Detektiv Danger Mouse heißt die rasende Kriminalmaus, der Held der gleichnamigen britischen Zeichentrickserie. Danger Mouse, so nennt sich auch Brian Burton, der Produzent des letzten Jahrzehnts, dessen frischestes Projekt, das Konzeptalbum Rome (mit dem Komponisten Daniele Luppi), gerade erschienen ist. Einen Überproduzenten kann man den Mann schon nennen, der in den letzten sechs Jahren fünf Mal für den Produzentengrammy nominiert war und der von sich selbst sagt, er sei weniger ein Produzent als ein auteur im Sinne Woody Allens. Einer also, der gern alle Zügel selbst in der Hand hält. Angefangen hat diese Erfolgsgeschichte, die des vielzitierten rastlosen Kreativen, mit einer banalen Idee. Nämlich der, das berühmte weiße Album der Beatles mit dem Black Album des Rappers Jay-Z zu mischen und zu mashen. Heraus kam, farbenlehrentechnisch logisch, The Grey Album. Der Grundstein seiner Karriere, der Aufhänger sozusagen. Die Grenzen für das weitere Schaffen waren, so weit sie auch auseinander lagen, klar gesetzt. Das war 2004. Da hielt sich Danger Mouse in London auf, und vielleicht war es auch deswegen, dass der große Damon Albarn, seinerseits Sänger der besten Britpop-Band Blur, und eben auch der Gorillaz, auf ihn zukam und mit dem zweiten Gorillaz-Album Demon Days beauftragte. Es folgten überaus produktive Jahre, in denen Danger Mouse sich in Projekten wie Danger Doom (zusammen mit dem Rapper MF Doom), GnarlsBarkley (mit Cee Lo Green), The Good, The Bad And The Queen (wieder mit u.a. Damon Albarn) oder Broken Bells (mit James Mercer, dem Sänger von The Shins) austobte. Ein Highlight stellt eines seiner jüngsten Projekte, das Album Dark Night Of The Soul mit Sparklehorse dar, für welches David Lynch, der sogar darauf zu hören ist, ein Special-Edition-Booklet designte.
Viele Wege führen nach Rome*Die Songs schleichen sich, ganz unauffällig, ins Gedächtnis der Hörers ein und verweilen dort.
Und nun also ein Album mit dem Titel Rome, eine nicht zu verkennende Hommage an den italienischen Komponisten Ennio Morricone. Rome ist ein von langer Hand geplantes, zusammen mit dem dem Komponisten Daniele Luppi realisiertes Projekt – über fünf Jahre lang sammelte Danger Mouse Material für die Stücke des fast symmetrischen Albums. Auf jeweils drei der fünfzehn Stücke hört man die Stimmen der Sänger Jack White und Norah Jones, dazwischen gibt es einige Interludes und Instrumentalstücke. Die Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten und dem Produzenten gelingt bis auf wenige Ausnahmen hervorragend. Luppi schafft es, den 1960er Jahre Soundtrack-Vibe in seinen Arrangements der Songs zu konservieren und Brian Burton drückt dem Ganzen seinen Danger-Mouse-Stempel auf. Die Songs schleichen sich, ganz unauffällig, ins Gedächtnis der Hörers ein und verweilen dort. Man kann das Album so und so hören: Als Soundtrack ohne Film, aber auch als Popalbum mit Retroflair. In letzterer Eigenschaft erinnern die Stücke an Broken Bells; oder noch viel mehr an die Songs, die auf Dark Night Of The Soul zu hören waren. Unauffällig und doch »catchy« sind die Melodien, Hörerwartungen werden geschickt unterlaufen. Und die Stimmen sind geschickt gewählt – besonders die von Jack White passt ausgezeichnet in das Italo-Western-Thema von Rome. Gut, dass einer wie Danger Mouse es sich aussuchen kann, mit wem er gerne zusammenarbeitet.