Die auf Karton montierten Schwarz/Weiß-Fotografien weisen Anzeichen von Verschleiß auf, sie beschwören Bilder eines jüngeren Hopper der seine beeindruckende Bibliothek abstrakter Drucke wieder und wieder durchblättert, während er sich auf seine erste Fotografie Ausstellung im Fort Worth Art Center Museum in Texas im Jahre 1969 vorbereitet. Es muss ein hartes Stück Arbeit sein, diese Sammlung aufzuarbeiten, da jede Fotografie, wie Szenen eine Filmes, Teil einer größeren Narrative ist: politische Fotos von einer Martin Luther King-Rede, eine Reihe voyeuristischer Aufnahmen, die einen Obdachlosen in einem Trechcoat zeigen, dessen Gesicht unter einem großen Hut versteckt ist und der seine materielle Existenz in einen zerschlissenen Koffer packt, Hippies auf einem »Love-in« und Portraits von Amerikas neuer künstlerischer Elite – vereint um ein größeres Bild zu erzeugen. Ein größeres Bild eines zunehmend widersprüchlichen Nachkriegsamerika, ein Amerika, das die mit weißen Posten umzäunten Grenzen durchbrechen möchte, ein Amerika, nicht durch Patriotismus vereinigt, sondern durch die dämmernde Dystopie, die einst der amerikanische Traum war.
Hoppers Regiedebüt »Easy Rider« (1969), in dem er selbst mitspielte, rebellierte gegen die frigiden Erwartungen Hollywoods und wurde von der Film-Weltelite trotzdem hochgelobt. Er hatte die kulturelle Finesse Mainstream mit Avantgarde zu verknüpfen und dieser Charakter ist es auch, der diese Fotografien herausragen lässt. Ein durstiger Charakter auf der Suche nach grundlegenden Momenten, getrieben von Neugier und einem kindlichen Mangel an Scham. Seine, ohne Spur von Angst fotografierte, Serie von Hell’s Angel-Bikern macht ihn zum fotografischen Äquivalent von Hunter S. Thompson’s exzentrischem Journalismus. Seine Subjekte sind keinem Urteil ausgesetzt, er errichtet keine Mauer zwischen ihm und ihnen und er zieht keine Rückschlüsse – das ist der Job des Betrachters.