabter Producer in den Bereichen Acid, Electro und Breakbeat. Auf dieser Split ergänzen sich die Grundstimmungen, die beide Künstler mitbringen, hervorragend: Vril lebt seine Knorrigkeit in »We Believe« mit voller Lust aus, wohingegen HVL, besonders exzellent im Titeltrack, Hyperaktivität und die ganz, ganz großen Gefühle kombiniert.
Maximilian Fritz Zur Review