Dan Witz – Ausstellung im Gestalten Space, Berlin

17.05.2013
Foto:Dan Witz
Dan Witz zeigt in seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland im »Gestalten Space« in Berlin Design-Objekte im Modus der Poesie und am Ende beschleicht einen das wohlige Gefühl, dass man mit diesen Gegenständen leben will.
Um Dan Witz‘ Bilder im »Gestalten Space« sehen zu können, muss man zunächst – so will es die Logik dieses Raums – durch den Verkaufsraum gehen. So säumen also Bücher, Notizhefte und eine Vielzahl an erlesenen Design-Objekten den Weg zur ersten Einzelausstellung des Amerikaners in Deutschland. Doch dieser fade Beigeschmack entwickelt bei Betreten der Ausstellung die Dynamik eines unfreiwilligen, treffenden Kommentars. Denn Dan Witz zeigt in »Bar Shrines, Lamps and Other Paintings of Light« in erster Linie Design-Objekte (Lampen, Flaschen, Einrichtung, die Neonreklame einer Straßenecke, Tische). Und was zunächst den Anschein hat, als ließe es sich in guter alter Tradition der Pop Art verorten, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen – und vor allem nach der räumlichen Erfahrung, die diese Bilder ermöglichen – geradezu als Anti-Pop-Art. Pop-Art steht ihren Objekten ironisierend und skeptisch gegenüber, hantiert mit Oberflächen (Kunst in seiner Designhaftigkeit; Branding), bemüht ein Spiel im Sinne von Durkheim’s Heilig-Profan-Dichotomie und führt dabei die Objekte (und Menschen) vor allem anhand ihrer funktionalistischen gesellschaftlichen Implikationen vor. ###CITI:»Die Design-Objekte werden so ihrer Praktikabilität beraubt und ausschließlich in ihrer poetischen Wirkung gezeigt«:### Dan Witz hingegen hat einen ganz anderen Bezug zu seinen Objekten: In einer Mischform aus Digitalfotografie und Ölmalerei – Fotografie zur Wiedergabe der Objekte, Malerei zur Wiedergabe des Lichts – reproduziert und inszeniert er die Räume, die diese Objekte schaffen. Die Design-Objekte werden so ihrer Praktikabilität beraubt und ausschließlich in ihrer poetischen Wirkung gezeigt. Das dem Kino (Film noir) entliehende Verständnis, dass Räume vor allem durch Aussparungen von Licht geschaffen werden, das schon Edward Hopper umtrieb, hat Dan Witz virtuos adaptiert. So liefert die Ausstellung, die trotz widriger Umgebung (oder gerade wegen dieser!) auch eine entschleunigende Wirkung hat, einen Beitrag zur sich in diesen Zeiten aufdrängenden Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Design. Dan Witz‘ Ausstellung nutzt gestalterische MIttel, die nicht auf sich selbst verweisen und hinter den Oberflächen eine ganze Welt kennen (und nachfühlbar machen) und legt nahe, dass es sich bei diesen zunehmend vermengten Begriffen (Kunst/Design) am Ende vielleicht doch um zwei ganz grundsetzlich verschiedene Modi der Materialisierung von Ideen handelt. Von der in der Pop-Art so präsenten Skepsis gegenüber den Objekten, ist hier nichts zu spüren und am Ende beschleicht einen das wohlige Gefühl, dass man mit diesen Gegenständen, mit diesen Räumen, leben will.