Das Moses Yoofee Trio bringt Berliner Jazz auf die Weltbühne

Text Ben Lee
23.09.2024
Foto:© Valentin Hansen & Aysan Lamby
Das Jazztrio steht vor der Veröffentlichung eines neuen Albums und spricht über seinen Aufstieg, wie sie live noch besser klingen und die Bedeutung lokaler Veranstaltungsorte.

»Wir hatten einen Jam und haben nicht mehr aufgehört«, sagt Bassist Roman Klobe, der Keyboarder Moses Yoofee an derselben Schule in Berlin kennengelernt hat. Die deutsche Hauptstadt hat sich in den letzten Jahren zu einer Brutstätte des Jazz entwickelt, und das Moses Yoofee Trio wurde schnell zu einer der aufregendsten Gruppen, die den Durchbruch schafften. Er entdeckte den Schlagzeuger Noah Fürbringer, als er seine Clips auf Instagram sah, und fragte ihn per Nachricht, ob er mit ihnen spielen wolle.

»Am Anfang ging es uns nicht darum, Konzerte zu spielen, sondern einfach nur Spaß zu haben«, sagt Klobe. Doch als kurz darauf die Pandemie ausbrach, gab die Ruhe dem Trio laut Yoofee »Zeit, einfach Musik zu machen«, ohne Druck.

Sie sind nicht nur als Trio bekannt. Fürbringer veröffentlichte 2022 eine Jazzplatte auf dem Berliner Label Kryptox und spielt Schlagzeug für den Rapper Casper, während Klobe musikalischer Leiter des Popkünstlers Lune ist. Yoofee produziert Beats und hat EPs bei Ballroom Radio Records und Casa Voyager veröffentlicht. Außerdem ist er auf der Compilation »Shouts 2022« von Rhythm Section und auf »Entangled Grounds – The Sound of XJAZZ! Berlin« zu hören.

»Es ist auch wirklich einfach, keine komplizierte Musik, das ist cool.«

Moses Yoofee

In diesem Projekt erkunden sie jedoch Jazz-Fusion, Hip-Hop und Broken-Beat-Rhythmen, wobei sie sich während eines Songs oft fließend zwischen all diesen Elementen bewegen. Yoofee sagt, es gebe »viele tiefgründige Momente«, was sich in ihrer Ähnlichkeit mit der britischen Szene und Bands wie DoomCannon widerspiegelt, aber auch in der Intensität und dem Tempo ihrer Stücke, die an GoGo Penguin erinnern. Ihre Inspirationsquellen sind jedoch die amerikanische Szene mit Robert Glasper und R+R=NOW sowie Berliner Künstler wie Petter Eldh.

Für die drei beeinflusst die Arbeit in der Session, wie sie im Trio spielen und worauf sie sich bei ihrem Sound konzentrieren müssen. »Es geht nicht darum, was die Musik wirklich ist, sondern wie du die Leute dazu bringst, deinen Scheiß zu mögen«, verrät Klobe.

Szene entwickelt, Ärsche gerettet

Die Zeit, in der sie während der Pandemie wachsen konnten, inspirierte sie zu dem Mini-Album »Ocean«, das Mitte 2022 innerhalb von sechs Tagen in den Berliner Brewery Studios aufgenommen und auf dem experimentellen Label LEITER des wegweisenden Komponisten Nils Frahm veröffentlicht wurde. »Wir haben uns nicht wirklich vorbereitet, Stücke wie ›Ocean‹ und ›Richmond‹ sind völlig spontan entstanden«, sagt Klobe. »Es ist auch wirklich einfache, unkomplizierte Musik, das ist cool.«

›Richmond‹ ist ein Hip-Hop-Stück, aber auch mit harten Funk-Einflüssen, vor allem wenn der Bass einsetzt, und das setzt sich fort, wenn der Song in der zweiten Hälfte an Fahrt gewinnt und Fürbringers Schlagzeug das Tempo vorantreibt. Der Titeltrack hat eine unglaubliche Intensität, da der Groove um das schrille, sich wiederholende Piano positioniert ist, und alle drei zeigen hier, wie großartig sie spielen. »Minor Issues« ist eine rasante Jazz-Fusion mit großartigen Soli und einem sensationellen Aufbau aus Fürbringers gleitenden Schlägen zwischen Snare, Toms und Ride-Becken.


Obwohl sie außer dem Mini-Album »Ocean« nur wenige Singles veröffentlicht haben, ist das Trio für seine Live-Shows bekannt, für die es beim Deutschen Jazzpreis 2024 als Live Act des Jahres ausgezeichnet wurde. Ihr geheimer Vierter im Bunde hilft ihnen dabei, ihren Studio-Sound in ein Live-Spektakel zu verwandeln. »Fabian, unser Soundmann, holt aus jeder PA das Beste heraus – er rettet uns oft den Arsch«, sagt Yoofee.

Eine Live-Session im Club Gretchen war eine der ersten Veröffentlichungen, mit denen sie sich einen Namen machten, und der Veranstaltungsort gab dem Trio das Gefühl, ihnen und der Berliner Jazzszene sehr geholfen zu haben. »Lars vom Club Gretchen ist wirklich wichtig und hat uns von Anfang an unterstützt«, sagt Yoofee. »Er versucht, die Szene weiterzuentwickeln und auch kleinere Leute [dorthin] zu bringen. Unser erster großer Auftritt war mit ihm, und er würde uns alle zwei Monate auftreten lassen, wenn wir wollten.«

Nachdem sie in den letzten Jahren regelmäßig durch Europa getourt sind und soeben ihr Mini-Album »Ocean« auch auf Vinyl veröffentlicht haben, sind sie nun wieder im Studio. »Das neue Album ist zu 82 Prozent fertig«, sagt Yoofee.

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