Dead Prez – Live am 4.2. im Magnet Club in Berlin

06.02.2014
Dead Prez waren einst für ihren aggressiven Style, ihre sozialistischen und gesellschaftliche Unverhältnismäßigkeiten hinterfragende Texte berüchtigt. Viel davon war bei ihrem Auftritt in Berlin indes nicht mehr übrig geblieben.

Rauchverbot für den Veranstaltungsort aussprechen auf der einen Seite, Marihuana in den Texten propagieren auf der anderen: Wie passt das zusammen? Bei einer der einstmals glaubwürdigsten Rap-Crews ihrer Zeit passte das am Dienstagabend im Berliner Magnet Club sehr gut zusammen. Da spielten nämlich Dead Prez, die zu Zeiten ihres 2000er Debüts »Let’s Get Free« noch für ihren aggressiven Style, ihre sozialistischen und gesellschaftliche Unverhältnismäßigkeiten hinterfragende Texte sowie für ihre panafrikanische Einstellung berüchtigt waren. Viel von den einstigen Revolutionsgedanken war indes nicht mehr übrig geblieben, nachdem vor zwei Jahren das erste Album seit 2004, »Information Age«, erschienen ist, auf dem cheesige Soulhooks und Einfallslosigkeit herrschen. So wirkten Dead Prez bei ihrem Konzert im Magnet zwar nicht wie eine Farce, da sie auch viele ihrer alten Hits aus dem Debüt und dem Nachfolgealbum »Revolutionary But Gangsta« spielten, aber wie ein Umsturz der Welt »as we know it« sah das dann auch nicht aus. Für die Realness sorgte da eher schon der mitgebrachte DJ MC MikeFlo, der einen sehr unterhaltenden rappenden DJ alter Schule gab und der im Laufe des Abends selbst eines seiner Stücke (das großartig-düstere »Undress The Mannequin«) performen durfte. Bei einer eher mittelmäßigen Stimmung, die sich erst gen Ende (bzw. nachdem »Hiphop« gespielt wurde) verbesserte, waren M1 und stic.man sehr verblüfft, wie sensationell die Stimmung in Berlin doch sei – man mag sich gar nicht ausmalen, was vorher in Mannheim oder Wien los war. Dennoch, Dead Prez machten das Beste daraus und haben sich ehrlich in die Show hineingehängt: in bester Call & Resposounse-Manier wechselten sich beide MCs gekonnt ab und verstanden sich blind, auch wenn der eine dem anderen durchaus hätte ein wenig mehr Platz einräumen können. Derweil interessierten sich ihre Fans kaum für die positiven Botschaften, die das Duo an sie richtete: lebt gesund, lasst das Kiffen, treibt Sport. Das alles klang mehr nach Missionierung als nach gut gemeinten Ratschlägen. Das merkten auch die M1 und stic.man und ließen sich doch noch zu Aussagen wie »Fick die Polizei« und »Free Palestine« hinreißen, die teilweise Begeisterung beim Publikum auslösten. Doch auch diese Einsatzfreude überzeugte das Publikum nicht komplett: viele verzogen sich zwischendurch – einerseits verschreckt vom angepassten Sound und der bedingten Glaubwürdigkeit, andererseits einfach um eine Selbstgedrehte zu rauchen – lieber in die Smokers Lounge.